Was rät Embryotox?

Sollten Schwangere NSAR bereits ab Mitte der Schwangerschaft meiden?

Stuttgart - 28.01.2021, 07:00 Uhr

Nehmen Schwangere zwischen der 20. und 28. Woche regelmäßig Ibuprofen ein, sollten mittels Ultraschall der Fruchtwasserspiegel und der Ductus arteriosus kontrolliert werden. (Foto: branislavp / stock.adobe.com)

Nehmen Schwangere zwischen der 20. und 28. Woche regelmäßig Ibuprofen ein, sollten mittels Ultraschall der Fruchtwasserspiegel und der Ductus arteriosus kontrolliert werden. (Foto: branislavp / stock.adobe.com)


Seit Oktober rät die FDA, dass Schwangere Ibuprofen und andere NSAR bereits ab der 20. Schwangerschaftswoche meiden sollen. Grund sind Nierenschäden beim Kind und ein Oligohydramnion. Was sagt Embryotox zu den strengeren Empfehlungen? Setzen die Embryonaltoxikologen die FDA-Empfehlung 1:1 um?

Im Oktober 2020 warnte die FDA zu NSAR in der Schwangerschaft: Schwangere sollten Schmerz- und Entzündungshemmer aus der Gruppe der nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR, NSAID) wie Ibuprofen oder Diclofenac bereits ab der 20. Schwangerschaftswoche (SSW) vermeiden, also in der zweiten Hälfte der Schwangerschaft. Grund für diese geänderte Empfehlung waren Fallberichte zu Nierenschäden beim Fetus, erniedrigten Fruchtwasserspiegeln und dadurch ausgelösten weiteren Komplikationen. Zur Erklärung: Ab diesem Zeitpunkt produzieren die Nieren des Fetus den größten Teil des Fruchtwassers selbst, sodass sich Nierenprobleme auf die Fruchtwasserspiegel auswirken können.

Die FDA forderte eine neue Kennzeichnungspflicht mit Hinweisen auf die zwar seltene doch schwere Nebenwirkung, und das sowohl für verschreibungspflichtige wie auch rezeptfrei erhältliche NSAR.

Kein Ibuprofen ab der 28. Schwangerschaftswoche

Dass NSAR sich nicht zu jedem Zeitpunkt in der Schwangerschaft eignen, war auch zuvor bekannt. So gelten seit längerem Kontraindikationen für NSAR ab dem letzten Schwangerschaftsdrittel, da NSAR neben Nierenschäden auch zu einem frühzeitigen Verschluss des Ductus arteriosus beim Ungeborenen führen können und dadurch zu pulmonaler Hypertonie beim Baby. Da die Empfindlichkeit des Ductus arteriosus mit zunehmendem Gestationsalter steigt, sollten NSAR ab der 28. Schwangerschaftswoche nicht mehr angewendet werden, rät auch Embryotox, das Pharmakovigilanz- und Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie der Universitätsmedizin der Charité Berlin. Wie geht Embryotox aber mit den neuen Empfehlungen der FDA um? DAZ.online hatte bereits im Oktober nachgefragt, ob und wie Embryotox diese geänderten Hinweise der FDA berücksichtigt und umsetzt. Schon damals arbeitete Embryotox daran, die Formulierungen auf ihren Wirkstoffseiten anzupassen, „wobei Embryotox die FDA-Einschätzung nicht 1:1 teilt“, erklärte PD Dr. med. Katarina Dathe, Leiterin von Embryotox, Ende Oktober. Was also ist daraus geworden? DAZ.online hat sich die aktualisierten Empfehlungen von Embryotox am Beispiel Ibuprofen angeschaut.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


Das könnte Sie auch interessieren

Produktinformationen werden EU-weit angepasst

Neue Regeln für NSAR in der Schwangerschaft

Auch von topischen Schmerzgelen besser abraten

Wenn schon NSAR in der Schwangerschaft, dann lokal auf der Haut?

Welche Analgetika eingesetzt werden können und worauf verzichtet werden muss

Was geht in der Schwangerschaft?

Aktualisierung der Fach- und Gebrauchsinformationen

Flurbiprofen und Co. – Vorsicht bei Schwangerschaft und Infektionen

Neue Empfehlungen zur Behandlung von Schmerzen, Kopfläusen und HIV

Dos and Don'ts in der Schwangerschaft

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.