Verdacht auf SARS-CoV-2

Rachenabstrich zuhause – wie geht das?

Stuttgart - 10.03.2020, 13:45 Uhr

Wo muss der Abstrich für eine SARS-CoV-2-Probe erfolgen? Der Abstrich muss aus dem hinteren Rachenbereich kommen – nicht vom Gaumen, nicht von der Mundschleimhaut und nicht von der Zunge, betont Professor Drosten. (m / Foto: stanislav_uvarov / stock.adobe.com) 

Wo muss der Abstrich für eine SARS-CoV-2-Probe erfolgen? Der Abstrich muss aus dem hinteren Rachenbereich kommen – nicht vom Gaumen, nicht von der Mundschleimhaut und nicht von der Zunge, betont Professor Drosten. (m / Foto: stanislav_uvarov / stock.adobe.com) 


Einen Selbsttest auf SARS-CoV-2, den Patienten analog einem Schwangerschaftstest bequem – und vor allem kontaktlos zur Außenwelt – alleine durchführen können, gibt es derzeit nicht. Christian Drosten, Virologe an der Berliner Charité, hält es aber im Moment für möglich, dass man sich mit etwas Sachverstand eine Rachenprobe selber abnehmen könnte. „Man muss nur aufpassen, dass der Abstrich wirklich aus dem hinteren Halsbereich kommt“, erklärt Drosten. Können die Patienten die Proben dann auch direkt ins Labor schicken?

Noch ist es nicht möglich, dass sich potenziell mit SARS-CoV-2 Infizierte allein zuhause auf das Coronavirus testen. Dafür wäre ein „Lateral Flow Test“ nötig, der wie ein Schwangerschafts- oder Drogenschnelltest das Ergebnis – positiver oder negativer Nachweis – direkt anzeigt. Ein solcher Lateral Flow Assay ist jedoch derzeit noch nicht verfügbar. Professor Christian Drosten, Virologe an der Berliner Charité, weiß allerdings, dass es bereits Bemühungen zur Entwicklung solcher Tests gibt. Drosten geht davon aus, dass diese in wenigen Monaten verfügbar sein werden.

Mehr zum Thema

Woran erkennt man Covid-19?

Coronavirus: Screening-Methoden erfolglos

Nur nach telefonischer Voranmeldung zum Arzt

Verdacht auf COVID-19 – was tun?

Was sich Drosten allerdings durchaus vorstellen kann: Dass sich manche Patienten – oder Menschen, die zumindest begründet vermuten infiziert zu sein – sich einen Rachenabstrich selbst abnehmen. Auf diese Möglichkeit ging der Virologe bereits in der sechsten Folge des NDR-Podcasts „Das Coronavirus-Update mit Christian Drosten“ vom 3. März ein. Er hält es im Moment nämlich für denkbar und praktikabel, „dass man sich mit etwas Sachverstand durchaus eine Probe selber abnehmen könnte“.

„So richtig hinten im Hals“

Man müsse nur aufpassen: „Man muss einen Abstrich entnehmen, der wirklich aus dem hinteren Halsbereich kommt und nicht irgendwo am Gaumen oder an der Zunge abgenommen wurde: So richtig hinten im Hals,“ erklärt der Virologe. Er empfiehlt, den Abstrich mithilfe einer Taschenlampe durchzuführen.

Rachenabstrich: Patient muss „koordiniert“ sein

In einer am Montag in Berlin stattgefundenen Bundespressekonferenz schränkte Drosten laut dem Ärzteblatt den Rachenselbstabstrich auf „koordinierte Patienten“ ein: „Es muss natürlich ein koordi­nierter Patient sein, dem es gelingt, den Tupfer hinter das Gaumensegel zu führen“, zitiert das Ärzteblatt den Virologen. Bei älteren Patienten ist es nach Ansicht von Drosten besser, wenn der Arzt beim Abstrich dabei ist.

