Neue Vakzine gegen COVID-19

Was hat Moderna im Köcher?

Remagen - 18.03.2021, 12:15 Uhr

Moderna beginnt mit der klinischen Erprobung von COVID-19-Impfstoffkandidaten der nächsten Generation. (Foto: IMAGO / ZUMA Wire)

Moderna beginnt mit der klinischen Erprobung von COVID-19-Impfstoffkandidaten der nächsten Generation. (Foto: IMAGO / ZUMA Wire)


Moderna fährt weitere Impfstoff-Geschütze gegen das neuartige Corona-Virus und seine gefährlichen Mutanten auf. Das aktuelle klinische Entwicklungsprogramm des US-Biotech-Unternehmens umfasst neben potenziellen Auffrischkandidaten gegen COVID-19 auch bereits Kandidaten der nächsten Generation. Außerdem wurde mit seiner zugelassenen Vakzine mRNA-1273 eine Studie an Kindern gestartet.

Das ungute Gefühl hinsichtlich der Wirksamkeit der genehmigten COVID-19-Vakzine gegen die neuen Varianten des Virus wächst und die Impfstoff-Entwickler schlafen nicht. Vor einer Woche hatte Moderna bekannt gegeben, dass damit begonnen wurde, Studienteilnehmer:innen in einer klinischen Phase-2-Studie Auffrischungsdosen zu verabreichen, um den potenziellen Bedarf an Booster-Impfstoffkandidaten auszuloten. Das US-Biotech-Unternehmen verfolgt diese klinische Entwicklungsstrategie, obwohl zuvor veröffentlichte Daten gezeigt haben, dass mRNA-1273 ebenfalls neutralisierende Titer gegen alle getesteten Schlüsselvarianten produzieren kann, wenn auch mit einer 6-fachen Verringerung der Neutralisationstiter gegen B.1.351 aus Südafrika. Das beruhigt Moderna also offenbar keineswegs.

Auffrischdosen zur Erprobung in Phase 2

An einer aufgesattelten Phase-2-Studie (NCT04405076) nehmen nun 60 Teilnehmer:innen teil, die bereits den ursprünglichen mRNA-1273-Impfstoff erhalten haben. Sie bekommen eine einzelne Auffrischungsdosis eines modifizierten Kandidaten (mRNA-1273.351) oder eines multivalenten Auffrischungskandidaten. mRNA-1273.351 kodiert für das präfusionsstabilisierte Spike-Protein der SARS-CoV-2-Variante B.1.351, die erstmals in Südafrika entdeckt wurde. Der multivalente Kandidat mRNA-1273.211 kombiniert die zugelassene Vakzine mRNA-1273 und mRNA-1273.351 in einem einzigen Impfstoff.

Der variantenspezifische Booster-Kandidat mRNA-1273.351 kommt in zwei Dosen (20 µg und 50 µg) auf den Prüfstand und der multivalente Booster als 50 µg-Dosis.

In einer früheren Protokolländerung der Phase-2-Studie war den mit mRNA-1273 geimpften Teilnehmer:innen bereits eine einzelne Auffrischungsdosis von 50 µg mRNA-1273 angeboten worden. Die Erprobung in dieser Protokollerweiterung ist noch nicht abgeschlossen.

Parallel dazu will das „National Institute of Allergy and Infectious Diseases“ (NIAID) eine klinische Phase-1-Studie durchführen, um die monovalenten und multivalenten modifizierten mRNA-1273-Impfstoffe als Primärserie bei naiven Personen und als Auffrischungsimpfstoff bei früheren Impfstoffen mit mRNA-1273 zu bewerten (NCT04785144).

