Recherchen von NDR, WDR und SZ

Spahn beschloss Maskenausgabe über Apotheken wohl im Alleingang

Berlin - 18.03.2021, 10:50 Uhr

Offenbar hat Spahn sich bei der Masken-Verteilaktion über die Apotheken über die Warnungen der Fachberater aus seinem eigenen Ministerium hinweggesetzt, auch was den Preis von 6 Euro je Maske betrifft. (Foto: IMAGO / IPON)

Offenbar hat Spahn sich bei der Masken-Verteilaktion über die Apotheken über die Warnungen der Fachberater aus seinem eigenen Ministerium hinweggesetzt, auch was den Preis von 6 Euro je Maske betrifft. (Foto: IMAGO / IPON)


Bedenken mit dem Grünstift gestrichen

Der Auftrag für die sogenannte Markterhebung ging nach Recherchen von NDR, WDR und SZ an die Wirtschaftsprüfer von Ernst & Young (EY). „In den Unterlagen des Ministeriums befinden sich zwei Präsentationen, in denen EY-Berater die Preise verschiedener Maskentypen zu bestimmen Stichtagen aufbereitet haben“, heißt es etwa im Bericht der „Tagesschau“. Die Quellen waren demnach Preisvergleichsportale wie etwa Idealo.de, geizhals.de, und restposten.de sowie Presseartikel. „Auf durchschnittlich 4,29 Euro kamen die Berater Anfang Oktober und auf 1,22 im Großhandel in einer weiteren Preisermittlung vom 25. November.“

Eine Vergütung von 6 Euro je Maske für die Apotheken kam Spahns Beamten allerdings offenbar deutlich zu hoch vor. Bereits Anfang November soll das Fachreferat laut „Tagesschau“ den Minister vor „gravierenden Finanzwirkungen“ gewarnt und darauf hingewiesen haben, dass viele Anspruchsberechtigte „durchaus in der Lage sind“,  die Masken selbst zu finanzieren. Acht weitere Referate sollen sich dieser Einschätzung angeschlossen und einen Verzicht auf Erstattungsfähigkeit von FFP2-Masken gefordert haben. „Doch mit grünem Stift notierte Spahn handschriftlich auf die Vorlage: ‚Nein, bitte um kurzfristige Erarbeitung eines ÄA‘“, heißt es in dem Beitrag. „Das Kürzel steht für ‚Änderungsantrag‘. Und das Wort ‚kurzfristig‘ hatte Spahn extra unterstrichen.“

Ebenfalls am 25. November nahm Spahn laut WDR-, NDR- und SZ-Recherchen an einer Videokonferenz unter anderem mit dem Deutschen Apothekerverband teil. Schon damals soll der Preis von 6 Euro manchen sehr hoch vorgekommen sein, informiert die „Tagesschau“. Ein Teilnehmer der Videokonferenz soll die Runde darauf aufmerksam gemacht haben, dass er selbst gerade fünf FFP2-Masken bei einer Drogeriemarktkette für 9,99 Euro gekauft hatte. Doch im Ministerium hielt man demnach an den 6 Euro pro Maske für die Apotheken fest.



Christina Müller, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (cm)
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


6 Kommentare

Auch Impfen dürfen nicht nur Masken verkaufen!

von Barbaros Orhon am 21.03.2021 um 12:53 Uhr

Sobald genug Impfungen da sind,sollten sich Apotheken vorbereiten,um impfen zu dürfen.Warum denkt keiner von den Verantwortlichen nicht danach.Die Apotheker in der BRD sind auch in der Lage diese Aufgabe zu erfüllen.Natürlich sollten sehr schnelle Lehrgänge stattfinden,was in diesem Zustand möglich ist.
Also nicht nur Masken verkaufen auch Impfen,hoffentlich.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Absurde Debatte

von ratatosk am 19.03.2021 um 8:48 Uhr

Erstaunlich, wie Politik und Presse hier Stimmung machen. Aufgrund der Sturzgeburt war die Aktion nicht billig - aber die hat wenigstens auch geklappt ! Wieviel wird für verfehlte Aktionen ohne Nutzen ausgegeben, leere Impfzentren, Testchaos etc. etc.
Oder wollen die Abgeordneten eher von ihrer Maskenaffäre ablenken ? , wobei ja in allen Bereichen diese Machenschaften greifen. Die Presse ist schon lange pharmafeindlich, nicht mehr der Rede wert.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Minister-Entscheidungen

von Hannes Krautner am 18.03.2021 um 11:54 Uhr

Weshalb sollte der Chef eines Ministeriums nicht selbst eine Entscheidung treffen können und dürfen, auch gegen die Meinung seiner Mitarbeiter? Das ist doch in jeder Firma auch so üblich. OK, Spahn soll wohl als Bauernopfer in der Coronapolitik geopfert werden. In solchen Fällen sucht man jede Kleinigkeit, die man einer solchen Person anhängen kann. In der Wirtschaft ist es üblich, dass man in solchen Fällen Geschäftsführer sogar wegen 20 EUR falsch abgerechneter Spesen vor die Tür setzt.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

.

von Anita Peter am 18.03.2021 um 10:51 Uhr

Das RXVV aus dem Koaltionsvertrag nicht umzusetzen, beschloss er auch im Alleingang.

» Auf diesen Kommentar antworten | 2 Antworten

AW: Kommentare

von Peter Hausmann am 18.03.2021 um 11:37 Uhr

Wenn Sie auch anitapeter80 sind, dann haben Sie aber viel Zeit

AW: .

von Anita Peter am 18.03.2021 um 11:43 Uhr

Grad Mittagspause bei DoMo ?

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.