Streitpunkte Dauer und Kompetenzerweiterung

PTA-Reform: Alternativvorschlag der PTA-Lehrer

Stuttgart - 31.10.2019, 16:29 Uhr

Wie geht es weiter mit der PTA-Reform? Ausbildungsdauer und Umfang der Kompetenzen – das sind zwei wesentliche Streitpunkte. (s / Foto: Racle Fotodesign/stock.adobe.com)

Wie geht es weiter mit der PTA-Reform? Ausbildungsdauer und Umfang der Kompetenzen – das sind zwei wesentliche Streitpunkte. (s / Foto: Racle Fotodesign/stock.adobe.com)


Die von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn geplante PTA-Reform muss gründlich überarbeitet werden. So hat es der Bundesrat vor kurzem beschlossen. Ausbildungsdauer und Umfang der Kompetenzen – das sind zwei wesentliche Streitpunkte der geplanten PTA-Reform. Nun gibt es einen Gegenvorschlag zu drei Jahren Ausbildung seitens der PTA-Lehrer.

Einer der zentralen Streitpunkte der geplanten PTA-Reform ist die Dauer der Ausbildung. Der BVpta bekräftigte in der Anhörung vergangen Woche gemeinsam mit ADEXA noch einmal die bisher geforderte Anhebung der Ausbildungsdauer auf drei Jahre. Die ABDA verteidigte weiterhin das bestehende System von 2,5 Jahren, ebenso die Arbeitsgemeinschaft „Theoretische und praktische Ausbildung“ der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft  (DPhG AG TuPa).

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Unterstützung von Verdi und einem Sachverständigen

Unterstützung pro drei Jahre gab es hingegen von Verdi und von Peter Lehle, Apotheker und Schulleiter des staatlichen Kreisberufsschulzentrums Ellwangen mit PTA-Ausbildung, der als Einzelsachverständiger eingeladen war. Entgegen seiner Kollegen aus der Apothekerschaft und anderen PTA-Schulen argumentierte auch er für eine Ausbildungsverlängerung und lehnte ebenfalls die kritisierten Organisationsprobleme seitens einiger Schulen als nicht tragend ab. 

Alternativer Vorschlag der PTA-Lehrer

Der Schatzmeister der AG TuPa, Burkhard Pölzing, Leiter der Völker-Schule in Osnabrück, machte jüngst einen alternativen Vorschlag für die PTA-Ausbildung. Hiernach sollen PTA die Möglichkeit bekommen, sich im späteren Berufsleben für einen Aufstieg qualifizieren zu können. Eine  Verlängerung und Intensivierung der Ausbildung also für PTA, aber nicht für alle, sondern nur für die, die es explizit wollen. Pölzing schlägt vor, dass eine solche Weiterqualifizierung etwa ein halbes Jahr dauern könnte und entweder in Vollzeit an einer PTA-Schule erfolgen oder berufsbegleitend über einen entsprechend längeren Zeitraum und durch eine Prüfung abgeschlossen werden könnte. Der Abschluss, so Pölzing bei einer Veranstaltung in der vergangenen Woche in Osnabrück, „entspräche dann dem eines Apothekerassistenten beziehungsweise eines Pharmazieingenieurs“.

Der Bundesverband PTA sieht diesen Vorschlag kritisch. Grundsätzlich, so eine Sprecherin des BVpta, sei die Idee zu begrüßen, da sie eine Möglichkeit biete sich weiterzuqualifizieren. Die grundsätzlichen Probleme der heutigen PTA-Ausbildung würden dadurch jedoch nicht verbessert, weil der Stoff, der allen PTA vermittelt werden soll, weiterhin in nur zwei Jahren Schule untergebracht werden müsse.

Zweiter Streitpunkt Kompetenzerweiterung

Die Idee sei somit nicht zielführend, die Ausbildung zu novellieren. Weiterhin findet der Bundesverband es bedenklich, dass – geht es nach Pölzings Vorschlag – ein halbes Jahr ausreichen soll, um das fachliche Niveau einer Pharmazieingenieurin beziehungsweise eines Pharmazieingenieurs zu erreichen, was ehemals einem Studium in Vollzeit entsprach. Abschließend sei aus dem Vorschlag Pölzings nicht hervorgegangen, wie die Finanzierung für eine solche Weiterbildung nach der Ausbildung aussehen könnte.

Auch Andreas May, Erster Vorsitzender der Apothekengewerkschaft Adexa äußert sich kritisch dem Vorschlag gegenüber: „Weder Burkhard Pölzing noch die AG ‚Theoretische und praktische Ausbildung' der DPhG sind Sprachrohr für alle PTA-Schulen und -Lehrkräfte. Es gibt viele, die eine Ausbildungsverlängerung für alle PTA-Schüler*innen für geboten halten. Schulen sind Dienstleister, die den Bedarf für eine optimale Ausbildung von PTA umsetzen müssen – und können. Bei einer Verlängerung der Ausbildung kommt es lediglich zu einer einmaligen Verschiebung um sechs Monate, bevor neue Absolvent*innen fertig werden; das ist meines Erachtens leicht zu verschmerzen, wenn die Ausbildung und das Berufsbild insgesamt attraktiver werden. Viel wichtiger ist, dass so schnell wie möglich die im Koalitionsvertrag versprochene Schulgeldfreiheit kommt!“

Kompetenzerweiterung – nicht Vertretungsbefugnis

Als strittig erweisen sich weiterhin die Positionen zur Kompetenzübertragung und Befreiung von der Aufsichtspflicht bei pharmazeutischen Tätigkeiten. Besonders für die ABDA gilt dies immer wieder als neuralgischer Punkt unter falscher Auslegung. Denn weder BVpta noch Adexa hatten zu irgendeinem Zeitpunkt eine echte „Vertretungsbefugnis“ gefordert, sondern immer für eine Anpassung des Gesetzestextes von „unter Aufsicht“ in „unter Verantwortung“ des Apothekers plädiert. Der BVpta sieht auf dieser Basis ausreichend legitimierte Gestaltungsmöglichkeiten der Arbeitsabläufe innerhalb des Apothekenteams, die zudem meist heute schon gängige Praxis sind. Auch die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) fordert ein, dass PTA unter bestimmten Voraussetzungen nicht mehr unter der Aufsicht des Apothekers arbeiten, und will zudem künftig mehr in die Ausbildung einbezogen werden.

BVpta: ABDA will PTA „klein halten“

Die Einstellung der ABDA zur Aufwertung des PTA-Berufes im Sinne aller Parteien brachte Dr. Christiane Eckert-Lill, Geschäftsführerin Pharmazie, abermals auf den Punkt:  Wie schon einmal im BMG bezeichnete sie bei der Anhörung vergangene Mittwoch im Bundestags-Gesundheitsausschuss PTA-Absolventinnen und -Absolventen vor den Anwesenden flapsig als „Mädchen“. „Dies ist ein Ausdruck altertümlicher Standesarroganz, die der ABDA mehr als schlecht zu Gesicht steht! Eine solche Grundeinstellung des ‚Kleinhaltens‘ und der Diskriminierung von Fachkräften beider Geschlechter, die für die Apotheken unverzichtbar sind, ist weder angemessen noch zielführend für die erforderliche Novellierung und Attraktivitätssteigerung des PTA-Berufes!“, urteilt dazu Sabine Pfeiffer.



Cornelia Neth, Autorin DAZ.online
redaktion@daz.online


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