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Arzneimittelrückstände in der Umwelt: Das Stockholmer Konzept

Dießen am Ammersee - 10.05.2021, 06:59 Uhr

Bei der Umweltbewertung der Medikamente werden die Arzneimittelkommissionen in Schweden durch eine frei verfügbare Arzneimittel- und Umweltdatenbank unterstützt. Diese webbasierte Entscheidungshilfe wurde von der Region Stockholm entwickelt und 2016 (in englischer Sprache) eingeführt. (Foto: Panumas / AdobeStock)

Bei der Umweltbewertung der Medikamente werden die Arzneimittelkommissionen in Schweden durch eine frei verfügbare Arzneimittel- und Umweltdatenbank unterstützt. Diese webbasierte Entscheidungshilfe wurde von der Region Stockholm entwickelt und 2016 (in englischer Sprache) eingeführt. (Foto: Panumas / AdobeStock)


Eine öffentliche Datenbank informiert zu Medikamenten mit Umweltrisiken

Bei der Umweltbewertung der Medikamente werden die Arzneimittelkommissionen durch eine frei verfügbare Arzneimittel- und Umweltdatenbank (Pharmaceuticals and Environment - Janusinfo.se) unterstützt. Diese webbasierte Entscheidungshilfe, die zusammengestellte Umweltinformationen für pharmazeutische Substanzen präsentiert, wurde von der Region Stockholm entwickelt und 2016 in schwedischer sowie in englischer Sprache eingeführt. 

In der Datenbank werden öffentlich zugängliche Informationen über Umweltgefahren und -risiken von Medikamenten gesammelt. Einige der Bewertungen wurden von der Region Stockholm oder von akademischen Expert:innen erstellt. Die primären Datenquellen sind die Umweltinformationen, die auf fass.se, einer schwedischen Informationsdatenbank der pharmazeutischen Industrie, und auf der EMA-Website (European Medicines Agendcy) präsentiert werden. Die Daten werden von der Beratungsfirma des schwedischen Umweltforschungsinstituts geprüft. Die Datenbank enthält auch neue Studien zum Vergleich verschiedener Wirkstoffe, die für eine Behandlung in Frage kommen – wenn ein Stoff dem anderen vorzuziehen ist.

Die „Weise Liste“ enthalte zudem Empfehlungen für einen gesunden Lebensstil, welche die Ärzt:innen an ihre Patient:innen weitergeben sollten, erklärt die ausgewanderte deutsche Apothekerin das Stockholmer Konzepts weiter. Auch würden sie aufgefordert, zunächst kleine Verpackungseinheiten zu Beginn einer neuen Langzeittherapie zu verschreiben, um Wirkung und mögliche Unverträglichkeiten abzuwarten. Die Medikamentengabe sollte vom Arzt gut überwacht werden. Medikamente sollten nach Therapieerfolg abgesetzt werden und in regelmäßigen Abständen eine Bewertung für die Gesamtverschreibung aller Medikamente erfolgen. 

Schwedische Ärzt:innen würden zudem angehalten, Antibiotika so restriktiv wie möglich zu verschreiben. Es sollen Bakterienkulturen angelegt werden, um eine zielgenaue Antibiotikagabe mit guter Wirkung und möglichst engem Spektrum zu ermöglichen. Zudem sollten Patient:innen von ihren Ärzt:innen aufgefordert werden, übrig gebliebene Arzneimittel einschließlich gebrauchter Arzneimittelpflaster etc. in der Apotheke zu einer sachgemäßen Vernichtung abzugeben. „Die Apotheker führen die Medikamente einem Sondermüll zur Verbrennung zu“, ergänzt Helena Ramström.

Jährliche Release-Party

Die „Weise Liste“ würde in Schweden gut angenommen, so die Referentinnen. Um Endverbraucher:innen, verschreibenden Ärzt:innen und Apotheker:innen mit den Botschaften zu erreichen findet jährlich eine Release-Party statt. Zudem gibt es ausführliche Informationen im Internet, Vorträge, direkte Dialoge und Fachveranstaltungen, sowie eine Zeitung, die Arzneimittel- und Therapieempfehlungen gibt. Und eine Statistik lässt auch die schwedischen Gewässer und die Umwelt ein wenig aufatmen: Die DDDs, also die definierten Tagesdosen für umweltschädliche Arzneimittel, die nicht auf der „Kloka listan“ stehen sind in Schweden sehr deutlich zurückgegangen.



Mareike Spielhofen, Autorin, DAZ.online
daz-online@deutscher-apotheker-verlag.de


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1 Kommentar

Arzneimüll

von Kleiner Apotheker am 10.05.2021 um 8:08 Uhr

Tja, bei uns ist Arzneimüll = Siedlungsmüll und landet in der Tonne. Interessiert aber seit ca 10 Jahren niemanden, oder die Apotheke darf den Arzneimüll auf eigene Kosten entsorgen.

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