E-Rezept

DocMorris kooperiert mit schwedischer Online-Arztpraxis

Stuttgart - 05.12.2019, 10:15 Uhr

Die schwedische Online-Praxis Kry kooperiert ab sofort mit DocMorris. (m / Screenshot: DAZ.online)

Die schwedische Online-Praxis Kry kooperiert ab sofort mit DocMorris. (m / Screenshot: DAZ.online)


Nächstes Ausrufezeichen des EU-Versenders in Sachen E-Rezept: Die schwedische Online-Arztpraxis Kry hat am heutigen Donnerstag bekanntgegeben, dass man mit DocMorris in Deutschland ein digitales Versorgungsmodell startet. Kry ist ein europaweit tätiger Gesundheitskonzern und startet sein Geschäft nun auch in Deutschland. Einer Kry-Sprecherin zufolge sollen die Patienten nach den Online-Beratungen entscheiden, ob sie ihr PKV-Rezept entweder in der Apotheke oder bei DocMorris einlösen.

Erst kürzlich hatte DocMorris eine E-Rezept-Kooperation mit einigen Hausärzten in der Kammerregion Westfalen-Lippe bekanntgegeben. Nun stellt der niederländische Versandkonzern gemeinsam mit dem schwedischen Kry ein weiteres Digitalmodell vor. Kry hat inzwischen ein deutsches Subunternehmen gegründet und rollt seine Dienstleistungen einer Online-Praxis derzeit in Deutschland aus: Über eine Handy-App können die Nutzer mit einem deutschsprachigen Arzt sprechen, auch per Video. Nach der Diagnose kann der Arzt den Patienten krankschreiben oder ein Rezept ausstellen. Laut Kry soll der Patient selbst entscheiden können, ob er sein Rezept bei einer Vor-Ort-Apotheke oder bei DocMorris einlöst. Der Arzt signiert das Rezept digital, dann wird es erstellt und entweder an eine Apotheke oder DocMorris geschickt.

Kry: Entweder Apotheke oder DocMorris

Bei den Ärzten handelt es sich laut Kry ausschließlich um in Deutschland zugelassene Fachärzte. Über das Spektrum der Symptome, zu denen online beraten wird bei Kry, macht der Konzern keine genauen Angaben. Nur so viel: Es sei „groß und gegeben, wenn eine körperliche Untersuchung nicht erforderlich ist. Neben Haut- und Erkältungskrankheiten können bei digitalen Arztbesuchen beispielsweise saisonale Symptome wie Insektenstiche oder Pollenallergien diagnostiziert und behandelt werden.“ Zur Kostenübernahme für die Patienten heißt es in einer Kry-Mitteilung: „Privatversicherte Patienten können die Rechnung des Arztbesuchs aktuell bei ihrer Krankenversicherung einreichen und die Gebühr von 30 bis 40 Euro so erstattet bekommen. Gesetzlich Versicherte müssen die Kosten für den Arztbesuch zunächst selbst tragen.“

Wie der Rezeptverkehr zwischen Kry und den Patienten sowie zwischen den Patienten und DocMorris beziehungsweise den Apotheken funktionieren soll, ist nicht ganz klar. Eine Kry-Sprecherin erklärte, dass man alle Verordnungen als PDF-datei an die ausgewählte Apotheke weiterleite. DocMorris beantwortete eine Anfrage dazu von DAZ.online – wie üblich – gar nicht. Eine Kry-Sprecherin erklärte zusätzlich: „Die digitalen Rezepte von Kry können daher bei jeder Apotheke in Deutschland eingelöst werden. Dafür nehmen wir direkt mit der vom Patienten gewünschten Apotheke Kontakt auf. Sobald das E-Rezept startet und die notwendige Infrastruktur in Deutschland ausgebaut ist, werden wir selbstverständlich diese nutzen und darüber an alle Apotheken in Deutschland Rezepte übermitteln.“

Noch viele offene Fragen

Allerdings sind dabei noch viele Fragen offen: Wie ist es möglich, dass die Vor-Ort-Apotheken die PDF-Dateien als Rezepte einlesen können, um sie bearbeiten und dann an die Kasse weiterleiten zu können? Spannend ist auch, dass die Kry-Sprecherin ankündigt, dass man sich an die Telematikinfrastruktur anschließen möchte. 

DAZ.online hatte allerdings kürzlich darüber berichtet, dass bislang noch völlig unklar ist, wie sich die ausländischen Konzerne an die Technik-Struktur in Deutschland anbinden sollen – schließlich sind alle Hard- und Software-Änderungen bislang ausschließlich für deutsche Apotheken vorgesehen.

Mehr zum Thema

Anbindung an die Telematikinfrastruktur

Wie sollen DocMorris und Co. künftig E-Rezepte empfangen?

Fest steht, dass sich mit DocMorris zwei internationale Konzerne zusammengetan haben, die ein Ziel eint: Beide wollen mit ihren Technologien in mehreren Märkten Strukturen aufbrechen und Geld verdienen. Auf seiner Internetseite gibt Kry (schwedisch für „gesund“) nicht wirklich viel über sich bekannt. Man sei in fünf Ländern bereits tätig, habe 300 Mitarbeiter, 600 niedergelassene Ärzte arbeiteten für Kry und man habe bereits eine Million Kunden beraten. Sehr aktiv ist der Konzern schon in England – dort heißt die Online-Praxis „Livi“. Hinter Kry steht offenbar der schwedische Konzern Webbälsa AB.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


Diesen Artikel teilen:


0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.