Nicht mehr „führend“

Shop Apotheke muss DocMorris Tribut zollen

München - 15.08.2019, 07:00 Uhr

Die Shop Apotheke bezeichnet sich nicht mehr als „die führende und am stärksten wachsende
Online-Apotheke in Kontinentaleuropa“. Der Grund: Im Rx-Bereich hat DocMorris deutlich die Nase vorn. (Foto: Shop Apotheke)

Die Shop Apotheke bezeichnet sich nicht mehr als „die führende und am stärksten wachsende Online-Apotheke in Kontinentaleuropa“. Der Grund: Im Rx-Bereich hat DocMorris deutlich die Nase vorn. (Foto: Shop Apotheke)


Der niederländische Versandhändler Shop Apotheke Europe wächst und verändert seinen Produktmix hin zu mehr Rx-Anteilen. Damit musste das Unternehmen nun auch seine Selbstdarstellung anpassen. Fortan stellt der EU-Versender sich nicht mehr als „die führende und am stärksten wachsende Online-Apotheke in Kontinentaleuropa“ dar. Der Grund: Im Rx-Bereich hat DocMorris deutlich die Nase vorn.

Es ist eine kleine, aber nicht unerhebliche Änderung in der Selbstdarstellung des Unternehmens, wie sie sich auf der Webseite, aber auch am Ende von Pressemitteilungen findet: Während Shop Apotheke in der Vergangenheit und auch noch im April 2019 von sich behauptete, „die führende und am stärksten wachsende Online-Apotheke in Kontinentaleuropa“ zu sein, spricht das Unternehmen nun bei der Präsentation der Halbjahreszahlen 2019 einschränkender davon, dass es „eine der führenden und am stärksten wachsenden Online-Apotheken in Kontinentaleuropa“ sei. 

Der Hintergrund dieser Anpassung der Wortwahl liegt nach Angaben eines Unternehmenssprechers darin, dass Shop Apotheke in der Vergangenheit vor allem auf OTC-Produkte gesetzt hatte, worauf auch die bislang genutzte Aussage zugeschnitten gewesen sei. Da das Unternehmen nun zu einem höheren und sichtbaren Anteil auch auf Rx-Produkte setzt und der Schweizer Wettbewerber Zur Rose mit seiner Tochter DocMorris hier die Nase vorn hat, habe man die Selbstdarstellung angepasst. Zum Vergleich: Zur Rose bezeichnet sich als „Europas größte E-Commerce-Apotheke und eine der führenden Ärztegrossistinnen in der Schweiz.“

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Konkret stieg bei Shop Apotheke Europe der Anteil rezeptpflichtiger Arzneimittel 2018 von bis dato rund zehn auf etwa 31 Prozent, wie ein Blick in den Geschäftsbericht des vergangenen Jahres zeigt. Auch der Umsatz mit Rx-Arzneimitteln zog damit deutlich an: Während dieser 2017 noch bei 29 Millionen Euro lag, erreichte er im vergangenen Jahr 167 Millionen Euro. Dagegen fiel das Plus bei OTC- und Gesundheitsprodukten prozentual gesehen geringer aus – nach 254,2 Millionen Euro in 2017 lag der Wert im vergangenen Jahr 46,5 Prozent höher bei 372,4 Millionen Euro.

Zur Rose gibt die Aufschlüsselung von OTC versus Rx nur für den deutschen Markt an. Demnach fiel das Plus beim Onlinehandel mit Rx-Medikamenten mit 5 Prozent auf umgerechnet 262 Millionen Euro vergleichsweise moderat aus. Dagegen legte der Umsatz bei OTC auf Euro-Basis von 2017 auf 2018 um 72,5 Prozent auf rund 319 Millionen Euro zu. Unter dem Strich macht Zur Rose mit seiner Tochter DocMorris im Rx-Bereich aber nach wie vor deutlich mehr Umsatz als Shop Apotheke.

Deutliche Steigerung bei Rx angepeilt

Beide Unternehmen haben kommuniziert, dass sie mit Einführung des elektronischen Rezeptes große Chancen und Möglichkeiten sehen, die Rx-Onlineverkäufe drastisch zu steigern. So verweist Shop Apotheke darauf, dass in Deutschland derzeit lediglich etwa 1,5 Prozent aller Rx-Verkäufe online ablaufen, während dies in Ländern wie Schweden oder der Schweiz bereits bis zu zehn Prozent seien.

„Man erkennt darin das enorme Potenzial des Marktes, wenn man diese Prozentzahl auf die etwa 500 Millionen Verschreibungen in Deutschland überträgt“, so das Unternehmen in seinem 2018er-Geschäftsbericht. Es verweist darauf, dass dieses Marktsegment laut Analysten um 50 Prozent jährlich wachsen könne. Dank seiner starken Position und der Expertise der Ende 2017 übernommenen und auf Rx-Produkte fokussierten Europa Apotheek könnte Shop Apotheke überproportional stark von dieser Entwicklung profitieren.

Ob das Unternehmen seine Selbstbeschreibung damit in absehbarer Zeit wieder ändert und sich erneut als „führend“ bezeichnet darf jedoch bezweifelt werden, denn auch Zur Rose wird sich seinen Teil an diesem Kuchen sichern und den lukrativen Markt nicht kampflos dem niederländischen Wettbewerber überlassen.



Thorsten Schüller, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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