Indikationserweiterung

Hochdosisgrippeimpfstoff Efluelda nun ab 60 Jahren

Stuttgart - 23.02.2021, 13:45 Uhr

Efluelda darf ab 60 Jahren geimpft werden. Sanofi Pasteur erhielt die Zulassungserweiterung für seinen Hochdosisgrippeimpfstoff, der seit kurzem Standardimpfung für Senior:innen ist. (Foto: MIA Studio / stock.adobe.com)

Efluelda darf ab 60 Jahren geimpft werden. Sanofi Pasteur erhielt die Zulassungserweiterung für seinen Hochdosisgrippeimpfstoff, der seit kurzem Standardimpfung für Senior:innen ist. (Foto: MIA Studio / stock.adobe.com)


Seit kurzem gilt die Hochdosisgrippeimpfung als Standard bei ab 60-Jährigen. Nun gibt es auch einen passenden Influenzaimpfstoff: Elfuelda erhielt eine Indikationserweiterung und darf fortan bei Menschen ab 60 Jahren geimpft werden. Bislang war die Vakzine erst ab einem Alter von 65 Jahren zugelassen. Wichtig ist vor allem, dass ab der nächsten Grippesaison 2021/22 Menschen ab einem Alter von 60 Jahren somit ausschließlich mit der Hochdosisvakzine geimpft werden dürfen.

Sanofi Pasteurs Antrag auf Zulassungserweiterung bei Efluelda® war erfolgreich: Der Hochdosisgrippeimpfstoff darf somit bereits ab einem Alter von 60 Jahren, statt bislang 65 Jahren, geimpft werden. Erstmals hatte Sanofi im Mai 2020 die EU-Zulassung für Efluelda erhalten, war jedoch in der aktuellen Grippesaison 2020/21 nicht mit Efluelda am Markt. Der Hochdosisgrippeimpfstoff adressiert speziell Senior:innen, deren Immunsystem aufgrund von Immunoseneszenz meist träger als das jüngerer Menschen auf Impfungen reagiert. Durch die im Vergleich zu standarddosierten Vakzinen vierfache Antigenmenge – 60 µg statt 15 µg – je Grippevirusstamm, will man diesem Problem beikommen und den Grippeschutz bei Älteren erhöhen. Efluelda ist der erste und einzige tetravalente Hochdosis-Grippeimpfstoff in der EU, in den USA ist das Pendant unter dem Namen „Fluzone High Dose Quadrivalent“ am Markt. Dieser war auch Teil der Nationalen Grippeimpfstoffreserve des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) in dieser Saison.

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Erst im November des vergangenen Jahres hatte die STIKO (Ständige Impfkommission) am Robert Koch-Institut ihre Grippeimpfempfehlung für Senior:innen ab 60 Jahren geändert: Seither rät sie, dass Menschen ab 60 Jahren standardmäßig mit Hochdosisgrippeimpstoffen vor Influenza geschützt werden sollen. Im Januar folgte der G-BA (Gemeinsame Bundesausschuss) dieser Empfehlung, änderte die Schutzimpfungs-Richtlinie dahingehend und ebnete dadurch den Weg, dass Efluelda fortan Leistung der Krankenkassen wird. Die geänderte Schutzimpfungs-Richtlinie soll am 1. April 2021 in Kraft treten, so das BMG diese nicht beanstandet.

STIKO zur Hochdosisgrippeimpfung

„Im Vergleich zu konventionellen Influenza-Impfstoffen wurde für den Influenza-Hochdosis-Impfstoff eine geringfügige, aber signifikante Überlegenheit der Impfeffektivität bei älteren Menschen nachgewiesen. Aufgrund der Häufigkeit und Schwere von Influenza-Infektionen in der älteren Bevölkerung zeigen mathematische Modellberechnungen, dass auch bei einer nur geringfügig höheren Impfeffektivität eine relevante Anzahl an Influenza-bedingten Arztkonsultationen, Hospitalisierungen und Todesfällen zusätzlich verhindert werden kann (durchschnittlich pro Saison 23.013 zusätzlich verhinderte Influenza-bedingte Arztkonsultationen, 314 Hospitalisierungen und 162 Todesfälle). Die Qualität der vorliegenden Evidenz in Bezug auf eine bessere Effektivität des Hochdosis-Impfstoffes bei der Verhinderung von laborbestätigten Influenza-Erkrankungen wurde als hoch eingestuft.“

Epidemiologischen Bulletin 1|2021.

