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Corona-Impfstoff von Curevac
Kühlschranklagerung genügt!
Groß war die Euphorie, als am Montag Biontech/Pfizer verlautbarten, ihr Corona-Impfstoffkandidat BNT162b2 schütze zu 90 Prozent vor COVID-19. Doch der RNA-Impfstoff BNT162b2 hat einen gravierenden Nachteil: Er will bei minus 80 Grad Celsius transportiert und gelagert werden. Auch Curevac forscht an einem RNA-basierten Corona-Impfstoff – und bei CVnCoV genügt ein einfacher Kühlschrank. Wie gelingt Curevac das? Auch Pfizer tüftelt bereits an einer Pulver-Darreichungsform.
CVnCoV, der mRNA-basierte COVID-19-Impfstoffkandidat von Curevac, ist im Kühlschrank stabil. Einer Mitteilung des biopharmazeutischen Unternehmens aus Tübingen zufolge zeigen Daten eine mindestens dreimonatige Stabilität von CVnCoV bei +5 °C. Bei Raumtemperatur sei der COVID-19-Impfstoff bis zu
24 Stunden als gebrauchsfertiger Impfstoff stabil, teilt Curevac mit. Die Stabilität der Verbindung im flüssigen Zustand wurde in der vorgesehenen Abfüllkonzentration getestet, die Lagerung der Proben fand bei Temperaturen von +5 °C und unter -60 °C statt. „CVnCoV erfüllte nach drei Monaten bei beiden Temperaturen alle festgelegten Qualitäts- und Freigabespezifikationen. Die CVnCoV-Stabilitätsstudie wird fortgesetzt, um das Potenzial für eine längere Haltbarkeit des kommerziellen Produkts weiter zu untersuchen.“
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Das könnte – sobald CVnCoV eine Zulassung erhält – entscheidende Vorteile mit sich bringen. Curevac nennt hier „positive 'Effekte auf Verteilung, Kosten und Materialverbrauch“.
Einfachere und günstigere Versorgung in der Pandemie
„Transport und Lagerung von mRNA-basierten Impfstoffen erfordern vielfach extrem niedrige Temperaturen, um diese stabil zu halten. Das hat zu intensiven Diskussionen geführt und Bedenken hinsichtlich Durchführbarkeit, Mehrkosten und Materialverbrauch geweckt“, sagte Dr. Florian von der Mülbe, Chief Production Officer von Curevac. Man sei „sehr zuversichtlich“, dass das Stabilitätsprofil des COVID-19-Impfstoffkandidaten im Einklang steht mit der Standardimpfstoff-Lagerung bei Kühlschranktemperatur und dieser wie erforderlich bei Raumtemperatur verabreicht werden kann. "Das dürfte eine dezentrale Aufbewahrung des Impfstoffes erleichtern und breit angelegte Impfanstrengungen in der aktuellen Pandemie unterstützen.“
Dieses Problem wird akut besonders diskutiert, da die Impfstoffallianz Biontech/Pfizer am Montag verlautbarten, dass ihr RNA-basierter COVID-19-Impfstoff BNT162b2 eine Wirksamkeit von 90 Prozent zeige und somit eine Notfallgenehmigung der FDA in greifbarere Nähe rückte. Auch die EMA prüft BNT162b2 bereits in einem Rolling-Review-Verfahren. Allerdings: Der COVID-19-Impfstoff aus dem Hause Pfizer/Biontech muss nach derzeitigen Erkenntnissen bei -70 °C transportiert und gelagert werden, was eine logistische Herausforderung darstellt, insbesondere wenn es um Millionen Impfdosen gehen soll.
Wie gelingt Curevac das?
CVnCoV und BNT162b2 – beides RNA-Impfstoffe. DAZ.online hat bei Curevac nachgefragt: Was macht das Unternehmen anders als Biontech/Pfizer, dass eine reine Kühlschranklagerung bei CVnCoV genügt? „Das liegt am Aufbau unserer RNA – jedes Unternehmen geht hier etwas anders vor“, erklärt der Sprecher von Curevac. Die Kühlschrankstabilität gelinge „durch das Design des Produkts, den Prozess der Herstellung und durch die ausgewählten Materialien. Ähnliche Ergebnisse haben wir auch schon bei einem anderen mRNA-Produktkandidaten gesehen.“ Mehr wollte Curevac nicht verraten. Auf der Homepage des Tübinger Biotech-Unternehmens liest man: „Alles begann mit einer unerwarteten Entdeckung. Curevacs Gründer, Dr. Ingmar Hoerr, fand als Doktorand heraus, dass das instabile Biomolekül mRNA bei direkter Verabreichung ins Gewebe als therapeutischer Impf- oder Wirkstoff eingesetzt werden kann, wenn es zuvor optimiert wird. Dabei sind keine komplizierten Formulierungen oder molekularen Modifizierungen nötig.“
Pfizer plant zweite Impfstoffgeneration in Pulverform
Doch auch Pfizer tüftelt bereits an einer Variante seines COVID-19-Impfstoffes, die die extremen Kühltemperaturen umgehen soll. Wie das Branchenportal Fierce Pharma am Mittwoch mitteilte, denke Pfizer bereits über eine neue Formulierung der nächsten COVID-19-Impfstoffgeneration nach, die helfen könnte, die Lagerungsprobleme zu lösen. So kündigte der leitende Wissenschaftler bei Pfizer, Mikael Dolsten, bei Business Insider an: „Wir ziehen einige Möglichkeiten für die nächsten Generationen an Impfstoffen in Betracht.“ Und weiter: „Für COVID-19 werden wir nächstes Jahr einen Impfstoff aus Pulver an den Markt bringen.“
Über CVnCoV
Der Impfstoffkandidat von Curevac basiert auf „optimierter, chemisch nicht modifizierter mRNA“, die für das präfusionsstabilisierte Full Spike-Protein des SARS-CoV-2-Virus codiert. Im Juni 2020 startete Curevac in Zusammenarbeit mit der Coalition for Epidemic Preparedness Innovations (CEPI) eine klinische Phase-1-Studie mit CVnCoV in klinischen Studienzentren in Deutschland und Belgien, Ende September 2020 begann eine klinische Phase 2a in Peru und Panama, in der die klinischen Untersuchungen auf ältere Erwachsene und auf Regionen mit hoher Inzidenz von COVID-19-Infektionen ausgedehnt wurden. Jüngst konnte Curevac über positive Ergebnisse seiner Phase 1-Studie berichten. Bis Ende 2020 will Curevac eine zulassungsrelevante klinische Studie der Phase 2b/3 eingeleitet haben.
1 Kommentar
Curevac
von Gregor Huesmann am 13.11.2020 um 11:20 Uhr
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