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Verbindung zu 160.000 Fachärzten
DocMorris und Fachärzte kooperieren beim E-Rezept
Der Arzneimittel-Versandhändler DocMorris steigt ins Geschäft mit den E-Rezepten ein. Das niederländische Unternehmen ist dabei jedoch nicht alleine. Vielmehr hat sich der EU-Versender für die Umsetzung des eigenen E-Rezept-Konzeptes den Spitzenverband der Fachärzte geangelt, der in Deutschland mehr als 160.000 Mediziner vertritt. Für die Apotheker kann diese Entwicklung gefährlich sein. Das geplante Apotheken-Stärkungsgesetz erscheint nun in einem ganz anderen Licht.
Beim DAV-Wirtschaftsforum vor etwa zweieinhalb Wochen sagte der ABDA-IT-Chef Sören Friedrich einen Satz, der am heutigen Montag eine ganz neue Bedeutung bekommen wird: „Am schlimmsten wäre es, wenn DocMorris mit einer eigenen E-Rezept-App auftaucht.“ Das ist nun passiert. Doch es ist noch mehr passiert: Die Niederländer haben am heutigen Montagmorgen bekanntgegeben, dass sie bei der Umsetzung ihres Konzeptes mit dem Spitzenverband der Fachärzte (SpiFa) kooperieren – das ist der größte Fachärzte-Verband, den es in Deutschland gibt. Zu ihm gehören zahlreiche Facharzt-Verbände der einzelnen Fachrichtungen.
Der Verband und DocMorris haben am heutigen Montag eine Pressemitteilung veröffentlicht, aus der noch nicht allzu viele Details über die Funktionsweise der Kooperation herauszulesen sind. Klar ist: Das Projekt soll im kommenden Jahr starten und wird seitens der Ärzte über die Sanakey-Gruppe gesteuert, eine Unternehmensgruppe, die zum SpiFa gehört und vom ehemaligen FDP-Bundestagsabgeordneten Lars Friedrich Lindemann geleitet wird. Konkret heißt es in der Mitteilung: „Der SpiFa und die zu ihm gehörende Sanakey-Gruppe werden mit der Apotheke DocMorris bei der Suche nach innovativen Lösungen bei Themen wie Arzneimitteltherapiesicherheit und -distribution zusammenarbeiten sowie ein Pilotprojekt zur Einführung des elektronischen Rezepts umsetzen.“
DocMorris: Wir starten 2020
In dem Projekt gehe es um eine „bessere Information von Ärzten und Patienten durch Apotheker“. Lindemann, der auch Hauptgeschäftsführer beim SpiFa ist, erklärte dazu: „Ärzte und Apotheker werden vor Ort besser zusammenarbeiten können. Das nützt nicht nur ihnen, sondern auch den Patienten.“ Wichtig sei dabei, auch IT und Künstliche Intelligenz (KI) vernünftig einzusetzen, um in der Versorgung zu Verbesserungen zu kommen.
Olaf Heinrich, CEO von DocMorris, sagte: „Die Digitalisierung des Gesundheitssystems erfordert eine Abkehr vom Silo-Denken und die Umsetzung eines Plattformgedankens, der Leistungserbringer, Kostenträger und Patienten verbindet. Unsere Kooperation zeigt, dass Ärzte und Apotheken gemeinsam mit den Krankenkassen bereits viel erreichen können. Dank unserer erprobten E-Rezept-Technologie und umfassenden Arzneimitteltherapie-Sicherheitsprüfung, können alle Marktbeteiligten bereits vor der offiziellen Einführung des E-Rezepts im kommenden Jahr von den Vorteilen profitieren“, so Olaf Heinrich. Und Heinrich weiter: Die Einführung des E-Rezeptes werde den gesamten Gesundheitsmarkt nachhaltig beeinflussen, „weil sie schnellere, kostengünstigere und sicherere Prozesse erlaubt“.
Horror-Szenario für Apotheker
Für die Apotheker ist diese Marktentwicklung gefährlich. Denn vor nichts hat die ABDA in Bezug auf das E-Rezept in den vergangenen Monaten mehr gewarnt, als dass die freie Apothekenwahl verloren geht. Wenn nun tausende Fachärzte von ihren Fachverbänden die Empfehlung bekommen, bei der Ausstellung eines E-Rezeptes auf DocMorris hinzuweisen, kann sich der Markt alleine dadurch schlagartig verändern.
