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Wie Corona die Apothekenwelt verändert (Teil 4)
„Maske 19“ ist jetzt Codewort für Apotheker in mehreren Ländern
Aus Gründen des Infektionsschutzes wurden zuletzt in den meisten europäischen Ländern Kontaktverbote und Ausgangssperren verhängt. Des Öfteren wurde in diesem Kontext auch eine mögliche Zunahme häuslicher Gewalt thematisiert. DAZ.online hat bereits über mehrere Projekte in Europa berichtet, bei denen Apotheker Frauen in solchen Situationen Unterstützung anbieten. Mithilfe von Daten des EU-Apothekerverbands PGEU haben wir die entsprechenden Projekte dazu im Rahmen unserer Mini-Serie „Wie Corona die Apothekenwelt verändert“ zusammengefasst.
Während der Lockdown-Phase, die in vielen europäischen Ländern derzeit wieder gelockert wird, waren die Apotheken mit die einzigen Geschäfte, die überhaupt noch öffnen durften. In vielen Ländern haben die Apotheker daher Aktionen gestartet, mit denen sie Frauen in Notsituationen weiterhelfen wollten. Hier ein Überblick:
Österreich: Die Österreichische Apothekerkammer hat eine Hotline für Frauen in Notsituationen eingerichtet. Die Hotline ist montags bis freitags zwischen 8 Uhr morgens und 24 Uhr in der Nacht besetzt und unter der 0043-1404 14 444 zu erreichen. Des Weiteren können sich bedrohte Frauen auch via Mail an die Apothekerkammer wenden: covid19@apothekerkammer.at
Belgien: Wie in Frankreich können sich Frauen auch in Belgien in Notsituationen mit einem Codewort („Maske 19“) an das Apothekenpersonal wenden. Medienberichten zufolge hatten die Anrufe bei der Hotline für häusliche Gewalt der Regierung schon in den ersten Tagen der Krise drastisch zugenommen. Das Parlament des flämischen Teils in Belgien verabschiedete Anfang April daher einen Passus in einem COVID-19-Gesetz, der Apotheker ermächtigt, bei Nennung des Codeworts „Maske 19“ die Daten der jeweiligen Kundin an die Behörden weiterzugeben.
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Frankreich: Frankreichs Innenminister Christophe Castaner hatte schon Anfang April laut Süddeutscher Zeitung einen Anstieg von 36 Prozent mehr Fällen von häuslicher Gewalt im Großraum Paris gemeldet. Wie bereits auf DAZ.online berichtet, haben die Apothekerkammer „Ordre des Pharmaciens“ und das Innenministerium daraufhin kurzfristig eine Hilfsaktion gestartet. Die Apotheker wurden mit einem vom Ministerium entworfenen Info-Blatt geschult, wie sie sich in Fällen verhalten, bei denen sie auf häusliche Gewalt aufmerksam gemacht werden. Auch in Frankreich konnten Frauen das Codewort „Maske 19“ nennen, um Apothekern eine Notsituation zu signalisieren.
Niederlande: Genaues Verhaltensprotokoll für Apotheker
Griechenland: Nach dem Vorbild in anderen Ländern wurde auch in Griechenland das Codewort „Maska 19“ geschaffen, um Frauen in Not weiterzuhelfen. Die Apotheker des Landes haben von der Kammer Handlungshinweise für solche Fälle bekommen. Die Kammer hat ein Dokument entworfen, das die betroffenen Frauen in der Apotheke ausfüllen und an den Apotheker weitergeben können. Die Pharmazeuten können die Dokumente dann an die Behörden weiterreichen.
Niederlande: Auch in den Niederlanden wurden Apotheker instruiert, beim Codewort „Maske 19“ bestimmte Verfahren einzuleiten. Der Apothekerverband hat dazu eine Zusammenarbeit mit den Ministerien für Inneres und Justiz gestartet. Gemeinsam wurde ein Flowchart entworfen, der den Apothekern genau vorschreibt, wie sie sich zu verhalten haben. Wenn die Frau von ihrem Mann begleitet wird, gelten beispielsweise andere Vorgehensweisen, als wenn die Frau alleine in der Apotheke erscheint. Hier finden Sie die Verhaltensanweisung für Apotheker. Ähnliche Empfehlungen gibt es auch für Apotheken-Boten.
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Spanien: Spanien war eines der ersten Länder, in denen das Codewort „Mascarilla 19“ eingeführt wurde. Das Projekt begann zunächst Mitte März auf den Kanarischen Inseln und wurde dann Schritt für Schritt in weiteren Teilen Spaniens ausgerollt. Fragt eine Kundin nach einer „Maske 19“, muss sich der Apotheker an ein erstelltes Verhaltensprotokoll halten, um der Frau Hilfe anzubieten. Inzwischen sollen mehr als 9.000 Apotheken an dem Projekt teilnehmen.
Deutschland: Um Betroffenen auch in Deutschland niederschwellig Hilfe anzubieten, sollen Apotheken bundesweit Infomaterial zum Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ auslegen. Dazu ruft die ABDA gemeinsam mit dem Bundesverband Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe (bff) und dem Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben (BAFzA) auf. Schon im April hatte der Dachverband der autonomen Frauenberatungsstellen NRW mit dem Apothekerverband Westfalen-Lippe (AVWL) eine Informationsaktion zur häuslichen Gewalt gestartet: Seitdem liegen in den Apotheken in Westfalen-Lippe Hinweiszettel mit den Kontaktdaten wichtiger Anlaufstellen aus.
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