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Was weiß man, was weiß man nicht?
Die möglichen Hintergründe des Hamburger Zyto-Skandals
Wie sind die finanziellen Schäden überhaupt entstanden?
Die möglichen finanziellen Schäden: Doch wie groß ist der entstandene Schaden tatsächlich? Laut Medienberichten soll der Techniker Krankenkasse seit Januar 2017 ein Schaden von 8,6 Millionen Euro entstanden sein. Aber diese Zahl stammt nicht von der Techniker Krankenkasse, wie eine TK-Sprecherin der Apotheker Zeitung versichert. Auch die Hamburger Staatsanwaltschaft nennt eine Schadenshöhe von mindestens 8,6 Millionen Euro, wobei die Pressesprecherin Liddy Oechtering gegenüber der Apotheker Zeitung betont, dass die Ermittlung der Schadenshöhe andauere und es sich bei der genannten Summe um eine grobe Schätzung handle. Entstanden sei dieser Schaden durch Abrechnungsbetrug. Denn Rezepte, die durch „kollusives Zusammenwirken“ zustande gekommen sind, seien „bemakelt“ und daher nicht abrechenbar. Das heißt, wenn bei einem Rezept, auch wenn es korrekt beliefert und korrekt abgerechnet wurde, im Hintergrund eine Bestechung ablief, so fällt dies grundsätzlich unter die Schadenssumme.
Zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist also zumindest zu hinterfragen, wie groß der finanzielle Schaden bei den Krankenkassen wirklich ist. Ein möglicher finanzieller Schaden könnte für die Kassen natürlich auch resultieren, indem Ärzte mehr und teurer verordnen als eigentlich nötig. Davor hatte Prof. Dr. Wolf-Dieter Ludwig, Chef der AkdÄ, in den vergangenen Tagen des Öfteren hingewiesen.
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Die Auswirkungen für Zytostatika-herstellende Apotheken: Massiv geschädigt wurden allerdings diejenigen Apotheker, denen durch die Bestechung der Onkologen Rezepte für Zytostatikazubereitungen entgangen sind. „Zeit Online“ berichtet von einer Apothekerin, die ihr für mehrere Hunderttausend Euro eingerichtetes Zytolabor schließen musste, nachdem die Onkologen, deren Rezepte sie seit mehr als 20 Jahren beliefert hatte, ihre Praxis an ein MVZ veräußert hatten. Die Zytostatikazubereitungen seien dann, wie ihr von Kunden berichtet wurde, von der Antares-Apotheke in Hamburg gekommen.
Aber auch auf andere Art werden die Zytostatika-herstellenden Apotheken geschädigt. So soll Enno S., Gesellschafter und Geschäftsführer der ZytoService-Mutter altana health group, bei der Politik für strengere Regeln bezüglich der Ausstattung der Zytostatikalabore geworben haben. Und das offenbar mit Erfolg: Sowohl Zytostatika-herstellende öffentliche Apotheken als auch Krankenhausapotheken leiden unter den immer größer werdenden Auflagen der zuständigen Behörden, die immer größere Investitionen notwendig machen. Die Konsequenz: Ab einem gewissen Punkt rechnet sich das eigene Zytostatikalabor nicht mehr und die Rezepte wandern an die Herstellerbetriebe, die sich diese Investitionen leisten können.
Die Qualität der Arzneimittel: Beruhigend ist zumindest eines: Anders als im Bottroper Zytoskandal, bei dem viele Menschen durch unterdosierte Krebsmedikamente massive gesundheitliche Schäden erlitten haben dürften, geht es im Hamburger Fall anscheinend „nur“ um die Vorwürfe Bestechung, Bestechlichkeit und unerlaubten Betrieb von MVZ. Die von ZytoService hergestellten Medikamente entsprachen offenbar den fachlichen Anforderungen. „Hinweise auf Gesundheitsschäden durch die verfahrensgegenständlichen Arzneimittel haben wir nicht“, teilte die Hamburger Staatsanwaltschaft dazu auf Nachfrage der Apotheker Zeitung mit.
2 Kommentare
Da sieht man
von Stefan Haydn am 19.12.2019 um 18:19 Uhr
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Zytoskandal
von Michael Zeimke am 19.12.2019 um 14:39 Uhr
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