Vor diesem Hintergrund bekommen auch die geplanten Neuregelungen im Apotheken-Stärkungsgesetz eine ganz neue Bedeutung. Zur Erinnerung: Das Bundesgesundheitsministerium will es den EU-Versendern mit Blick auf das E-Rezept verbieten, Absprachen mit Ärzten zur Weiterleitung von Rezepten zu vereinbaren. Auch das „Makeln“ von E-Rezepten soll verboten werden. Und: Ebenfalls soll es Ärzten und Krankenkassen im SGB V verboten werden, Patienten hinsichtlich ihrer Apothekenwahl zu beeinflussen.
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Zeitungsbericht
Ärzte-Lobbyist Lindemann arbeitet in FDP-Abgeordnetenbüro
Verbandschef Lindemann, der den DocMorris-Deal für den SpiFa offenbar eingetütet hat, ist kein Unbekannter im Gesundheitswesen. Der Jurist zog 2009 über die Landesliste Berlin der FDP in den Bundestag ein. Nach dem Scheitern der FDP bei der Bundestagswahl 2013 wurde Lindemann Vorsitzender des SpiFa. 2017 kam Lindemann erneut in die Schlagzeilen – er wurde nominiert als potenzieller Kandidat für einen Posten als Unabhängiger im Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA). Doch der Gesundheitsausschuss des Bundestages machte ihm einen Strich durch die Rechnung und stimmte einstimmig gegen seine Ernennung. Die Abgeordneten hatten offenbar große Bedenken bezüglich der Unabhängigkeit von Lindemann für den G-BA. Nach der vergangenen Bundestagswahl sorgte Lindemann erneut für Aufsehen: Laut einem Bericht der „Bild am Sonntag“ stand der Ärzte-Funktionär damals auf der Gehaltsliste eines FDP-Bundestagsabgeordneten.
Auch mit Apothekenthemen hatte LIndemann schon mehrfach zu tun. Im Vorfeld der Anpassung des Fixhonorars im Jahr 2012 erklärte Lindemann, dass er auch Verständnis für die Krankenkassen hat, schließlich brauche man eine „Strukturbereinigung auf dem Apothekenmarkt“. Es müsse nicht an jeder Straßenecke eine Apotheke geben. Die „Welt“ zitierte Lindemann damals mit dem Satz: „ Es gibt mehr Apotheken als Tankstellen in Deutschland, und mir ist kein Deutscher bekannt, der nicht wüsste, wie er rasch an Benzin käme.“
17 Kommentare
Nur offiziel bestätigt!
von Stefan Haydn am 28.05.2019 um 11:42 Uhr
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Über 7 Brücken musst du gehn....
von Klaus Schiller am 28.05.2019 um 11:29 Uhr
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"offizielle Reaktion" auf DIESE Ankündigung
von Dr.Diefenbach am 27.05.2019 um 17:22 Uhr
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Das war schon immer der Sinn des e-rezeptes
von ratatosk am 27.05.2019 um 15:11 Uhr
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AW: Das war schon immer der Sinn der EU
von Bernd Jas am 28.05.2019 um 9:48 Uhr
Kooperieren heißt...
von Reinhard Rokitta am 27.05.2019 um 12:32 Uhr
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Wieso
von Karl Friedrich Müller am 27.05.2019 um 11:25 Uhr
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"Armes"Deutschland
von Peggy Goblirsch am 27.05.2019 um 11:23 Uhr
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Der Patient ist am Ende die arme Sau
von Christiane Patzelt am 27.05.2019 um 10:42 Uhr
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AW: Der Patient ist am Ende die arme Sau oder Wir haben einen Kropf
von Bernd Jas am 28.05.2019 um 9:42 Uhr
AW: Der Patient ist am Ende die arme Sau
von Christiane Patzelt am 28.05.2019 um 10:05 Uhr
AW: Der Patient ist am Ende die arme Sau
von Bernd Jas am 29.05.2019 um 22:04 Uhr
DocMorris und Fachärzte kooperieren beim E-Rezept
von Uwe Hüsgen am 27.05.2019 um 10:03 Uhr
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AW: DocMorris und Fachärzte kooperieren
von Uwe Hansmann am 27.05.2019 um 10:45 Uhr
AW: Die Abda tut wieder nichts!
von Peter Krause am 27.05.2019 um 13:45 Uhr
AW: AWDocMorris und Fachärzte kooperieren
von Bernd Jas am 28.05.2019 um 9:40 Uhr
Erfüllungsgehilfe des Arztes ...
von Christian Timme am 27.05.2019 um 9:16 Uhr
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