Mangelndes Interesse der Industrie?

Vorbereitung auf COVID-19 wäre wohl seit Jahren möglich gewesen

Düsseldorf - 22.02.2021, 17:50 Uhr

Mit der Entwicklung neuer COVID-19-Impfstoffe ging es 2020 schnell voran – aber hätte es noch schneller gehen können? (c / Foto: IMAGO / ZUMA Wire)

Mit der Entwicklung neuer COVID-19-Impfstoffe ging es 2020 schnell voran – aber hätte es noch schneller gehen können? (c / Foto: IMAGO / ZUMA Wire)


Forschungsgelder eher für „kommerziell rentablere“ Projekte genutzt

Statt die EU-Forschungsgelder in die langfristige Vorbereitung gegen Epidemien zu investieren, habe „die Pharmaindustrie das Budget meist zur Finanzierung von Projekten in Bereichen, die kommerziell rentabler waren“, genutzt, kommen die NGOs CEO und GHA zum Ergebnis in ihrer Untersuchung. Die meisten IMI-geförderten Projekte hätten dagegen unter anderem die Themen Alzheimer oder Krebs behandelt.

Der damalige EU-Vorschlag hätte die Finanzierung unter anderem von in Silico-Forschung im Computermodell sowie von erweiterten Tierversuchs-Modellen beinhaltet, die bei der Impfstoffentwicklung bessere Ergebnisse erzielen hätten können, berichtet der „Guardian“. Die ZDF-Kabarett-Sendung „Die Anstalt“ brachte den Vorgang erst im Februar wie folgte auf den Punkt: „Die Industrie hatte kein Interesse, obwohl die EU ihnen alles bezahlt hätte.“

Die tatsächliche Forschungsleistung zu Coronaviren und deren Bekämpfung in den vergangenen Jahren sei dagegen hauptsächlich von öffentlicher Seite geflossen, berichtet etwa die BUKO Pharma-Kampagne. Außerdem auch beispielsweise vonseiten der weltweiten Initiative CEPI (Coalition for Epidemic Preparedness Innovations), an deren Gründung neben der Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung unter anderem auch Deutschland beteiligt war. 

Die CEPI unterstützt insbesondere den Aufbau eines Forschungsnetzwerks zur Erforschung und Entwicklung neuer Impfstoffe gegen neue virale Infekte. Eine Zusammenarbeit mit der CEPI habe die IMI im Jahr 2018 ebenfalls abgelehnt, berichtet der „Guardian“.

Nachdem nun vor allem Start-Ups wie Biontech und Curevac (letztlich Ausgründungen von Forschern der Universitäten Mainz und Tübingen) in kurzer Zeit Impfstoffe entwickelt haben, bei denen sie den ursprünglichen Fokus der Krebsbekämpfung auf das SARS-CoV-2 drehten, stießen die großen Pharma-Unternehmen wie Pfizer bei Biontech und Bayer bei Curevac erst später dazu.

Auch für die nächste Zukunft erwarten Forscher:innen wie die Direktorin des Instituts für Virologie am Helmholtz Zentrum München, Professor Ulrike Protzer, neue Pandemien. Das weitere Vordringen von Menschen in die Natur trage zu Krankheitsausbrüchen mit weiter Verbreitung bei, sagte sie etwa dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Ob die Pharma-Unternehmen nach den Erfahrungen der Corona-Pandemie nun von sich aus auf die Entwicklung von Impfstoffen gegen Erreger setzen, die etwa auf der WHO-Liste der prioritären Pathogene verzeichnet sind, bleibt indes abzuwarten.



Volker Budinger, Diplom-Biologe, freier Journalist
redaktion@daz.online


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2 Kommentare

Ich weiß es

von RN am 22.02.2021 um 19:34 Uhr

Die Pandemie war noch nicht abschließend vorbereitet.

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Ach nee....

von J.M.L. am 22.02.2021 um 18:45 Uhr

Auch ein starker Sonnensturm wird die Erde mal wieder treffen (so die Ostküste der USA in der 80er Jahren), dann geht die Elektrik in 8 min. kaputt, ein Hoch auf die Digitalisierung und das e-Rezept Hr. Spahn! Ich lese schon förmlich die nächste DAZ-Schlagzeile:
"Vorbereitung auf Sonnensturm wäre wohl seit Jahren möglich gewesen"...

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