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Dauerthema Blasenentzündung – was ist empfehlenswert?

Stuttgart - 24.03.2021, 09:15 Uhr

Frauen, die häufiger von unkomplizierten Blasenentzündungen betroffen sind, fragen oft nach einer Rezidivprophylaxe. (Foto: absolutimages / stock.adobe.com)

Frauen, die häufiger von unkomplizierten Blasenentzündungen betroffen sind, fragen oft nach einer Rezidivprophylaxe. (Foto: absolutimages / stock.adobe.com)


Harnwegsinfektionen zählen zu den häufigen Beratungsthemen in der Apotheke. In ihrem Vortrag „Harnwegsinfektionen in der Selbstmedikation“, gab Apothekerin Dr. Miriam Ude, Darmstadt, auf dem 49. Schwarzwälder Frühjahrskongress einen Überblick über die Möglichkeiten und Grenzen der Selbstmedikation bei Zystitis.

Die Beratung zu Blasenentzündungen erfordert viel Fingerspitzengefühl und schnelle Entscheidungen. Denn bei Schwangeren, Kindern, Männern und Diabetes-Patienten sind die Beschwerden kein Fall für die Selbstmedikation. Auch bei Fieber, Schmerzen in der Nierengegend, Blut im Urin, zunehmenden Beschwerden und Symptomen, die bereits länger als fünf Tage andauern, muss ein Arzt die weitere Abklärung übernehmen. 

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Dabei kann es vorkommen, dass die Kundin oder der Kunde am selben oder nächsten Tag mit einem grünen Rezept über ein Phytopharmakon zurück in die Apotheke kommt. „Denn nach ihren Leitlinien sind die Ärzte gehalten, die Indikation zur Antibiotikatherapie kritisch zu stellen“, erläuterte Apothekerin Dr. Miriam Ude, Darmstadt, auf dem 49. Schwarzwälder Frühjahrskongress. Da unkomplizierte Harnwegsinfektionen eine hohe Selbstheilungsrate besitzen, klingen die Beschwerden meistens innerhalb einer Woche vollständig ab.

Therapieoptionen in der Selbstmedikation

Während früher Bärentrauben-Präparate mehr oder weniger die einzige Option bei unkomplizierter Zystitis waren, hat sich die Palette der rezeptfreien Mittel in den letzten Jahren stark erweitert. Heute besitzen weitere Phytopharmaka mit Kapuzinerkresse, Meerrettich, Goldrute, Spitzwegerich, Birkenblätter oder auch Tausendgüldenkraut, aber auch Mittel mit D-Mannose oder Xyloglucan-Gelatine einen festen Platz in der Selbstmedikation. Zur initialen symptomatischen Therapie kann auch Ibuprofen empfohlen werden, sofern die Schmerzen leicht bis mittelgradig ausgeprägt sind. In einer Anwendungsbeobachtung, die in Hausarztpraxen durchgeführt worden war, verglich man die Symptomlinderung mit Ibuprofen (3 x 400 mg über drei Tage) mit der Beschwerdelinderung unter antibiotischer Therapie (3 g Fosfomycin über drei Tage). Unter dem Antibiotikum waren 80 Prozent der Patient:innen nach einer Woche beschwerdefrei, unter Ibuprofen 70 Prozent. Da die Beschwerden bei unkomplizierter Zystitis häufig krampfartig sind, ist auch Butylscopolaminiumbromid, gegebenenfalls in Kombination mit Paracetamol, eine gute Empfehlung zur symptomatischen Behandlung.

Viel trinken – aber nicht zu viel

Vielen von unkomplizierter Blasenentzündung Betroffenen wird von ihrem Umfeld geraten, möglichst viel zu trinken. Dieses Thema solle in der Apotheke angesprochen werden, so Ude, denn die Erkenntnisse haben sich auf diesem Gebiet verändert. Der Grund dafür ist, dass sich auch im Urin körpereigene Abwehrstoffe befinden, deren Konzentration durch hohe Trinkmengen zu stark verringert werden könnte. Die Empfehlung lautet deshalb, auch bei einer Blasenentzündung nur etwa 1,5 Liter pro Tag zu trinken. Blasen- und Nierentee mit aquaretisch wirkenden Drogen wie Goldrutenkraut (das zudem eine leicht spasmolytische Wirkung besitzt), Birkenblättern, Schachtelhalmkraut und Queckenwurzelstock ist jedoch auf jeden Fall eine gute Empfehlung, auch als Zusatztherapie zur Antibiotikabehandlung. 

Bei den bewährten Bärentraubenblättern solle in der Beratung darauf verwiesen werden, dass sie nicht länger als sieben Tage hintereinander und nicht häufiger als 5-mal pro Jahr angewendet werden sollen. Grund ist der Verdacht auf kanzerogene und mutagene Wirkungen. Der Wirkstoff Arbutin entsteht intrabakteriell und unabhängig vom pH-Wert des Urins. Das früher empfohlene Alkalisieren des Urins ist also nicht notwendig. 

Ein Kombinationspräparat aus Kapuzinerkresse und Meerrettichwurzel hat sich ebenfalls einen festen Platz in der Selbstmedikation bei Blasenentzündungen erobert. Bei dieser Kombination kommt die antibakterielle Wirkung durch Glukosinolate, die Senföle freisetzen, zustande. Eine weitere empfehlenswerte Kombination aus Tausendgüldenkraut, Rosmarin und Liebstöckelwurzel wirkt bakterienausspülend und antiadhäsiv, aber auch analgetisch, spasmolytisch und antiphlogistisch.

Beratung zur Rezidivprophylaxe

Frauen, die häufiger von unkomplizierten Blasenentzündungen betroffen sind, fragen oft nach einer Rezidivprophylaxe. Zugelassen für diese Indikation ist D-Mannose, die nachweislich die Anheftung von uropathogenem Escherichia coli an die Blasenschleimhaut hemmt. D-Mannose kann auch zusätzlich zu einer Antibiotika-Therapie verabreicht werden. Ergänzend sollten zur Vorbeugung wiederkehrender Blasenentzündungen nichtmedikamentöse Maßnahmen im Beratungsgespräch thematisiert werden. Dazu zählen Hygienemaßnahmen wie die korrekte Reinigungsrichtung nach dem Stuhlgang, um bei Frauen das Einwandern von Keimen in den Scheidenbereich zu verhindern. Ebenfalls gegen die „Keimwanderung“ hilft der Gang zur Toilette nach dem Geschlechtsverkehr. Abgeraten werden sollte laut Ude dagegen von einer vaginalen Puffercreme, von zweifelhaftem Nutzen seien orale oder vaginale Lactobacillen-Präparate.



Dr. Claudia Bruhn, Apothekerin / Autorin DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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