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Dringlichkeit bei Gesundheitsberufen angekommen?
Klimawandel und Gesundheit: Deutschland-Bericht des „Lancet Countdown“
In der vergangenen Woche ist der internationale klimatische Monitor „Lancet Countdown on Health and Climate Change 2020“ veröffentlicht worden. Der Bericht gibt die Ergebnisse des internationalen Forschungsprojekts wieder, an dem 38 führende akademischen Institutionen und UN-Organisationen beteiligt sind. Zum zweiten Mal stellen außerdem die deutschen Projektpartner einen Deutschland-Bericht des „Lancet Countdown“ mit konkreten Handlungsempfehlungen vor.
Die Indikatoren von 2020 spiegelten laut Report die bisher besorgniserregendste Entwicklung des Klimawandels seit Beginn des Lancet Countdown 2017 wider. Sämtliche Indikatoren, welche der Lancet Countdown zu den Auswirkungen des Klimawandels, seinen Gefahren und Vulnerabilitäten verfolgte, haben sich verschlechtert. Zunehmende Auswirkungen, wie Dürren, Überschwemmungen, Brände, Stürme und Hitzewellen haben laut Report steigenden Einfluss auf die menschliche Gesundheit und Lebensqualität.
Der Klimawandel wirke umfassend auf die Ökosysteme, habe Auswirkungen auf die Wirtschaftsleistung und gefährde die globale Ernährungssicherheit. Die klimatischen Bedingungen erleichtern die Übertragung und Ausbreitung von Infektionskrankheiten, wie Malaria, Vibro-Bakterien und Dengue Fieber. Überproportional betroffen sind jene Bevölkerungsgruppen, die am wenigsten zum Problem beigetragen haben.
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Der Fortschritt in der Klimawissenschaft ermöglichte zunehmend eine genaue und sichere Zuordnung, zum Beispiel der Extremwetterereignisse zu den Temperaturanomalien. Trotz des Wissens über diese klaren und eskalierenden Anzeichen menschlichen Handelns blieben die globalen Antworten auf den Klimawandel verhalten. Vor fünf Jahren haben sich viele Länder im Rahmen des wegweisenden Pariser Abkommens verpflichtet, die Erwärmung auf deutlich unter zwei Grad Celsius zu begrenzen. Fünf Jahre später steigen die globalen CO2-Emissionen laut Report weiter stetig an. Die Folge sei ein Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur um 1,2 Grad.
Deutschland muss handeln
Wie in Deutschland Gegenmaßnahmen im Kampf gegen den Klimawandel aussehen müssten, fasst ein wissenschaftlicher Bericht der Bundesärztekammer, des Instituts für Epidemiologie des Helmholtz Zentrums München, der medizinischen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München, der Charité-Universitätsmedizin Berlin und des Potsdam-Instituts für Klimafolgeforschung –koordiniert von der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG) – zusammen. Schwerpunkt ist dabei die Verbindung zwischen Klimawandel und der menschlichen Gesundheit. Die neuen Herausforderungen des Gesundheitssektors und die Notwendigkeit in diesem Bereich zu handeln haben auch die Bundesregierung erkannt. Das Bundesministerium für Gesundheit hat eigens eine Abteilung für Gesundheitsschutz und Nachhaltigkeit eingerichtet, die für klimarelevante Themen zuständig ist.
Wege aus Corona-Krise als Chance für das Klima
Im Jahr 2020 habe uns die globale COVID-19-Pandemie die komplexe Vernetzung zwischen Menschen, dem Planeten und der Wirtschaft vor Augen geführt, heißt es im deutschen Policy-Paper des Lancet Countdown. „Wir sollten die Milliarden an kurzfristigen Coronahilfen für die Wirtschaft nutzen, um gleichzeitig auch etwas gegen die langfristige Klimakrise zu tun“, sagte Sabine Gabrysch, laut Deutschem Ärzteblatt. Sie hat die erste Universitätsprofessur für Klimawandel und Gesundheit an der Charité inne und leitet am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung die Abteilung „Klimaresilienz“. Ihre Empfehlung findet sich auch in dem deutschen Bericht. Er setzt auf „Triple-win“-Maßnahmen, die das Klima stabilisieren, die Gesundheit schützen und eine nachhaltige Wirtschaft fördern sollen.
So seien auch die Nahrungsmittelproduktion und die Konsumgewohnheiten maßgebliche Risikofaktoren für die Gesundheit und für rund ein Viertel der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich. Mit einer gesunden Ernährung könne jeder Bürger Einfluss auf das Klima und auf die eigene Gesundheit nehmen. „Die Umsteuerung auf eine gesunde und nachhaltige Ernährungsweise ist gleichzeitig klimafreundlich“, betonte Annette Peters vom Helmholtz Zentrum München laut Ärzteblatt, bei der Vorstellung des Policy Briefs. „Gemeinsam mit mehr aktiver Bewegung kann das den hohen Anteil nicht-infektiöser Krankheiten deutlich reduzieren.“
Das Potenzial der Städte nutzen
Lebensräume schaffen, den aktiven, nicht-motorisierten Transport begünstigen und andere Arten von körperlicher Bewegung auf allen Ebenen fördern, ist die dritte Empfehlung des deutschen Berichtes. Der motorisierte Verkehr sei für etwa ein Viertel der Treibhausgasemission in Europa verantwortlich, Hauptursache für Luftverschmutzung und ein Schlüsselfaktor dafür, dass sich die Menschen bewegen. Vorgeschlagen wird daher vom Wissenschaftsteam, die Fußgänger- und Fahrradinfrastruktur zu verbessern und aktive Mobilität zu unterstützen und zu erleichtern.
Gerade den Städten komme dabei ein enormes Potenzial zu, den transformativen Wandel zur Nachhaltigkeit voranzutreiben. Daher lautet die vierte und letzte Empfehlung der Experten, Lebensräume im urbanen Umfeld mit lokalen Maßnahmen so zu entwickeln, dass sie die Gesundheit fördern und gleichzeitig die soziale, ökologische und ökonomische Entwicklung vorantrieben. Dafür sollten Gesundheitsexperten in die multisektoralen Entwicklungsprozesse der Stadt- und Regionalplanung einbezogen werden.
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„Ziele zu formulieren, reicht nicht aus – wir müssen handeln, jetzt.“, betonte Martin Herrmann, Vorsitzender der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG) und Mitautor des Berichts, laut Ärzteblatt. Die Dringlichkeit des Themas sei bei den Gesundheitsberufen angekommen. Die Coronapandemie habe aber auch Politik und Gesellschaft gezeigt, wie dramatisch sich die Welt verändern könne.
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