Vorstandswahlen im Dezember

Gabriele Regina Overwiening will ABDA-Präsidentin werden

Berlin - 09.03.2020, 16:35 Uhr

Gabriele Regina Overwiening (hier bei der Expopharm 2019), Präsidentin der AKWL, hat am heutigen Montag in Berlin verkündet, dass sie ABDA-Präsidentin werden will. (Foto: Schelbert)

Gabriele Regina Overwiening (hier bei der Expopharm 2019), Präsidentin der AKWL, hat am heutigen Montag in Berlin verkündet, dass sie ABDA-Präsidentin werden will. (Foto: Schelbert)


Mit einem Paukenschlag beginnt das Postengerangel in der ABDA. Die Präsidentin der Apothekerkammer Westfalen-Lippe, Gabriele Regina Overwiening, hat am heutigen Montag auf einer eigens einberufenen Pressekonferenz in Berlin erklärt, dass sie bei den ABDA-Vorstandswahlen im Dezember dieses Jahres als ABDA-Präsidentin kandidieren will. Overwiening wäre die erste Frau an der Spitze der ABDA, sie gilt als politisch gut vernetzt und ist eine starke Rednerin.

Vor einigen Journalisten hat die AKWL-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening am heutigen Montagnachmittag in Berlin erklärt, dass sie als neue ABDA-Präsidentin kandidieren will. Zur Erinnerung: ABDA-Präsident Friedemann Schmidt hatte angekündigt, bei der Vorstandswahl im Dezember 2020 nicht mehr für die nächste vierjährige Wahlperiode zur Verfügung zu stehen. Bislang hatte sich keine Kandidatin, kein Kandidat zu einer möglichen Nachfolge Schmidts geäußert. Overwiening ist nun die erste Vorsitzende einer der 34 Mitgliedsorganisationen, die ihren Hut in den Ring wirft. Offiziell muss die 57-jährige Apothekerin aber bis sechs Wochen vor der Wahl von einer Mitgliedsorganisation vorgeschlagen werden – schriftlich bei ABDA-Hauptgeschäftsführer Dr. Sebastian Schmitz.

Overwiening hat drei Apotheken rund um die westfälische Kleinstadt Reken, die übrigens unweit vom Wahlkreis von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) liegt. Spahn und Overwiening kennen sich schon länger – der Minister stand auch schon zu Zeiten, als er noch gesundheitspolitischer Sprecher seiner Fraktion war, in regem Austausch mit der AKWL. Overwiening wurde erst im vergangenen Jahr von ihrer Kammer wiedergewählt. 2009 löste sie den ehemaligen Kammerpräsidentin Hans-Günter Friese an der Spitze der AKWL ab. Seitdem wurde sie stets im Amt bestätigt.

Zur Person

Gabriele Regina Overwiening (geb. 1962 in Reken, Westfalen) studierte zunächst Chemie in Münster (1983) und dann 1987 Pharmazie in Hamburg. Ab 1987 nahm sie eine Lehrtätigkeit auf an der WWU Münster (Begleitung des propädeutischen Praktikums), unterrichtete an der PTA-Schule in Münster, arbeitete am Lehrbuch „Fertigarzneimittelkunde“ für PTA mit und war Mitarbeiterin in der öffentlichen Apotheke. Sie machte ihre Weiterbildung zur Apothekerin für Allgemeinpharmazie.

2000 kaufte sie die Apotheke am Bahnhof in Reken, 2004 gründete sie die Filialapotheke Apotheke am Benediktushof in Maria-Veen. 2019 ist dann in Borken eine weitere Apotheke hinzugekommen. Overwiening übte verschiedene Referententätigkeiten aus für die Apothekerkammer Westfalen-Lippe (AKWL), für die ABDA und für die LAK Bayern. Mitglied der Kammerversammlung der AKWL ist Frau Overwiening seit 1997, seit 2001 Mitglied im Vorstand und von 2005 bis 2009 Vizepräsidentin der AKWL. Frau Overwiening ist verheiratet mit dem Apotheker Ralf Overwiening. Sie hat vier Kinder. In Berlin bei der ABDA spielte Overwiening zuletzt nicht in der obersten Liga mit, sie war nicht Mitglied des geschäftsführenden Vorstandes der ABDA. Als AKWL-Präsidentin war sie allerdings Mitglied des Vorstandes der Bundesapothekerkammer.

