DAZ.online-Spezial: Reisen trotz Corona

Aufgepasst beim Badespaß!

Stuttgart - 09.07.2020, 12:45 Uhr

(Foto: Henry Czauderna / stock.adobe.com)

(Foto: Henry Czauderna / stock.adobe.com)


Heimische Seen, Flüsse und Meeresstrände stehen in dieser Urlaubssaison besonders hoch im Kurs. Die meisten dieser Badegewässer locken mit einer hohen Wasserqualität. Dennoch stören immer mal wieder kleine Übeltäter die Badefreude. Einige Hinweise gilt es deshalb beim Baden in der Natur zu beachten.

Seit vielen Jahren ist die Qualität ausgewiesener Badegewässer in Deutschland auf hohem Niveau. Rund 93 Prozent erfüllten in der Saison 2019 sogar höchste Anforderungen: Sie wurden von der EU-Kommission mit „ausgezeichnet“ bewertet (zur Qualität deutscher Badegewässer: umweltbundesamt.de). Auch europäische Badegewässer können zunehmend mit dieser Bestnote aufwarten. Der Anteil mit „ausgezeichneter“ Qualität lag im vergangenen Jahr bei circa 85 Prozent (zur Qualität europäischer Badegewässer: www.eea.europa.eu). Geprüft werden allerdings nur ausgewiesene Badestellen. Und anders als Schwimmbäder unterliegen alle natürlichen Badegewässer vielfältigen Umwelteinflüssen – mit manchmal unangenehmen Folgen.

Unkontrollierte Einschwemmungen

Während der Badesaison wird die Wasserqualität gemäß EG-Badegewässerrichtlinie regelmäßig von den zuständigen Landesbehörden untersucht. Hierbei stehen E. coli sowie intestinale Enterokokken im Fokus. Sie gelten als Indikatorbakterien für eine mögliche Verunreinigung mit Fäkalien. Dann könnten auch pathogene Keime ins Wasser gelangt sein. Ein mikrobieller Eintrag kann zum Beispiel aus Kläranlagen oder vom Oberflächenabfluss landwirtschaftlicher Flächen stammen. Vor allem nach Starkregenfällen ist die Gefahr erhöht, dass fäkale Verunreinigungen und somit Krankheitserreger im Badegewässer vorkommen. Dann sollte man mit dem Baden eher zurückhaltend sein. Auch in klaren Gewässern kann eine Infektionsgefahr lauern.

Unerwünschte „Blüte“

Ein anderes Gesundheitsrisiko in Naturgewässern gibt sich meist gut zu erkennen: die sogenannte Algenblüte. Hierbei handelt es sich um eine rasche Massenvermehrung von Cyanobakterien, landläufig auch als „Blaualgen“ bezeichnet. Das Wasser ist dann trüb und grün-blau verfärbt, manchmal bilden sich sogar dichte grüne „Teppiche“ im Oberflächenwasser. Die „Algenblüte“ entsteht ausgerechnet bei herrlichstem Badewetter. Denn Cyanobakterien vermehren sich bei anhaltend hohen Temperaturen. Dies geschieht in nährstoffreichen (eutrophen) Gewässern mit einem Überangebot an Phosphor und Stickstoff – sowohl im Süßwasser als auch in der Ostsee. Cyanobakterien sind einer der häufigsten Gründe für befristete Badeverbote.

Gefährliche Toxine

Ein Teil der Cyanobakterien bildet Toxine wie die hepatotoxischen Microcystine. Sie können schon bei direktem Kontakt Symptome hervorrufen wie Haut- und Schleimhautreizungen, Bindehautentzündung oder Ohrenschmerzen. Insbesondere wenn kontaminiertes Wasser verschluckt wird, sind auch schwerwiegendere gesundheitliche Beeinträchtigungen möglich. Dazu gehören Übelkeit, Durchfall und Erbrechen sowie Atemwegserkrankungen und allergische Reaktionen. Treten solche Symptome auf, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Um den Risiken aber möglichst aus dem Weg zu gehen, sollte man Badestellen mit blaugrünen Schlieren und auftreibendem Algenmaterial meiden. Ein guter Anhaltspunkt: Wer bis zu den Knien in grün gefärbtem Wasser steht und die Füße nicht mehr sehen kann, badet dort besser nicht.



Ulrike Weber-Fina, Diplom-Biologin, Autorin PTAheute.de
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.