Impfstoff oder Placebo?

Toter bei Corona-Impfstoff-Studie von AstraZeneca in Brasilien

Stuttgart - 22.10.2020, 10:00 Uhr

Der Impfstoff wird derzeit von der europäischen Arzneimittel-Behörde EMA in einem sogenannten Rolling-Review-Verfahren geprüft. Mit AstraZeneca hat die EU bereits einen Rahmenvertrag über die Lieferung von Impfdosen geschlossen. (s / Foto: imago images / MiS)

Der Impfstoff wird derzeit von der europäischen Arzneimittel-Behörde EMA in einem sogenannten Rolling-Review-Verfahren geprüft. Mit AstraZeneca hat die EU bereits einen Rahmenvertrag über die Lieferung von Impfdosen geschlossen. (s / Foto: imago images / MiS)


Während der Studie zu einem Corona-Impfstoff des Pharmakonzerns AstraZeneca in Brasilien ist ein Proband gestorben. Das bestätigte die brasilianische Überwachungsbehörde für Gesundheit, Anvisa, der Deutschen Presse-Agentur am Mittwoch. Die Todesursache war zunächst unklar.

Den Impfstoff hatte der britisch-schwedische Konzern in Zusammenarbeit mit der Universität Oxford entwickelt. Nach eigenen Angaben war die Anvisa bereits am Montag über den Todesfall informiert worden. Die Empfehlung laute, die Tests fortzusetzen. Der Fall werde derzeit geprüft, Daten über Freiwillige müssten vertraulich behandelt werden.

Die Anvisa hat fast ein halbes Dutzend Tests dieser Art erlaubt, Tausende Freiwillige in Brasilien haben in den vergangenen Wochen eine Impfung bekommen. In dem mit rund 210 Millionen Einwohnern bevölkerungsreichsten Land Lateinamerikas breitet sich das Virus immer noch aus, zugleich verfügt Brasilien über hervorragende Forschungseinrichtungen.

Brasilianische Zeitung „O Globo“: Freiwilliger bekam Placebo 

Bei dem Toten handelt es sich dem Fernsehsender CNN Brasil zufolge um einen 
28 Jahre alten Mann aus Rio, der wegen Komplikationen im Zusammenhang mit COVID-19 gestorben sei. Die brasilianische Zeitung „O Globo“ berichtete unter Berufung auf ungenannte Quellen, der betreffende Freiwillige habe nicht den Impfstoff, sondern ein Placebo bekommen. Offiziell äußerten sich dazu zunächst weder das Labor noch die Testzentren oder die Anvisa.

AstraZeneca wollte einen Einzelfall in einer laufenden Studie auch auf dpa-Anfrage zunächst nicht konkret kommentieren, verwies aber darauf, dass alle erforderlichen Überprüfungsverfahren eingehalten worden seien. In einer Erklärung des Instituto D'Or (Idor), das die Studie in Rio de Janeiro und Salvador koordiniert, hieß es: „Die rigorose Analyse der bisher gesammelten Daten hat keine Zweifel an der Sicherheit der Studie aufkommen lassen, und ihre Fortführung wird empfohlen.“ Auf Nachfrage der dpa antwortete das Idor, dass die Studie bisher nicht unterbrochen worden sei.

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AstraZeneca hatte die klinische Studie für seinen vielversprechenden Corona-Impfstoff im September vorübergehend gestoppt – offenbar nicht zum ersten Mal. Das Vakzin AZD1222 zählte bis dahin zu den aussichtsreichen Kandidaten unter den potenziellen Corona-Impfstoffen. Sollte sich ein Zusammenhang des Todes des Freiwilligen mit dem Impfstoff herausstellen, wäre dies ein schwerer Schlag für das Projekt.

Der Impfstoff wird derzeit von der europäischen Arzneimittel-Behörde EMA in einem sogenannten Rolling-Review-Verfahren geprüft. Bei diesem Verfahren werden Daten aus der klinischen Prüfung fortlaufend eingereicht und bewertet. Mit AstraZeneca hat die EU bereits einen Rahmenvertrag über die Lieferung von Impfdosen geschlossen. Laut dem Bundesgesundheitsministerium entfallen 54 Millionen Impfstoffdosen auf Deutschland. Das würde nach Angaben von Ressortchef Jens Spahn zunächst für rund 27 Millionen Menschen hierzulande reichen.


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2 Kommentare

Inhaltsstoffe von Impfseren

von pol. Hans Emik-Wurst am 02.11.2020 um 18:15 Uhr

Wer kennt schon die veröffentlichten Listen mit "Inhaltsstoffen von Impfseren"? Liegen solche in Wartezimmern von impfenden Ärzten aus? Wohl kaum! Warum auch? Nur wer fragt, erhält Antwort!

Statt redaktionell auf das Wesentliche einzugehen, verliert sich der Autor in Nebenschauplätzen, die 98 Prozent aller Leser befrieden oder befriedigen?

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Placebo

von Andrea am 23.10.2020 um 8:57 Uhr

Warum wird nicht erwähnt, dass es sich bei diesem "Placebo" keineswegs um eine saline Lösung, sondern um die Meningokokken-Impfung handelt, die nicht gerade zu den verträglichsten Impfungen zählt.

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