Neue Rabattverträge

AOK setzt bei Antibiotika auf Diversität

Berlin - 14.09.2020, 15:40 Uhr

Die AOKen geben sich verantwortungsbewusst: Insbesondere die Herstellung antibiotischer Wirkstoffe müsse unter strengeren Auflagen für den Umweltschutz stattfinden. Wenn sich multiresistente Keime über Industrieabwässer ausbreiten könnten, sei die Wirksamkeit von Antibiotika gefährdet. (m / Foto: imago images / Manfred Segerer)

Die AOKen geben sich verantwortungsbewusst: Insbesondere die Herstellung antibiotischer Wirkstoffe müsse unter strengeren Auflagen für den Umweltschutz stattfinden. Wenn sich multiresistente Keime über Industrieabwässer ausbreiten könnten, sei die Wirksamkeit von Antibiotika gefährdet. (m / Foto: imago images / Manfred Segerer)


Wie bereits vor einigen Wochen angekündigt, hat die AOK eine gesonderte Ausschreibung für Antibiotika gestartet. Die Kasse verspricht: Diesmal wird nicht  einfach der günstigste Anbieter zum Zuge kommen. Es gibt auch weitere Zuschlagskriterien, wie etwa die Länge der Lieferkette, Umweltaspekte und die Einhaltung örtlicher Vorgaben des Arbeitsschutzes. Zudem sind für alle fünf ausgeschriebenen Wirkstoffe jeweils drei Vertragspartner vorgesehen.

Immer häufiger fragen wir uns: Woher kommen die Produkte, die uns im Alltag begleiten? Unter welchen Bedingungen wurden sie hergestellt? Sind sie umwelt- und gesundheitsverträglich? Das gilt beispielsweise für Lebensmittel, Elektronikgeräte, Kleidung – und auch für Arzneimittel. Bei letzteren kommt erschwerend hinzu, dass sich die Wirkstoffherstellung weltweit auf wenige Produktionsstätten konzentriert. Auch die Politik ist alarmiert. Zuletzt hatte etwa die Linken-Politikerin Sylvia Gabelmann ein Lieferkettengesetz auch für Arzneimittel gefordert.

Manche Unternehmen zeigen sich schon jetzt bereit, mehr Verantwortung zu übernehmen. Auch die Allgemeinen Ortskrankenkassen wollen in Zeiten, da die Erwartungen der Verbraucher und Patienten größer werden, offenbar weg vom Image, ihnen gehe es bei ihren Arzneimittel-Rabattverträgen einzig und allein darum, Geld zu sparen. Ende Juli hatten sie bereits erklärt, bei ihrer 24. Rabattvertragstranche die Auflagen für ihre Vertragspartner zu verschärfen – auch in puncto Arbeitsschutz- und Umweltstandards. Bei einem Verstoß gegen die am Produktionsstandort geltenden Standards hat sich die AOK ein Sonderkündigungsrecht gesichert. Im Zuge dieser Mitteilung kündigten die AOKen auch eine separate Ausschreibung von fünf Antibiotika an. Hier werde der Blick zusätzlich auf marktnahe Produktionsstätten sowie weitere Umweltaspekte gerichtet, hieß es seinerzeit.

Nun ist es soweit. Ab dem heutigen Montag, so der AOK-Bundesverband, werden mit „AOK Z1“ fünf Antibiotika-Wirkstoffe ausgeschrieben. Es handelt sich um Cefaclor, Cefuroxim, Ciprofloxacin, Clarithromycin und Roxithromycin. Sie haben laut AOK ein Umsatzvolumen von 63 Millionen Euro pro Jahr. Die Verträge sollen am 1. Juni 2021 starten und zwei Jahre, bis zum 31. Mai 2023, laufen. Überdies werden alle fünf Fachlose im Drei-Partner-Modell ausgeschrieben. Das ist für die AOKen, die sonst im Regelfall auf Exklusivverträge setzen, durchaus bemerkenswert. 



Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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Schmutzige Antibiotika-Produktion

1 Kommentar

Aurobindo Pharma

von Augen auf am 15.09.2020 um 20:38 Uhr

Dann hoffen wir mal, dass Aurobindo Pharma nicht mehr dabei ist.
Ein Artikel in der Süddeutschen Zeitung mit dem Titel " Superkeime im Pharma-Abwasser"
ist am 19. Oktober 2016 veröffentlicht worden. (https://www.sueddeutsche.de/gesundheit/antibiotikaresistenzen-superkeime-im-pharma-abwasser-1.3210786)

Darin heißt es :
"In den Abwässern indischer Medikamentenfirmen haben Forscher antibiotikaresistente Bakterien gefunden. Einer der Hersteller beliefert den deutschen Markt.[...] Schmutzfink ist dem Bericht zufolge die Firma Aurobindo.
In den Abwässern einer Fabrik des Unternehmens fanden sich Kolibakterien, die resistent gegen sechs Antibiotika sind."
Aurobindo ist Rabattpartner der AOK bei Amoxi/Clavulansäure.

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