Nur noch Efluelda wird für ab 60-Jährige erstattet

Für die Versorgung der Ab-60-Jährigen bedeutet dies, dass sie ab dem nächsten Winter ausschließlich mit Efluelda gegen Grippe geimpft werden dürfen – es „bleibt grundsätzlich kein Raum für eine Anwendung ,konventioneller‘ inaktivierter quadrivalenter Influenza-Impfstoffe innerhalb der GKV“, erklärt der G-BA hierzu. Krankenkassen werden nach aktuellem Stand standarddosierte Grippeimpfstoffe für Senior:innen nicht erstatten. Falls Sanofi Pasteur mit Efluelda nicht lieferbar sein sollte, ist die rechtliche Lage derzeit, dass Ab-60-Jährige sodann gar keinen Grippeimpfstoff zulasten der GKV geimpft bekommen dürfen.

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„Wir sind uns dieser Verantwortung bewusst“, erklärte eine Sprecherin von Sanofi im Gespräch mit DAZ.online. Vor diesem Hintergrund betont Sanofi Pasteur die Bedeutung der Vorbestellungen seitens der Ärzte und Apotheken – diese liefen bislang schleppend. Anberaumt ist ein Ende der Vorbestellfrist Ende Februar: „Nur rechtzeitige und ausreichende Vorbestellungen sichern die Versorgung in der Saison“, erklärt Sanofi hierzu. Man lege zwar auch demografische Daten – in Deutschland leben derzeit 23 Millionen Menschen im Alter von 60 Jahren und älter – für die Bedarfsplanung zugrunde, doch bildeten Vorbestellungen die Basis, sagte die Unternehmenssprecherin gegenüber DAZ.online. Wie auch in den Jahren zuvor wird der Hersteller auf die vorbestellten Impfdosen noch einen zusätzlichen Zuschlag produzieren – dieser lag in der vergangenen Saison coronabedingt bei 30 Prozent. Üblicherweise würden 10 Prozent Reserve produziert.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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4 Kommentare

Efluelda

von Rita Längert am 24.02.2021 um 9:20 Uhr

Und was ist mit Fluad Tetra, der ja auch speziell für die über 60-jährigen zugelassen ist?

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Spiel mit dem Feuer

von T. La Roche am 23.02.2021 um 23:04 Uhr

Angenommen die Arztpraxen bestellen zu wenig Efluelda oder die Produktion läuft nicht wie bestellt.
Tatsächlich ist der GBA und die GKV der Ansicht, dass die bisherige Impfdosis NICHT besser ist als gar keine Impfung??
Nur unter dieser Annahme kann man sich jetzt aufplustern und eine Nichtübernahme der Kosten ankündigen. Sollte das nur eine Drohgebärde sein, um die Eflueldabestellungen zu beflügeln, dann ist das ein wirklich schlechter Schachzug!! Die Glaubwürdigkeit des GBA steht auf dem Spiel!
Ist es das Wert?
Die Arztpraxen haben keine technischen Möglichkeiten die Zahl der bisher Geimpften innerhalb von 4 Tagen in unter/über 60 zu filtern. Es gibt so viele unbekannte Faktoren, gerade nach der völlig misslungenen letzten Impfsaison und der coronabedingten Ausnahmesituation, dass es eine Zumutung/Frechheit ist, nun mit einem Ausschluss der Kostenzusage der Kassenpatienten für die empfohlene Impfung der letzten Jahrzehnte zu drohen.
Warum kann man nicht den Druck rausnehmen und einen möglicherweise sinnvollen switch der Bestellungen innerhalb von wenigen Tagen(!) wohlwollend begleiten.
Wirklich unfassbar wie "Experten" ohne jeglichen Bezug zur Realität agieren. Einknicken werden sie nachher sowieso. Bildzeitung...Diskussionsrunden...und diese "harte Linie" ist in der Tonne.

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Efluelda

von Lederer wolfgang am 23.02.2021 um 20:00 Uhr

Nicht jeder ueber 65 jahren wird sich den Impfstoff spritzen ladsen.Die Nebenwirkungen sind hoeher , der Preis ist 4x hoeher und die Erkrankugsrate sinkt um 0.5 %.Siehe Arzneimitteltelegramm november 2020.Ich nehme fuer meine Familie Flucelvax tetra.Keine huehnerembryonen. Keine wesentlichen Nebenwirkungen.Efluelda wird in den Kuehlschraenken der Praxen versauern

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Efluelda

von Berit am 23.02.2021 um 19:06 Uhr

Da frage ich mich, was mir dann als Allergikerin bleibt, die auf Hühnereiweißbasis gezogene Vaczine allergisch reagiert.
Ich bin Beitragszahlerin und mir muß die Möglichkeit gegeben werden das ich als Allergikerin eine Ausweichmöglichkeit habe. Oder kann ich meine Beiträge jetzt auch selber festlegen so wie ich der Meinung bin das es am besten für die Kasse ist.....
Herr Spahn....abtreten

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