Endlich Konsens

Fluorid: Einheitliche Kariesprophylaxe ab Geburt

Stuttgart - 07.05.2021, 17:50 Uhr

Lange waren sich Kinder- und Zahnärzte über die ideale Kariesprophylaxe im Säuglings- und Kleinkindalter uneinig.(Foto: Oksana Kuzmina / AdobeStock) 

Lange waren sich Kinder- und Zahnärzte über die ideale Kariesprophylaxe im Säuglings- und Kleinkindalter uneinig.(Foto: Oksana Kuzmina / AdobeStock) 


Endlich gelten im Säuglings- und Kleinkindalter einheitliche Empfehlungen: Fluorid peroral ab Geburt bis zum ersten Zahn, dann lokal als Zahnpasta oder weiterhin als Tablette und ab dem ersten Geburtstag fluoridhaltige Zahnpasta für alle Kinder.

Lange waren sich Kinder- und Zahnärzte über die ideale Kariesprophylaxe im Säuglings- und Kleinkindalter uneinig. Das schwächte die Akzeptanz und verunsicherte Eltern, sodass sie Maßnahmen oft unzureichend umsetzen. Dem bundesweiten Netzwerk „Gesund ins Leben“ ist es nun gelungen, alle relevanten Fachgesellschaften an einen Tisch zu bringen. Im Konsens einigten sie sich auf neue Handlungsempfehlungen für Kinder bis sechs Jahre, die in der Fachzeitschrift „Monatsschrift Kinderheilkunde“ veröffentlicht wurden.

Fluorid je nach Alter: oral oder lokal

Die Prävention fußt auf mehreren Säulen: Neben zahngesunden Ess- und Trinkgewohnheiten sowie Zähneputzen nimmt Fluorid eine Schlüsselrolle ein. Säuglinge sollen ab Geburt systemisch 0,25 mg Fluorid supplementieren. Hierfür eignen sich beispielsweise Kombinationspräparate mit 400 bis 500 I.E. Vitamin D, wie D-Fluoretten®, Zymafluor D® 500 oder Fluor-Vigantol® 500. 

Ab dem ersten Zahn sollen Eltern ihr Baby behutsam an die Zahnbürste heranführen. Bei Fluorid haben sie dann die Wahl zwischen oral oder lokal: Sie können mit dem Fluorid-/Vitamin-D-Supplement fortfahren und mit fluoridfreier Zahnpasta oder Wasser putzen. Oder sie verwenden stattdessen Zahnpasta mit 1000 ppm Fluorid bis zu 2-mal täglich mit jeweils maximal 0,125 g Zahnpasta. Diese Menge entspricht einem Reiskorn.  

Eine Ausnahme gilt für Säuglinge, die sich hauptsächlich von Säuglingsmilchnahrung ernähren. Wird diese mit Trinkwasser oder Mineralwasser mit hohem Fluoridgehalt (≥ 0,3 mg/l) zubereitet, empfehlen Experten kein weiteres Fluorid – allenfalls einmal täglich als fluoridhaltige Zahnpasta. 

Spätestens ab dem 1. Geburtstag wird dann allen Kindern empfohlen, die Zähne 2-mal pro Tag mit je bis zu 0,125 g fluoridhaltiger Zahnpasta oder -gel (1000 ppm) zu putzen. Eine gute Vitamin-D-Versorgung ist für die Zahngesundheit ebenfalls wichtig und wird je nach Geburtsmonat bis zum zweiten Frühsommer fortgeführt. 
Erst ab 24 Monaten wird dann mit 0,25 g eine etwa erbensgroße Menge Zahncreme angeraten. Damit soll 2-mal täglich geschrubbt werden. Ein drittes Mal in der Kita ist möglich. 



Anna Carolin Antropov, Apothekerin
redaktion@daz.online


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