KBV empfiehlt Selbstabstrich auf SARS-CoV-2

Auch die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) empfiehlt seit Kurzem, dass Men­schen mit Verdacht auf eine SARS-CoV-2-Infektion, den Abstrich eigenständig durch­führen. Wie das funktioniert, hat die KVWL in einer kurzen Patienteninfo – „Wie mache ich einen Abstrich in der Mundhöhle“ – zusammengefasst:

Wie mache ich einen Abstrich in der Mundhöhle?

„Vor dem Abstrich:

  • Spülen Sie Ihren Mund NICHT unmittelbar vor dem Abstrich aus.
  • Waschen Sie sich die Hände mit Seife, gut abtrocknen.

Abstrich:

  • Stellen Sie sich vor einen Spiegel.
  • Nehmen Sie den Tupfer aus dem Röhrchen.
  • Öffnen Sie Ihren Mund weit.
  • Streichen Sie mit dem Tupfer mehrfach über die Mundschleimhaut (nicht die Zunge, nicht die Zähne, nicht die Lippen) im hinteren Teil der Mundhöhle. Um Würgereflex zu vermeiden, können Sie dabei tief ausatmen.
  • Geben Sie den Tupfer wieder in das Röhrchen und verschließen dieses fest.
  • Waschen Sie sich die Hände erneut und trocknen sie gut ab.

Fertig.“ 

Quelle: Patienteninformation der KVWL

Wichtig ist: Der möglicherweise Infizierte oder ein Angehöriger soll „ein Teströhrchen an der Praxis abholen, das ohne direkten Kontakt übergeben wird“, betont die KVWL auf ihrer Homepage. Gleiches gilt für die Rückgabe: „Anschließend wird das Teströhrchen umgehend zur Praxis zurückgebracht, diese Übergabe erfolgt wiederum kontaktlos!".

Auch die Kassenärztliche Bundesvereinigung hält den Selbsttest zuhause nach Berichten des Ärzteblattes für eine „gute Mög­lichkeit“. Bislang empfiehlt die KVB dieses Prozedere bei SARS-CoV-2-Verdacht, ungleich der Kassenärztlichen Vereinigung in Westfalen-Lippe, jedoch nicht auf ihrere Homepage.

Seit Montag bieten manche Gemeinden auch die Drive-in-Testung von SARS-CoV-2-Verdächtigen an.

Jetzige Antikörpertests ersetzen PCR nicht

Kann der Patient seinen Abstrich nicht auch direkt ins Labor schicken? Das ist laut Drosten zwar theoretisch möglich. Allerdings: Die meisten Menschen könnten dies von Zuhause nicht bewerkstelligen, da man spezielles Verpackungsmaterial bräuchte, so Drosten im NDR-Podcast.

Derzeit werden bereits Schnelltests auf Antikörperbasis vermarktet. Dem Ärzteblatt zufolge hält Drosten von diesen „genauso­we­nig wie die KBV“, schreibt das Ärzteblatt. Die KBV erklärt auf ihrer Homepage:


Es gibt derzeit keinen „Schnelltest“, mit dem das Coronavirus zuverlässig nachgewiesen werden kann. Aktuell vermarktete „Schnelltests“ suchen nicht nach Erregern, sondern nach Antikörpern. Antikörper sind bei Virusinfektionen meist frühestens eine Woche nach Erkrankungsbeginn nachweisbar, in der Regel sogar erst nach 14 Tagen. Nach Einschätzung von Experten ist zudem völlig ungeklärt, ob ein positiver Antikörpertest nicht durch eine frühere Infektion mit einem anderen Coronavirus verursacht sein könnte. Daher ersetzt der „Schnelltest“ nicht den Erregernachweis durch einen PCR-Test aus einem Abstrich: Nur der Nachweis von SARS-CoV-2 selbst lässt zuverlässig den Rückschluss zu, dass eine Person zum Zeitpunkt der Untersuchung auch infiziert ist. 




Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.