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Grundsatzpapier
Diese pharmazeutischen Dienstleistungen plant die ABDA
Lange mussten sich die Apotheker:innen gedulden, nun endlich bekennt die ABDA in Sachen pharmazeutische Dienstleistungen Farbe – zumindest ein bisschen. Ganze zwei Seiten umfasst das Grundsatzpapier der Bundesvereinigung. Was steht drin?
Mit dem Beschluss des Vor-Ort-Apotheken-Stärkungsgesetzes machte der Deutsche Bundestag Ende Oktober den Weg frei für neue pharmazeutische Dienstleistungen. Demnach sollen ab Ende 2021 jährlich 150 Millionen Euro in die Kassen der Apotheken fließen. Was diese als Gegenleistung anbieten sollen, das hielt die ABDA lange Zeit geheim. Am heutigen Freitag veröffentlichte die Standesvertretung nun endlich ein Grundsatzpapier in ihrem Newsroom, dem erste Hinweise zu entnehmen sind.
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„Die 1.8750 Apotheken vor Ort können einen großen Beitrag zur Verbesserung der Versorgungssituation beitragen, wenn ihre Kompetenzen erweitert und gezielte pharmazeutische Dienstleistungen mit einer tragfähigen Vergütung möglich werden“, schreibt die ABDA. Aus ihrer Sicht sollten drei Problemkreise vorrangig angegangen werden: Es gelte, die Risiken einer Polymedikation zu minimieren, mangelnde Therapietreue zu verbessern und die Vorsorge und Früherkennung von Volkskrankheiten auszubauen.
Polymedikation im Blick
Laut ABDA nehmen 42 Prozent der Menschen in Deutschland, die 65 Jahre alt oder älter sind, täglich mindestens fünf Arzneimittel ein. Bei den 75- bis 80-Jährigen wendet demnach sogar jeder Dritte mehr als acht Arzneimittel pro Tag an. „Damit sind alleine in der Altersgruppe 65+ rund 7,6 Millionen Bundesbürger von Polymedikation betroffen“, heißt es im Grundsatzpapier. Mit steigendem Alter und dadurch bedingten Organeinschränkungen treten der Bundesvereinigung zufolge bei der Polymedikation gehäuft Nebenwirkungen auf. Etwa 3 bis 7 Prozent der Krankenhauseinweisungen seien arzneimittelbedingt. „Zwei Drittel dieser Krankenhauseinweisungen und der damit verbundenen Kosten für das System gelten als vermeidbar. Einen entscheidenden Beitrag zur Vermeidung leistet zum Beispiel die Durchführung von strukturierten Medikationsanalysen, die weit über den Rahmen der allgemeinen Informations- und Beratungstätigkeit der Apotheke hinausgeht.“
Adhärenz und Prävention
Neben einer Bestandsaufnahme und Prüfung der Gesamtmedikation inklusive rezeptfreier Arzneien beinhalte die Medikationsanalyse auch das ausführliche Gespräch mit dem Patienten beziehungsweise der Patientin. Probleme, die so nicht direkt geklärt werden können, werden mit den verordnenden Ärzt:innen besprochen. „Ergebnis der Medikationsanalyse ist ein unter dem Gesichtspunkt der Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) geprüfter und konsolidierter Medikationsplan“, hält die ABDA fest. „Das Pilotprojekt ARMIN in Sachsen und Thüringen zeigt, dass die Medikationsanalyse arzneimittelbezogene Risiken reduziert, die Effektivität der Arzneimitteltherapie steigern und das Befinden der Patienten verbessern kann.“
Therapietreue: Apotheker sollen Patienten schulen
Jede:r Apotheker:in weiß: Viele ärztlich verordnete Arzneimittel werden von den Patient:innen nicht oder nicht richtig angewendet. Das ist auch der ABDA bekannt: „Bei Langzeittherapien liegt die Therapietreue im Mittel nur bei etwa 50 Prozent“, ist im Strategiepapier zu lesen. „Patienten haben häufig schon beim Start einer neuen Medikation Probleme: Aus Sorge vor Nebenwirkungen fangen sie mit der Therapie gar nicht erst an oder brechen sie frühzeitig ab.“ Auch die technische Komplexität von Arzneiformen könne die Therapietreue beziehungsweise die richtige Anwendung von Arzneimitteln beeinträchtigen. „Beispiele dafür sind Inhalativa gegen Lungenerkrankungen oder Insulinpens für Diabetiker, die oft nicht korrekt angewendet werden.“ Um die Therapietreue der Betroffenen zu verbessern, könnten Apotheken spezifische pharmazeutische Dienstleistungen anbieten, die auf das Coaching des Patienten abzielen. „Das Coaching des Patienten erhöht im Ergebnis die Wirksamkeit der Arzneimitteltherapie und damit auch die Wirtschaftlichkeit der Arzneimittelversorgung.“
Auch im Bereich Prävention könnten sich die Apotheken verstärkt einbringen, meint die ABDA. „Bei vielen Patienten werden häufig auftretende Erkrankungen zu spät entdeckt“, lässt sie wissen. „In Deutschland gibt es beispielsweise rund 7,5 Millionen Menschen mit Diabetes. Mindestens zwei Millionen von ihnen wissen noch nicht von ihrer Erkrankung.“ Da diese Erkrankung chronisch verläuft und viele Patienten betrifft, seien die Folgekosten für das Gesundheitssystem enorm. „Eine DIMDI-Studie geht davon aus, dass ca. 10 Prozent der GKV-Ausgaben diabetesbedingt sind.“ Apotheken könnten mit ihrer sehr hohen Zahl niedrigschwelliger Patientenkontakte erheblich zur Diabetes-Vorsorge beitragen, betont die Standesvertretung. „Beispielsweise können Apotheken das individuelle Risiko des Patienten bestimmen, zukünftig an Typ-2-Diabetes zu erkranken.“
4 Kommentare
bezahlte Dienstleistungen
von pille62 am 10.02.2021 um 8:40 Uhr
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Wie wäre es
von Karl Friedrich Müller am 05.02.2021 um 21:57 Uhr
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1.8750
von Conny am 05.02.2021 um 14:25 Uhr
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AW: 1.8750
von Thomas Kerlag am 05.02.2021 um 21:24 Uhr
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