Spucken oder abstreichen?

SARS-CoV-2-Schnelltests für Laien ante portas

Berlin - 28.01.2021, 17:55 Uhr

Kinderleicht: In Österreichs Schulen sollen nun Schnelltests eingesetzt werden, die auch Kinder zu Hause durchführen können. (Screenshot: Anleitungsvideo des österreichischen BM Bildung, Wissenschaft, Forschung)

Kinderleicht: In Österreichs Schulen sollen nun Schnelltests eingesetzt werden, die auch Kinder zu Hause durchführen können. (Screenshot: Anleitungsvideo des österreichischen BM Bildung, Wissenschaft, Forschung)


Kaum wurde bekannt, dass das Bundesministerium für Gesundheit zukünftig die Abgabe von SARS-CoV-2-Schnelltests an Laien erlauben will, bemühen sich die ersten Anbieter darum, dass ihre Produkte schon bald am Markt verfügbar sind. Wichtig ist dabei die einfache Anwendung: Spucken oder in der Nasenmuschel einen Abstrich machen – das dürfte selbst für Laien nicht zu schwer sein.

In Österreich ist man uns um einiges voraus: Zwar sind die Schulen auch dort noch weitgehend geschlossen, aber schon jetzt ist klar: Die Schüler werden sich zukünftig mindestens einmal in der Woche selbst auf SARS-CoV-2 testen. Dazu bekommen Volksschüler und Sonderschüler die Tests einzeln verpackt mit nach Hause, während die anderen Schüler sie unter Aufsicht in der Schule durchführen. Verwendet wird dabei der Lepu Medical Test, der in China produziert wird und auch in Deutschland von verschiedenen Anbietern erhältlich ist. Er findet sich auf der BfArM-Liste der Antigentests, die den Mindestanforderungen des Paul-Ehrlich-Instituts entsprechen, und wird vielfältig zum Beispiel in Altenheimen etc. eingesetzt. Das Besondere an diesem Test: Es ist kein Nasopharyngealabstrich notwendig, vielmehr wird ein Tupfer in die Nasenhöhle gesteckt und fünfmal im Kreis gedreht. Auch die weitere Durchführung ist einfach, neben der normalen Gebrauchsanweisung gibt es für die österreichischen Schüler noch eine vereinfachte Anleitung sowie ein Video.

Ist das BMG nicht informiert über vorhandene Tests?

Nun ist bekanntlich auch in Deutschland geplant, dass Antigentests von Laien durchgeführt werden dürfen. Seit vergangenem Freitag liegt ein erster Entwurf der „Dritten Verordnung zur Änderung der Medizinprodukte-Abgabeverordnung im Rahmen der epidemischen Lage von nationaler Tragweite“ vor, der die Abgabe an Laien ermöglichen soll. „Wir sprechen ausdrücklich von Selbsttests, die einfacher zu handhaben sind“, erklärte dazu ein Sprecher des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG)  am Montag in Berlin. „Noch gibt es keine Schnelltests, die so zertifiziert sind und in der Menge verfügbar wären, dass sie für so eine Verordnung in Frage kommen.“

Doch anscheinend ist das BMG hier nur unzureichend informiert. Einer der Anbieter des oben erwähnten Lepu Medical Tests in Deutschland, der selbst nicht genannt werden will, zeigt sich gegenüber DAZ.online verwundert darüber, dass das Ministerium verbreite, es seien derzeit noch keine Tests verfügbar, die von Laien angewendet werden können. Offenbar sei dort nicht bekannt, dass dies sehr wohl der Fall ist, und er habe Bundesgesundheitsminister Jens Spahn diesbezüglich auch schon angeschrieben. Dass Bundeskanzlerin Angela Merkel kürzlich bemängelt habe, es gehe in Deutschland in Sachen Corona zu langsam, sei durchaus zutreffend. Anders sei es in Österreich, wo das Ganze viel schneller Fahrt aufnehme, wie die Abgabe der Schnelltests an Schüler zeige. Vorbereitet auf die Abgabe an Laien ist unser Gesprächspartner bereits: Die Tests gibt es neuerdings in der Einzeldosis, der Abgabepreis soll bei 5 Euro liegen und der Vertrieb vorzugsweise über die Apotheken erfolgen.

