Stellungnahme

Polivy: Roche plant kleinere Packungen und bietet Teilerstattungen

Stuttgart - 06.03.2020, 14:45 Uhr

Das Antikörper-Wirkstoff-Konjugat Polatuzumab Vedotin bindet an CD79b und wird von der B-Zelle internalisiert; dort wirkt der über einen Peptid-Linker verbundene Mitosehemmstoff Monomethyl Auristatin E. ( r / Foto: Roche)

Das Antikörper-Wirkstoff-Konjugat Polatuzumab Vedotin bindet an CD79b und wird von der B-Zelle internalisiert; dort wirkt der über einen Peptid-Linker verbundene Mitosehemmstoff Monomethyl Auristatin E. ( r / Foto: Roche)


Das will Roche nicht auf sich sitzen lassen: In seinem Gastkommentar „Mit unpassenden Packungsgrößen Kasse machen: das Beispiel Polivy“, warf Apotheker Dr. Franz Stadler dieser Tage Roche „Gier“ beim bei rezidivierendem oder refraktärem diffusem großzelligem B-Zell-Lymphom (DLBCL) eingesetzten Polatuzumab Vedotin vor. Warum? Es gibt nur eine Packungsgröße, die Verwürfe und Kosten seien enorm. Dass es besser und günstiger geht, hat Stadler vorgerechnet – diese Lösung hat auch der Pharmariese Roche nach eigener Aussage bereits geplant.

„Jeder darf und soll Gewinne machen“, findet Dr. Franz Stadler. Allerdings ist er dieser Tage nicht ganz einverstanden damit, auf welche Weise Roche das gerade bei einem Arzneimittel macht. Der Apotheker spricht von einer „dreisten Art von Abzocke“, die „einem Weltkonzern wie Roche unwürdig“ sei. Das findet wohl auch der Pharmakonzern Roche und erklärt sich. Doch wozu eigentlich? Was war passiert?

Roche erhielt im Januar die EU-Zulassung für Polatuzumab Vedotin. Polivy® wird in Kombination mit Bendamustin und Rituximab zur Behandlung erwachsener Patienten mit rezidivierendem oder refraktärem diffusem großzelligem B-Zell-Lymphom (DLBCL) angewendet, die nicht für eine hämatopoetische Stammzelltransplantation in Frage kommen. Das Arzneimittel vermarktet Roche mit 140 mg Polatuzumab in nur einer Packungsgröße, der Apotheken-Einkaufspreis pro Fläschchen Polivy® liegt laut Lauer-Taxe bei 12.338 Euro (Datenstand Lauer-Taxe: 1.03.2020). 

An dem Arzneimittelpreis störte sich Dr. Franz Stadler in seinem Gastkommentar „Mit unpassenden Packungsgrößen Kasse machen: das Beispiel Polivy“ gar nicht so sehr. „Patentschutz und die ständig steigenden Preise von neu eingeführten Medikamenten (...) sind hier nicht die zu diskutierenden Punkte“. Den Apotheker ärgert die „(absichtlich?) falsch gewählte Packungsgröße oder genauer: Der Verzicht auf unterschiedliche Packungsgrößen“, die ein verwurfsoptimierteres Herstellen ermöglichen würden. Das sei, und das hat Stadler durchgerechnet, mit Packungsgrößen von 100 mg und 10 mg Polatuzumab Vedotin möglich. 

Warum verzichtet Roche darauf? In einer Stellungnahme erklärt sich der Pharmakonzern: Man sei sich der Thematik bewusst, dass „aufgrund der körpergewichtsabhängigen Dosierung von Polivy® (...) je nach Patientengewicht zum Teil erhebliche Restmengen anfallen, die nicht genutzt werden können“. Das will Roche nach eigener Aussage ändern. 

Roche plant weitere und kleiner Polivy-Packungen

Roche erklärt: „Polivy® ist in Deutschland seit Januar 2020 verfügbar, aktuell in einer Packungsgröße.“ Dies hat jedoch Gründe – es sollte schnell gehen: „Die Markteinführung von Polivy® erfolgte im Sinne der betroffenen Patienten schnellstmöglich, denn das Präparat bietet einen signifikanten Überlebensvorteil für Patienten ab der zweiten Therapielinie im DLBCL, die nicht für eine Stammzelltransplantation in Frage kommen“. An diesem Punkt – mit nur einer Packungsgröße – will das Unternehmen folglich nicht verharren: 


Um Zusatzkosten für die Krankenkassen und damit das Solidarsystem zu vermeiden, plant Roche eine weitere, kleinere Handelsform einzuführen.“

Roche


Roche schafft Ausgleich mit Krankenkassen

Und damit nicht genug. „Bereits frühzeitig haben wir als Unternehmen entschieden, für die Krankenkassen einen Ausgleich zu schaffen: Wir bieten bis zur Verfügbarkeit der kleineren Handelsform eine Teilrückerstattung an“, so Roche. Diesbezüglich stehe man bereits mit den ersten Krankenkassen in Kontakt.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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