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Online-Plattformen
DocMorris will Lagerbestände von Vor-Ort-Apotheken anzeigen
Der niederländische Versandkonzern arbeitet derzeit mit Hochdruck an einer Online-Plattform für Arzneimittelbestellungen. Auf dieser Plattform sollen Kunden künftig E-Rezepte hinterlassen und OTC-Mittel bestellen können. Die Auslieferung soll auch über teilnehmende Vor-Ort-Apotheken erfolgen – so zumindest der Plan. Am heutigen Donnerstag wurden nun mehr Details über die DocMorris-Pläne klar: Über die Plattform sollen die Patienten Informationen über die Lagerbestände der teilnehmenden Apotheken einsehen können. DocMorris will auch ein Folgerezept anbieten.
Der Schweizer Pharmahandelskonzern Zur Rose hat am heutigen Donnerstag seine Zahlen zum Geschäftsjahr 2019 vorgelegt. Demnach ist der Umsatz – insbesondere dank mehrerer Übernahmen – erneut stark angestiegen. Allerdings schreibt der DocMorris-Mutterkonzern weiterhin rote Zahlen, der Verlust hat sich zuletzt sogar gesteigert. Der Hoffnungsschimmer für die Schweizer ist das E-Rezept in Deutschland: In einer Telefonkonferenz zu den Jahreszahlen sagten sowohl Zur Rose-Chef Walter Oberhänsli als auch DocMorris-Chef Olaf Heinrich, dass ein „massiver Fokus“ auf dem E-Rezept in Deutschland liege. Oberhänsli sagte: Das E-Rezept und das neue Geschäftsmodell mit Online-Plattformen seien der „lang erwartete Game-Changer“.
Um mehr Rx-Kunden zu DocMorris zu locken, setzen die Niederländer – so wie viele Anbieter auch in Deutschland – auf ein Plattform-Modell: Der Konzern bastelt derzeit an einer Handy-App, über die die Kunden sowohl E-Rezepte einreichen als auch OTC bestellen können. Das Modell funktioniert nur mit der Mithilfe von Vor-Ort-Apotheken. Seit ein paar Jahren betreibt DocMorris das Geschäftsmodell schon so in Südeuropa: Die Patienten können sich aussuchen, ob sie ihre Bestellungen über den Versandweg beziehen oder innerhalb der nächsten Stunden über eine Vor-Ort-Apotheke in der Nähe. Viel war bislang nicht bekannt über DocMorris‘ Plattform für Deutschland. Die Niederländer hatten sich zuletzt ein Team zusammengestellt und waren auf Kuschelkurs zu den Apothekern gegangen, indem angekündigt wurde, dass man bei Plattform-E-Rezepten künftig auf Rx-Boni verzichten wolle.
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DocMorris-Plattform: Jeder fünfte Leser kann sich Teilnahme vorstellen
In einer Telefonkonferenz von Zur Rose gab es heute mehr Details zu dem neuen DocMorris-Angebot. Olaf Heinrich kündigte an, dass man auch dank der Kooperation mit Vor-Ort-Apotheken eine Lieferung innerhalb von zwei Stunden anbieten wolle. Um das zu ermöglichen, müsse man etwa 1000 Apotheken von einer Zusammenarbeit überzeugen. In einer DAZ.online-Umfrage hatte jeder fünfte Leser angegeben, sich vorstellen zu können, an einer solchen Plattform von DocMorris teilzunehmen.
Folgerezepte, 2-Stunden-Belieferung, Lagerbestände
Sehr interessant ist auch, dass die Niederländer ihren Kunden einen Einblick in die Lagerbestände bieten wollen. Wie das genau funktionieren soll, blieb unklar. Dass Online-Kunden vor der Bestellung sehen können, ob ihre gewählte Apotheke bei dem gewünschten Präparat gerade lieferfähig ist, wäre aber sicherlich ein Wettbewerbsvorteil. Denn sowohl bei der Noweda/Burda-Plattform (ihreapotheken.de) als auch bei der geplanten DAV-WebApp war bislang nicht bekannt, dass Einblicke in die Lagerbestände der Apotheken geplant sind.
Doch damit noch nicht genug. Die Niederländer wollen ihren Plattform-Kunden auch eine Folgerezept-Option anbieten. Hier blieb allerdings ebenfalls unklar, wie DocMorris das technisch umsetzen will. Vorstellbar wäre, dass sich die Niederländer hier auf die Wiederholungsrezepte beziehen, die der Gesetzgeber erst kürzlich ermöglicht hat. Wie und wann diese Wiederholungsrezepte umgesetzt werden können, ist jedoch unklar, weil hierzu noch Verhandlungen zwischen dem Deutschen Apothekerverband und den Krankenkassen laufen.
Heinrich und Oberhänsli kündigten an, dass die DocMorris-Plattform in der zweiten Jahreshälfte dieses Jahres starten solle. Heinrich freute sich ausdrücklich über die aktuellen Pläne von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU). Zur Erinnerung: Mit dem Patientendaten-Schutzgesetz (PDSG) will Spahn ermöglichen, dass es im E-Rezept-Markt einen Wettbewerb gibt – Patienten sollen ihre E-Rezepte aus einer zentralen Gematik-App an andere Anbieter weiterleiten können. „Das sind sehr gute Nachrichten für uns“, so Heinrich. Der DocMorris-Chef erklärte, dass die Vor-Ort-Apotheker versucht hätten, „ihre Hände“ an die E-Rezept-Verteilung zu bekommen. Dass dies nun nicht so komme, sei gut für DocMorris.
1 Kommentar
Weiterdenken ... was kommt nach Corona .. und wer nutzt die Gelegenheit ?
von Christian Timme am 20.03.2020 um 4:50 Uhr
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