DocMorris-Mutter setzt Einkaufstour fort

Zur Rose übernimmt TeleClinic

Stuttgart - 17.07.2020, 09:15 Uhr

Die DocMorris-Mutter Zur Rose kauft den deutschen Telemedizin-Vorreiter TeleClinic. (Foto: TeleClinic)

Die DocMorris-Mutter Zur Rose kauft den deutschen Telemedizin-Vorreiter TeleClinic. (Foto: TeleClinic)


Die schweizerische Zur Rose AG übernimmt den deutschen Telemedizin-Pionier TeleClinic. Die Fernbehandlungsplattform, die auch elektronische Verschreibungen anbietet, stelle einen „strategisch wichtigen Baustein im Zur Rose-Gesundheitsökosystem dar“, heißt es in einer Pressemitteilung. Zuletzt hatte die Zur Rose den deutschen Arzneimittelversender Apotal übernommen.

Die DocMorris-Muttergesellschaft Zur Rose AG setzt ihre Einkaufstour in Deutschland fort. Doch dieses Mal ist es kein Arzneimittelversender, sondern ein Anbieter von ärztlicher Fernbehandlung und Telemedizin: Am gestrigen Donnerstagabend gab Zur Rose bekannt, für einen Kaufpreis „im mittleren zweistelligen Millionen-Euro-Bereich“ die TeleClinic GmbH in München zu übernehmen.

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Seit 2015 habe sich das Unternehmen zum führenden Telemedizinanbieter in Deutschland entwickelt, heißt es weiter. In ihrer App bietet die TeleClinic Videosprechstunden mit Ärzten an, die dann auch elektronische Verschreibungen ausstellen. Das beeindruckende Wachstum unterstreiche das enorme Potenzial von Fernbehandlungen, heißt es von Zur Rose, die Akzeptanz nehme aufgrund der COVID-19-bedingten Abstandsregeln weiter zu.

Vor diesem Hintergrund erwarte man, dass die TeleClinic ihre Marktposition weiter ausbaue. Man gehe davon aus, dass „für bis zu 50 Prozent der über die Plattform durchgeführten Konsultationen elektronische Rezepte (eRx) ausgestellt werden“. Das unterstreiche den „hochkomplementären Aspekt der Akquisition zur eRx-Strategie der Zur Rose-Gruppe“.

Strategischer Baustein

Der Kauf erweitere das „Zur Rose-Gesundheitsökosystem“ um einen strategischen Baustein. Mit dieserGesundheitsplattform verfolge man „das Ziel, die Konsumenten (…) zu begleiten und zu befähigen, die eigene Gesundheit ‚mit nur einem Klick‘ zu managen“, heißt es in der Presseinformation. „Mit TeleClinic als integriertem Akteur in der Zur Rose-Gesundheitsplattform werden wir, zusätzlich zum Medikations- und Apotheken-Produktportfolio, digitale Lösungen anbieten können, die den Patientinnen und Patienten ein besseres Leben ermöglichen», wird Walter Oberhänsli, CEO der Zur Rose-Gruppe, zitiert. 

Jünger: „Zur Rose-Gruppe ist der passende Komplementär zur TeleClinic"

Zur Rose habe einen Wandel hin zu einem Plattform-Anbieter für alle Apotheken vollzogen, erläutert die TeleClinic-Gründerin und -CEO Katharina Jünger. Dieser Wandel sei ausschlaggebend für die Entscheidung gewesen. „Die Zur Rose-Gruppe ist damit der passende Komplementär zur TeleClinic als offene Plattform für alle deutschen niedergelassene Ärzte, die über unsere Plattform Patienten ihre ärztlichen Leistungen anbieten können.“

TeleClinic war der erste deutsche Anbieter von ärztlicher Fernbehandlung. Im Oktober 2017 war in Baden-Württemberg das erste Pilotprojekt gestartet, im Januar 2018 wurden dann die ersten elektronischen Rezepte ausgestellt und von Apotheken beliefert. Auch beim inzwischen beendeten baden-württembergischen GERDA-Pilotprojekt war die TeleClinic beteiligt. 

Technischer Partner bei den „privaten“ eRezepten von TeleClinic war von Anfang an apotheken.de, der Website-Anbieter des Deutschen Apotheker Verlags. Dieser stellte die Infrastruktur zur Verfügung, mit der die elektronischen Verschreibungen in die Apotheken vor Ort gelangten. Am heutigen Freitag erklärte der Deutsche Apotheker Verlag, die Zusammenarbeit mit TeleClinic aufgrund des Verkaufs an die DocMorris-Muttergesellschaft mit sofortiger Wirkung einzustellen.



Dr. Benjamin Wessinger (wes), Apotheker, DAZ-Chefredakteur
redaktion@daz.online


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