Wie stehen Overwienings Chancen?

Dass Overwiening bei der ABDA-Mitgliederversammlung eine Mehrheit erhält, ist noch nicht sicher, aber wahrscheinlich. Denn Overwiening ist keinem der „Lager“ in der ABDA zuzurechnen. Zur Erklärung: Insbesondere einige Kammern gelten als sehr ABDA-kritisch und hinterfragen auch grundsätzlich die Struktur der Berliner Standesvertretung. In diese erste Reihe der Hardliner zählt Overwiening sicherlich nicht – auch wenn sie auch schon ab und zu hart ins Gericht gegangen ist mit der ABDA. Gemeinsam mit einigen anderen Kammern sorgte Overwienings AKWL 2018 beispielsweise für Widerstand gegen den ABDA-Haushaltsentwurf und hinterfragte die „Beiträge-Leistungs-Bilanz“ der ABDA. Kurzum: Overwiening gilt als kritisch, aber nicht als Widerständlerin und könnte so die moderaten als auch die ABDA-kritischen Verbände und Kammern überzeugen. Viel hängt natürlich auch von der Frage ab, ob und wenn ja wer als Gegenkandidat ins Rennen geht. Was macht beispielsweise ABDA-Vizepräsident Mathias Arnold? Wird es eine weitere, überraschende Kandidatur geben?

Overwienings Chancen erhöhen sich aber auch dadurch, dass die ABDA im kommenden Winter ohnehin einen großen Personalmangel an den Spitzenpositionen bekommen wird. Denn aufgrund einer Erkrankung ist es derzeit noch offen, ob BAK-Präsident Andreas Kiefer nochmals für das Amt des BAK-Präsidenten in Frage kommt.  Da das Amt des ABDA-Präsidenten zumeist an eine/n Kammervorsitzende/n geht, müssen die 17 Kammerpräsidenten somit also wahrscheinlich schon zwei Spitzenpositionen neu besetzen. Außer Overwiening hat sich bislang noch keiner der 17 Kammerchefs zu einer möglichen Kandidatur geäußert.

Was passiert im DAV?

Übrigens: Auch an der Spitze des Deutschen Apothekerverbandes ist noch vieles ungeklärt. DAV-Chef Fritz Becker wurde in seiner Heimat, vom LAV Baden-Württemberg, gerade erneut zum Präsidenten gewählt. Zu seiner Zukunft auf Bundesebene hat sich Becker aber nach wie vor nicht abschließend geäußert. Ein möglicher Nachfolgekandidat wäre hier Dr. Hans-Peter Hubmann aus Bayern, der jetzt schon Beckers Vize ist. Wird Hubmann DAV-Chef, ist es wiederum nur schwer vorstellbar, dass Thomas Benkert, Präsident der Bayerischen Landesapothekerkammer, BAK-Präsident wird. Denn in der Regel sind die drei Positionen an der ABDA-Spitze über die Vertreter/-innen verschiedener Bundesländer verteilt.

Bis zum Dezember müssen also noch viele Fragen geklärt werden. Klar ist: Overwienings Kandidatur hat sehr früh im Wahljahr eine neue Geschwindigkeit in die Personaldebatte bei der ABDA gebracht.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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8 Kommentare

ABDA- Präsidentin?

von Pharmixx am 10.03.2020 um 8:54 Uhr

Alleine die postulierte Nähe zu Jens Spahn ließe wohl nachvollziehbar bei vielen KollegInnen das Adrenalin und Cortison hochfahren.

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Verifikation?

von Holger am 10.03.2020 um 8:53 Uhr

Liebe Leute, seid ihr wirklich sicher, dass die beiden Äußerungen von ABDA-Repräsentanten in den Kommentaren echt sind? Im Web kann man sowas halt leicht faken und ich kann mir nicht vorstellen, dass das echt ist. Also: better be careful.

