Überleben steigt

Kein Antibiotikum vor Checkpoint-Inhibitor-Therapie!

Stuttgart - 10.10.2019, 07:00 Uhr

Das Mikrobiom entscheidet mit, ob eine Tumortherapie mit Immun-Checkpoint-Inhibitoren anspricht oder nicht. Eine Antibiotika-Gabe bis 30 Tage vor Checkpoint-Inhibitor-Behandlungsbeginn kann sich negativ auf das Gesamtüberleben auswirken. (s / Foto: freshidea / stock.adobe.com)

Das Mikrobiom entscheidet mit, ob eine Tumortherapie mit Immun-Checkpoint-Inhibitoren anspricht oder nicht. Eine Antibiotika-Gabe bis 30 Tage vor Checkpoint-Inhibitor-Behandlungsbeginn kann sich negativ auf das Gesamtüberleben auswirken. (s / Foto: freshidea / stock.adobe.com)


Probiotika und Stuhltransplantationen bei Checkpoint-Inhibition?

Die Frage nach den „guten“ und „schlechten“ Bakterien lässt sich nicht leicht beantworten. Interessant ist, dass der Schluss – das Mikrobiom spiele bei Checkpointgabe eine Rolle – der jeweiligen Wissenschaftler in den unterschiedlichsten Studien, zwar der gleiche ist, jedoch die identifizierten Bakterien unterschiedlich sind. Diese Beobachtung war wohl auch bereits in früheren Arbeiten zu diesem Thema der Fall, wie aus dem 2015 bereits veröffentlichten Cell-Artikel Immuntherapy Meets Microbiota hervorgeht.

Diversität ist wichtig

Wichtig scheint vor allem auch die Diversität des Mikrobioms zu sein. Das betonte auch Professor Dr. Andreas Neubauer beim KlinPharm Update. „Je vielfältiger das Darmmikrobiom, desto besser ist das Ansprechen der Checkpoint-Inhibitoren!“, ist seine Beobachtung. Gerade die jüngsten „dramatisch besseren Ergebnisse“ aus der Antibiotika-Checkpoint-Studie verdichteten nochmals „die Hinweise, dass das Mikrobiom eine Rolle spielt, ob ein Patient auf Immun-Checkpoint-Inhibitoren gut anspricht oder nicht“, so Neubauer.

Wenn das Mikrobiom folglich eine Rolle beim Ansprechen von Tumortherapien spielt, ist es dann nicht sinnvoll, das Mikrobiom gezielt mit Probiotika zu beeinflussen? Was hält der Mediziner von Probiotika im Vorfeld einer ICI-Behandlung? Hier positioniert sich Neubauer klar: „Davon rate ich ab“. Gleiches gilt für Stuhltransplantationen: „Ich warne sehr davor, Stuhltransplantationen im Rahmen einer Immuntherapie durchzuführen. Ich rate ab!“ Und weiter: „Das Entscheidende ist: Vier Wochen davor kein Antibiotikum“. Da sollten auch Apotheker ein Auge darauf haben: „Es ist so einfach, da brauchen Sie noch nicht einmal eine Diagnostik“.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


Das könnte Sie auch interessieren

Antibiotika und Ernährung können Ansprechen auf Immuncheckpoint-Inhibitoren verändern

Mikrobiom beeinflusst Immuntherapie

Bakterien erholen sich schneller als Pilze

Antibiotika stören Mikrobiom nachhaltig

Seminar der DPhG und Apothekerkammer Hamburg

Gemeinsam mit unseren Mikroben besser leben

Die Darmflora steuert Krankheit und Gesundheit – und lässt sich transplantieren

Mikrobiom: Das Organ im Darm

Bestimmte Darmbakterien könnten den Therapieerfolg gefährden

Prostatakrebs und das Mikrobiom

Immunassoziierte Nebenwirkungen als prognostischer Parameter

Besseres Therapieansprechen, aber mehr Nebenwirkungen

Behandlung verringert Wirksamkeit von Checkpoint-Inhibitoren bei Krebspatienten

Schlechtere Prognose nach Antibiotika

Probiotika verzögern Regeneration der Darmflora nach Antibiotika-Therapie

Aus dem Gleichgewicht

Online-Fortbildung beim größten deutschsprachigen pharmazeutisch-onkologischen Fachkongress

Der NZW 2021 im virtuellen Raum

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.