mRNA-1283, ein Kandidat der nächsten Generation

Daneben ist Moderna in die klinische Erprobung von COVID-19-Impfstoffkandidaten der nächsten Generation eingestiegen. Eine Phase-1-Studie zur Dosisfindung soll die Sicherheit und Immunogenität von mRNA-1283 bewerten. Dieser codiert für die Teile des SARS-CoV-2-Spike-Proteins, die für die Neutralisation kritisch sind, insbesondere die Rezeptorbindungsdomäne (RBD) und die N-terminale Domäne (NTD). In der Studie werden drei Dosisstufen (10 µg, 30 µg und 100 µg) als zwei-Dosis-Serie im Abstand von 28 Tagen an gesunde Erwachsene verabreicht. Außerdem wird eine Einzeldosis von 100 µg mRNA-1283 evaluiert und mit der zugelassenen zwei-Dosis-Serie von jeweils 100 µg mRNA-1273 verglichen. Die neue Vakzine wird als potenziell Kühlschrank-stabiler mRNA-Impfstoff entwickelt, was die Verteilung und Verabreichung durch Gesundheitsdienstleister erleichtern soll.

Erste Studie mit mRNA-1273 an Kindern

Bislang sind alle für den Einsatz gegen COVID-19 genehmigten Impfstoffe mit Ausnahme von Comirnaty® (ab 16) nur für Erwachsene zugelassenen. Dabei wäre der Bedarf an Vakzinen für Kinder riesig. Auch hier will Moderna nun eine Vorreiter-Rolle einnehmen. Nach einer aktuellen Pressemitteilung des Unternehmens wurden soeben die ersten Teilnehmer:innen für eine Studie namens KidCOVE eingeschrieben. In der Phase-2/3-Studie (CT04796896) soll mRNA-1273 an Kindern im Alter von sechs Monaten bis unter zwölf Jahren getestet werden. Sie wird in Zusammenarbeit mit dem NIAID und der „Biomedical Advanced Research and Development Authority“ (BARDA) durchgeführt. Das Unternehmen beabsichtigt, rund 6.750 pädiatrische Teilnehmer:innen in den USA und Kanada in die Studie aufzunehmen.

Herantasten in zwei Teilen

Die offene Studie besteht aus zwei Teilen, einem zur Dosissteigerung und Altersdeeskalation (Teil 1) und einer randomisierten, beobachterblinden, placebokontrollierten Expansionsstudie (Teil 2). In Teil 1 kann jede:r Teilnehmer:in im Alter von zwei Jahren bis unter zwölf Jahren eine von zwei Dosisstufen (50 μg oder 100 μg) erhalten. Für jüngere Kinder zwischen sechs Monaten und zwei Jahren sind Dosen von 25 μg, 50 μg oder 100 μg vorgesehen.

Nach einer Zwischenanalyse soll entschieden werden, welche Dosis in Teil 2 verwendet wird. In dieser werden die Sicherheit, Verträglichkeit, Reaktogenität und Wirksamkeit von zwei Dosen mRNA-1273 im Abstand von 28 Tagen bewertet.

Die Wirksamkeit des Impfstoffs wird entweder durch Erreichen eines Korrelats des Schutzes abgeleitet, sofern dieser etabliert ist, oder durch Immunobridging zu der jungen Erwachsenen-Bevölkerung (Alter 18-25). Die Bewertung der Impfstoffsicherheit und -reaktogenität ist ebenfalls ein primärer Endpunkt der Studie.



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


Das könnte Sie auch interessieren

Neuer Impfstoffkandidat mRNA-1273.351

Impfstoffvariante von Moderna erzeugt robuste Antikörper

Herabgesetzte Impfwirksamkeit

Moderna schützt zu 90 Prozent vor COVID-19

FDA: Moderna beantragt Zulassung für Auffrischung

Kleiner Booster, große Wirkung

Überzeugt vom Nutzen der Auffrischimpfung

Moderna-Booster reduziert Durchbruchinfektionen

Moderna: drei bestehende COVID-19-Auffrischungskandidaten

Neuer variantenspezifischer Impfstoff gegen Omikron ab Anfang 2022?

Neues zu SARS-CoV-2 in Kürze

Corona-Ticker

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.