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AW: Verifikation

von Hubert Kaps am 10.03.2020 um 9:33 Uhr

Dann mögen die Herren bitte ein Richtigstellung veranlassen. Sollte möglich sein.

Fassungslos

von Hubert Kaps am 10.03.2020 um 8:26 Uhr

Mir ist im Prinzip egal, wer das wird, hilft eh nix mehr, aber das Niveau der Beiträge von den ABDA-Angestellten Schmitz und Kern ist unterirdisch. Aber was soll man erwarten, nicht besser als im hinterletzten Dorfverein.

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Mit gutem Beispiel vorangehen...

von Christian Timme am 10.03.2020 um 4:21 Uhr

Hoffentlich können jetzt auch noch die lesen... die die Hand "am Ruder" hatten... oder wird das jetzt "gelebte Amnesie"?

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AW: dann bin ich raus >>> JA, JA, JA - hoffentlich sehr bald!!!!

von Dr. Susanne Rück am 10.03.2020 um 2:00 Uhr

... das ist doch nicht zu fassen; diese vulgären ( "die Overwiening") Reaktionen unserer bisherigen obersten Repräsentanten unseres ehrenwerten Berufsstands!!!! Ein feiner Zwirn macht eben noch keinen feinen Charakter. Stattdessen: kein Zusammenhang zwischen dem normalen Wahnsinn im Berufsalltag eines Apothekers-vor-Ort und der unverzeihlich langen Kette von verpaßten Gelegenheiten gute, proaktive u n d intelligente Berufspolitik zu machen. Stattdessen (Selbst-) Zufriedenheit mit der Teilhabe an der Macht und dem (dadurch) Zugewinn der eigenen Wichtigkeit. Gewissenloses Verprassen der hart verdienten Mitgliedsbeiträge mit z. B. offenbar Luxus im Übermaß mit dem neuen ABDA-Domizil. Tja, wenn aus Mr. Nobody dann Mr. VIP wird, da geraten Anstand und Würde leider zu oft ins arge Hintertreffen. Diese s e h r schnell, reflexartig gelieferten Antworten der Herren Drs. Schmitz und Kern sind Ausdruck einer spießigen Macho-Mentalität und Grundlage genug, deren Wunsch nach Beendigung ihrer Arbeitsverträge vollumfänglich und ohne Verzögerung nachzukommen. Prima, dann entfallen auch jedwede Goldene Handschläge. Was viel zu lange quälend währte wird so nun endlich strahlend gut!!!! ADIEU!!
und: WILLKOMMEN Frau Overwiening!!! Ich freue mich s e h r auf Ihre ABDA-Präsidentschaft, DANKE für Ihre Kandidatur!!!! Möge Ihnen der Klotz einer sog. ABDA-Mannschaft erspart bleiben, deren Hauptinteresse in der behäbigen Bewahrung des Bisherigen und strikten Verhinderung neuer Denkansätze besteht, die Sie vermutlich aufs Gleis setzen wollen. Hoffentlich können Sie sich ein Team zusammenstellen, das – für den gesamten Berufsstand - mutig nach vorne denkt, Respekt und Wertschätzung intuitiv lebt, loyal und leistungsbereit ist und - natürlich!! - nicht schon im Innern vor Ehrfurcht erstarrt und äußerlich schon nonverbal seine erregte Unterwürfigkeit zeigt, wenn man politischen Entscheidern gegenüber die Interessen seiner Mitglieder – natürlich!! - aufrecht, mit starkem Rückgrat und auf Augenhöhe, zu vertreten hat - hätte.
WOHLAN!! Ich wünsche Ihnen mit Ihrer Kandidatur besten Erfolg, drücke Ihnen feste die Daumen … und damit eigentlich uns.

Oh je

von Conny am 09.03.2020 um 18:41 Uhr

Vom Regen in die Traufe. Schlimmer gehts nimmer. Traumtänzerin.

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ABDA Präsidentin

von Roland Mückschel am 09.03.2020 um 17:37 Uhr

Also wenn sie meinen Willen und meine Überzeugungen
vertritt hat sie meinen Segen.
Ansonsten...

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