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Einsatz umstritten
Bieten zugelassene Lebendimpfstoffe einen Schutz vor COVID-19?
Oraler Polio-Impfstoff gegen COVID-19?
Im Fachblatt „Science" geht ein internationales Forscherteam in einem Diskussionsbeitrag ebenfalls auf die Frage ein, ob Lebendimpfstoffe einen Schutz vor COVID-19 bieten könnten. Die Wissenschaftler um Dr. Konstantin Chumakov von der US-Arzneimittelbehörde FDA (Food and Drug Administration) sprechen sich für eine Studie aus, um insbesondere die Wirksamkeit des – von der Schluckimpfung bekannten – oralen Polio-Impfstoffs OPV gegen das Coronavirus zu untersuchen.
Die in den 1950er Jahren entwickelte Vakzine habe in früheren Studien auch einen gewissen Schutz vor anderen Viren wie etwa Grippeerregern gezeigt, schreiben die Forscher. „Wenn die Ergebnisse der Studien mit OPV positiv sind, könnte OPV genutzt werden, um die verletzlichsten Bevölkerungen zu schützen."
Der Virologe Professor Thomas Mertens von der Uniklinik Ulm, Vorsitzender der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut (RKI), sieht diesen Vorschlag allerdings skeptisch: Ein weltweiter Einsatz des OPV-Impfstoffs gegen SARS-CoV-2 sei „kaum vorstellbar" – vor allem um mögliche Infektionen mit Erregern, die von solchen Impfviren abstammen, zu vermeiden.
Die aktuelle Strategie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sehe vor, weltweit alle OPV-Impfungen zu stoppen und stattdessen zur Ausrottung des Poliovirus-Typs 1 – des einzigen noch verbliebenen Polio-Wilderregers – Totimpfungen zu verwenden. „Eine durch Impfungen mit OPV unvermeidbare erneute Freisetzung von Polio-Impfviren erscheint äußerst fragwürdig", betont Mertens.
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