Evaluna

Eine weitere Pille für den Langzyklus

Stuttgart - 24.07.2019, 14:00 Uhr

Dass man die Pille auch mal „durchnehmen“ kann, ist keine neue Idee und wird von Frauen schon lange in eigener Regie praktiziert. Nun gibt es eine dritte zugelassene Option für den Langzyklus. (Foto: Andrey Cherkasov / stock.adobe.com)

Dass man die Pille auch mal „durchnehmen“ kann, ist keine neue Idee und wird von Frauen schon lange in eigener Regie praktiziert. Nun gibt es eine dritte zugelassene Option für den Langzyklus. (Foto: Andrey Cherkasov / stock.adobe.com)


Wer bislang orale Kontrazeptiva ohne Pillenpause einnehmen wollte, der tat das meist Off-Label und oft mehr oder weniger auf eigene Faust. Denn in Deutschland gab es bisher nur zwei für den Langzyklus zugelassene Präparate auf dem Markt. Neue Leitlinien ließen aber erahnen, dass es auch in Deutschland bald mehr Langzyklus-Pillen geben könnte. Mit Evaluna von Meda Pharma gibt es nun seit Mitte Juli eine dritte Option.

In einer im Februar 2019 veröffentlichten britischen Leitlinie zu kombinierten hormonellen Kontrazeptiva (KHK) wurde vor allem eine Neuheit betont: Das siebentägige hormonfreie Intervall – also die Pillenpause – soll keinen gesundheitlichen Benefit bieten. Die Empfehlung geht also zur Langzyklus-Pille – für kombinierte orale Kontrazeptiva (KOK), die weniger als 35 µg Ethinylestradiol kombiniert mit einem Gestagen enthalten, (auch wenn das Evidenzlevel nur einer Expertenmeinung entspricht). 

Auch für Deutschland wurde eine neue Leitlinie zur Empfängnisverhütung im August 2018 erwartet, bisher ist sie allerdings nicht erschienen. Im Internet konnte man aber eine vorläufige Version einsehen, die erkennen ließ, dass wahrscheinlich auch in Deutschland – im Gegensatz zur abgelaufenen Leitlinie – bald der Langzyklus neben dem konventionellen Pillen-Regime gleichberechtigt existieren könnte. 

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Zwar gibt es beispielsweise in den USA schon seit 2003 eine erste Pille für den Langzyklus, (30 µg Ethinylestradiol und 150 µg Levonorgestrel für die kontinuierliche Anwendung über 84 Tage, entsprechend vier Blistern; mit nachfolgend sieben hormonfreien Tagen). In Deutschland waren bislang aber nur zwei Präparate für den Langzyklus zugelassen:

  • Seasonique® (30 µg Ethinylestradiol + 150 µg Levonorgestrel über 84 Tage, gefolgt von sieben Tabletten mit 10 µg Ethinylestradiol)
  • Velmari® Langzyklus (20 µg Ethinylestradiol + 3 mg Drospirenon, über mindestens 24 Tage oder maximal 120 Tage, dann vier Tage Pause) 

Zwar könnten auch andere monophasische KOK im Langzyklus zum Einsatz kommen, die im Rahmen eines 21/7-Regimes zugelassen sind – das fällt dann allerdings unter den Off-Label-Use. Und wer Velmari® Langzyklus bisher aufgrund des Gestagens der 4. Generation (Drospirenon) eher mied, dem blieb eigentlich nur noch Seasonique® übrig. Denn, was die Gestagenkomponente betrifft, so scheinen Pillen mit Levonorgestrel (das als Referenz dient) oder Norgestimat beziehungsweise Norethisteron die geringste Risikoerhöhung für Thrombosen mit sich zu bringen. Bei Seasonique® ist zwar die Ethinylestradiol-Dosis mit 30 µg etwas höher als bei Velmari® Langzyklus. Jedoch soll es keine Belege dafür geben, dass bei niedrig dosierten KHK – mit einem Ehtinylestradiol-Gehalt < 50 µg – Unterschiede hinsichtlich des Risikos für eine arterielle Thromboembolie (ATE) bestehen.

Die Unterschiede: Was ist neu bei Evaluna? 

Und so enthält nun auch die neue Evaluna® 30 Langzyklus 150µg Levonorgestrel und 30 µg Ethinylestradiol. Eingenommen wird sie wie Seasonique® über 84 Tage. Die 7-tägige Pause erfolgt dann aber komplett wirkstofffrei – also ohne Tabletteneinnahme. Bei der Seasonique® müssen hingegen nach den 84 Tagen sieben Tabletten mit 10 µg Ethinylestradiol eingenommen werden. So reichen sowohl Evaluna® 30 Langzyklus (VK laut Lauer-Taxe: 23,98 Euro) als auch Seasonique® (VK laut Lauer-Taxe: 39,98) für 91 Tage, bis eine neue Pillenpackung begonnen werden muss.

Weiter kommt man mit einer Packung Velmari® Langzyklus, nämlich über 120 (5 x 24) Tage ohne Pillen-Pause. Mit klassischen KHK-Präparaten, die meist 6x 21 Tabletten enthalten, kommt man allerdings noch weiter, nämlich über 126 Tage – allerdings dann, ohne Pillenpause, im Off-Label-Use .

Wer sich also nicht ständig ein neues Rezept vom Frauenarzt holen möchte, wird wahrscheinlich weiterhin bei den bisherigen Präparaten bleiben, in der herkömmlichen Variante von 6 x 21 Tagen plus je 7 Tage Pillen-Pause.


Diana Moll, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (dm)
redaktion@daz.online


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