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DAZ.online-Umfrage
Apothekenmitarbeiter: Corona-Austausch-Möglichkeiten behalten!
DAZ.online wollte von seinen Lesern wissen: Inwiefern haben die neuen Austausch-Regeln in der Coronakrise den Apothekenalltag verändert? Nutzen Sie die Äquivalenzdosistabellen der AMK? Und würden Sie die Möglichkeit zur Aut-simile-Substitution nach Corona gerne beibehalten? Eines zeigen die Ergebnisse der Umfrage deutlich: Die Apotheker sind bereit, mehr pharmazeutische Verantwortung zu übernehmen.
In der Coronakrise sind bestehende Probleme wie beispielsweise die Lieferengpässe in Apotheken noch sichtbarer zu Tage getreten als zuvor. Wenn man während einer Pandemie vermeiden will, dass Patienten nochmals in die Apotheke müssen, um ein zunächst nicht verfügbares Arzneimittel abzuholen, muss man etwas tun. Die Politik hat mit der SARS-CoV-2-Arzneimittelversorgungsverordnung auf die Situation reagiert. Seit dem 22. April 2020 dürfen Apotheker unter anderem nach Rücksprache mit dem Arzt Arzneimittel nach „aut simile“ austauschen – sofern kein wirkstoffgleiches Präparat verfügbar oder lieferbar ist. Um die Apotheker bei solchen pharmazeutischen Entscheidungen zu unterstützen, hat die Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker (AMK) Äquivalenzdosistabellen herausgegeben.
Gut gemacht oder nur gut gemeint? Das wollte DAZ.online von seinen Lesern wissen. Diese haben ihre aktuellen Erfahrungen aus der Praxis mit uns geteilt.
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AMK: Hilfestellung für Apotheker beim Aut-simile-Austausch
Mit der SARS-CoV-2-Arzneimittelversorgungsverordnung wurden den Apotheken neben der Aut-idem-Substitution temporär weitere weitreichende Möglichkeiten eingeräumt: Bei Nichtverfügbarkeit eines verordneten Arzneimittels dürfen sie zum Beispiel von der Packungsgröße, der Packungsanzahl oder der Wirkstärke abweichen. Auch die Entnahme von Teilmengen aus Fertigarzneimittelpackungen ist erlaubt. Konkret wollte DAZ.online von seinen Lesern wissen, wie oft sie die neuen Austausch-Möglichkeiten nutzen. Am vergangenen Montag hatten bis 10 Uhr 263 Teilnehmer auf die Frage geantwortet – das Ergebnis ist durchwachsen:
Während 33 Prozent die neuen Austauschmöglichkeiten „nie“ nutzen (müssen), machen fast genauso viele täglich davon Gebrauch, nämlich 36 Prozent. Doch diejenigen, welche die neuen Möglichkeiten nutzen, sind am Ende deutlich in der Überzahl: 19 Prozent tauschen wöchentlich nach den neuen Regeln aus, 12 Prozent monatlich.
Den Mehraufwand scheint dabei jedenfalls niemand zu scheuen. Von 259 Teilnehmern gaben 89 Prozent an, froh darüber zu sein, vermehrt pharmazeutische Entscheidungen treffen zu können. Nur 11 Prozent antworteten, dass sie nicht froh über die neuen Befugnisse sind.
44 Prozent der Apothekenmitarbeiter nutzen die Äquivalenzdosistabellen
Dass der Alltag auch erschwert werden könnte, das hatte die AMK offenbar geahnt und vorsorglich zur Hilfestellung Äquivalenzdosistabellen erstellt. Von 257 Teilnehmern gaben allerdings 56 Prozent an, dass sie diese im Alltag nie nutzen. Die Frage nach dem „Warum?“ bleibt an dieser Stelle unbeantwortet. Denkbar wäre, dass noch nicht zu jeder Arzneimittelgruppe entsprechende Tabellen geführt werden oder dass die Apotheker die Hilfe nicht benötigen. Sollten die Tabellen noch nicht bekannt genug gewesen sein, wissen die 56 Prozent, die mit „nie“ geantwortet haben nun immerhin, dass es sie gibt.
Natürlich könnte es auch daran liegen, dass mit dem Abweichen von Packungsgröße, Packungsanzahl oder Wirkstärke eine Aut-simile-Substitution nur selten nötig ist. Doch immerhin 28 Prozent nutzen die Äquivalenzdosistabellen der AMK dann doch monatlich, 14 Prozent wöchentlich sowie 2 Prozent sogar täglich.
Und die Apotheker scheinen es ernst zu meinen mit ihrer Bereitschaft mehr pharmazeutische Entscheidungen treffen zu wollen – auch in Zukunft: 68 Prozent von 255 Teilnehmern wünschen sich, dass die neuen Austauschmöglichkeiten auch nach der Pandemie erhalten bleiben. 28 Prozent möchten einen Teil davon erhalten und nur 4 Prozent möchten in Zukunft wieder ganz auf die neuen Möglichkeiten verzichten. Derzeit sieht die SARS-CoV-2-Arzneimittelversorgungsverordnung vor, dass die Sonderregelungen auslaufen, wenn der Bundestag feststellt, dass keine epidemische Lage von nationaler Tragweite mehr vorliegt – spätestens aber zum 1. April 2021 ist Schluss.
Doch sind solche Regelungen überhaupt der richtige Lösungsansatz? Sollte man das Problem der Lieferengpässe nicht tiefer an der Wurzel packen? Von 252 Teilnehmern meinen 43 Prozent „ja, solche Regelungen bräuchte man dann nicht“. Immerhin 57 Prozent sehen in den neuen Regelungen dennoch eine Chance: Sie begrüßen diese grundsätzlich – auch wenn das eigentliche Problem der Lieferengpässe konsequenter angegangen werden würde.
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