Sogar der Kundenstopper ist schon fertig

Neben dem Abstrich in der Nase bietet sich die Probeentnahme durch Spucken an. Auch hier gibt es Anbieter, die vorbereitet sind und nur auf den Startschuss aus dem Bundesgesundheitsministerium warten. Bei der Firma Care Integral in Bad Schwartau sind schon einzeln verpackte Tests verfügbar, erklärt Timo Scharpenberg, Geschäftsführender Gesellschafter, gegenüber DAZ.online. Dabei wird durch einen kleinen Trichter in ein Röhrchen mit einer Lösung gespuckt und damit der Test durchgeführt. Vorbestellungen werden bereits angenommen und es ist sogar ein Plakat, das als Kundenstopper eingesetzt werden kann, erhältlich. Ein Einzeltest kostet im Einkauf 5,50 Euro netto, vorgeschlagen wird ein Verkaufspreis von 14,95 Euro. Als Vertriebspartner sieht man in erster Linie die Apotheken und den medizinischen Fachhandel. Ausschließen will Scharpenberg jedoch nicht, dass der Test irgendwann auch über den Einzelhandel vertrieben wird, dann würde man allerdings ein separates Produkt anbieten.

Doch wie soll die geplante Zertifizierung der Tests für Laien überhaupt erfolgen? Auf Anfrage von DAZ.online wiederholte die Presseabteilung des BMG lediglich die Äußerungen vom vergangenen Montag: Die konkrete Ausgestaltung der Medizinprodukte-Abgabeverordnung sei „noch Gegenstand regierungsinterner Beratungen“. Perspektivisch sollten auch Selbsttests zugelassen werden, allerdings seien „diese Tests noch nicht so ausgereift und verfügbar, dass eine Zulassung unmittelbar bevorstehen würde“. Auf den daraufhin erfolgenden Hinweis von DAZ.online, dass der in der BfArM-Liste genannte Lepu Medical Test in Österreich bereits als Selbsttest eingesetzt werde, ging die Pressestelle dann nicht mehr ein.   



Dr. Christine Ahlheim (cha), Chefredakteurin AZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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2 Kommentare

Covid Schnelltest

von Halfi am 29.01.2021 um 12:14 Uhr

Hallo,jetzt zeigt sich ganz deutlich was in Deutschland alles ausbremst:
China macht uns vor wie es gemacht wird,und wir sind nicht in der Lage es nachzumachen,dellittantische Politiker bremsen alles aus,.Das geht durch alle Probleme die im Moment unser Leben beeinflussen.Alle Laender um uns rum kriegen es besser beschickt.Wir finanzieren die Impfstoff Entwicklung,und die verkaufen mit Kusshand teurer an besser verhandelnde Regierungen.
Mein Rat,einfach machen,die Politik hilft nicht,sondern bremst aus

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Selbst ist der Patient

von Sven Larisch am 28.01.2021 um 19:07 Uhr

Ja, die Tests für Patienten stehen in den Startlöchern. Mich erreichten bereits eine Vielzahl an Faxen und Emails von Anbietern. Als warum schafft es Österreich diese zu zulassen und in Deutschland schleppt sich alles dahin. Sogar ein Konzept für vermehrte Tests gibt es (zusammen mit anderen Maßnahmen), das in Tübingen erfolgreich durchgeführt wird (dauerhafte Zahlen unter 50/100 000 Einwohner). Auch hier scheinen die Gesundheitsminister der Länder und der BGM abzuwinken. Immer scheinen alle eigene Konzepte entwickeln zu wollen und werfen dafür viel Geld aus dem Fenster. Und wenn mal nach zähem Ringen auf Bundesebene zusammen mit den beteiligten eine Richtung festgelegt wird, scheren einige Länder wieder aus (hallo nach NRW). Wenn Gesundheit Ländersache ist, wieso wird dann gesagt die Regierung schafft nichts? Zum Glück finden 86% der Deutschen die Maßnahmen ok oder wollen sie sogar noch härter. 14% sind die Maßnahmen zu streng (Quelle. ZDF Politbarometer 28,01.2021). dann geht doch mal nach Frankreich, Italien oder Spanien- da ist Schluss mit lustig.
Bringt diesen Test zur Selbstanwendung schnell raus. Dann haben wir mehr Leute die sich selber testen und Infektionsketten werden schneller unterbrochen.

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