Was rät Embryotox?

Sollten Schwangere NSAR bereits ab Mitte der Schwangerschaft meiden?

Stuttgart - 28.01.2021, 07:00 Uhr

Nehmen Schwangere zwischen der 20. und 28. Woche regelmäßig Ibuprofen ein, sollten mittels Ultraschall der Fruchtwasserspiegel und der Ductus arteriosus kontrolliert werden. (Foto: branislavp / stock.adobe.com)

Nehmen Schwangere zwischen der 20. und 28. Woche regelmäßig Ibuprofen ein, sollten mittels Ultraschall der Fruchtwasserspiegel und der Ductus arteriosus kontrolliert werden. (Foto: branislavp / stock.adobe.com)


Im ersten Trimenon sicher

Bei Anwendung im ersten Trimenon hat sich nichts geändert: „Alle bis heute vorliegenden Daten zusammengefasst, gibt es keine ernsthaften Hinweise auf Teratogenität oder Embryotoxizität beim Menschen“, erklärt Embryotox. Geht es um die Anwendung von Ibuprofen ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel, findet sich bereits im ersten Satz ein Hinweis auf Nierenschädigung beim Fetus: „NSAID können zum vorzeitigen Verschluss des Ductus arteriosus Botalli beim Fetus und zu einer Schädigung der fetalen und neonatalen Nierenfunktion führen“, die Empfindlichkeit steige mit zunehmendem Gestationsalter, das Risiko sei nach der 28. Schwangerschaftswoche gut dokumentiert.

Fallberichte in der zweiten Schwangerschaftshälfte zeigen kindliche Nierenprobleme

Allerdings zeigten Fallberichte, dass es schon ab Mitte des zweiten Trimenon zur vorzeitigen Ductusverengung und zu fetaler Nierenfunktionseinschränkung mit nachfolgendem Oligohydramnion kommen kann, insbesondere bei fortgesetzter NSAR-Einnahme, so Embryotox. Dass NSAR für diese Symptome ursächlich sind, wurde laut Embryotox durch die Beobachtung unterstrichen, dass sich „die Symptome bei rechtzeitigem Absetzen des NSAID wieder besserten“, erklären die Experten für Embryonaltoxikologie.

Strenge Indikation: Mittel der Wahl in den ersten zwei Dritteln der Schwangerschaft

Dennoch empfiehlt Embryotox: „Ibuprofen gehört in den ersten zwei Dritteln der Schwangerschaft neben Paracetamol zu den Analgetika/Antiphlogistika der Wahl. Wie jede andere Schmerzmedikation auch, sollte es nicht unkritisch und ohne ärztlichen Rat tagelang oder über mehrere Wochen eingenommen werden.“ Eine langfristige Therapie mit Ibuprofen oder anderen NSAID sollte nur nach ärztlicher Absprache und strenger Indikationsstellung erfolgen, rät Embryotox. Nach wie vor gilt: „Im letzten Trimenon (ab Schwangerschaftswoche 28) dürfen Ibuprofen und andere NSAID nicht angewendet werden.“

Bei Einnahme ab der 20. SSW: Ultraschall

Aus diesem Grund sollte, wenn es dennoch nach der 28. Schwangerschaftswoche zur wiederholten Einnahme von Ibuprofen gekommen sei, sonographisch ausgeschlossen werden, dass sich der Blutfluss im Ductus arteriosus geändert hat und der Fruchtwasserspiegel erniedrigt ist. Diese Diagnostik empfiehlt Embryotox auch dann, „wenn NSAR zwischen Schwangerschaftswoche 20 und 28 regelmäßig und mehrere Tage hintereinander oder sogar wochenlang angewendet wurden“. Anders als die FDA rät Embryotox also nicht ab der 20. SSW von NSAR ab, sondern erst ab der 28. SSW. Nur bei wiederholter Einnahme sollten auch ab der 20. SSW per Ultraschall Veränderungen bei Fruchtwasser und Ductus arteriosus ausgeschlossen werden.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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