Nitrosamine in Pioglitazon

Nicht nur Sartane: Antidiabetikum mit NDMA verunreinigt

Stuttgart - 29.04.2019, 17:55 Uhr

So präsentiert der indische Wirkstoffhersteller Hetero Labs, der auch in den Fall Valsartan verwickelt ist, auf seiner Internetseite seine Herstellungsstandorte in Hyderabad. (Foto: Screenshot)

So präsentiert der indische Wirkstoffhersteller Hetero Labs, der auch in den Fall Valsartan verwickelt ist, auf seiner Internetseite seine Herstellungsstandorte in Hyderabad. (Foto: Screenshot)


„Update zu Nitrosamin-Verunreinigungen“: Die EMA arbeitet weiterhin daran, Verunreinigungen in Arzneimitteln vorzubeugen, heißt es in einer Pressemitteilung der EU-Arzneimittelbehörde vom vergangenen Freitag. Die eigentliche Nachricht, die sich in dieser Mitteilung versteckt, ist jedoch eine andere: Es sind nicht mehr nur Blutdrucksenker der Wirkstoffgruppe der Sartane von potenziellen Nitrosamin-Verunreinigungen betroffen. Sondern, wenn auch in geringer Konzentration, soll erstmals in einem Antidiabetikum das Nitrosamin NDMA gefunden worden sein.

Bereits am 5. Juli 2018 war gemäß Artikel 31 der Richtlinie 2001/83/EG das Risikobewertungsverfahren von valsartanhaltigen Arzneimitteln – durch den Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) – von der Europäischen Kommission eingeleitet worden. Diese Untersuchung war die Folge der weltweiten Valsartan-Rückrufe im Sommer 2018. Grund für die Rückrufe war die Kontamination mit einem wahrscheinlich krebserregenden Nitrosamin (NDMA, N-Nitrosodimethylamin). Am 20. September 2018 wurde die Überprüfung von Valsartan zusätzlich auf Candesartan, Irbesartan, Losartan und Olmesartan ausgedehnt. Diesen fünf Angiotensin-II-Rezeptor-Antagonisten gemeinsam ist ihre Tetrazolring-Struktur, deren Synthese zur Bildung von Nitrosaminen führen kann. Andere Sartane (wie Azilsartan, Eprosartan und Telmisartan), die diese Ringstruktur nicht besitzen, wurden in die europäische Überprüfung nicht einbezogen. In den USA wurden aber auch für Sartane ohne Tetrazolring Nitrosamin-Grenzwerte festgesetzt. Man konnte also schon damals mutmaßen, dass (neben Sartanen) weitere Wirkstoffe auch ohne Tetrazolring verunreinigt sein könnten. Das waren jedoch zunächst reine Mutmaßungen. 

Klar war dennoch schon früher, dass neben dem Syntheseweg auch Rohstoffe für die Sartan-Synthese – wie Lösemittel und Katalysatoren – Ursache von Nitrosaminverunreinigungen sein könnten, vor allem wenn jene wiederverwendet werden. In einem Brief  forderte die US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA Hersteller daher auf, sicherzustellen, dass ihre Rohstoffe frei von Nitrosaminen sind. Unter den Begriff „Rohstoff“ fallen laut FDA auch Zwischenprodukte, die im weiteren Prozess nicht gereinigt werden. 

Nun hat sich die EMA mit neuen Informationen an die Öffentlichkeit gewandt.

Hersteller sollen Pioglitazon auf Nitrosamine testen

Vergangenen Freitag äußerte sich die EMA in den regelmäßig veröffentlichten „Meeting Highlights“ des CHMP erneut zum Kontaminationsrisiko durch Nitrosamine. Basierend auf den Erfahrungen aus dem Risikobewertungsverfahren zu Sartanen arbeite die EMA demnach EU-weit mit Experten aus dem regulatorischen Bereich zusammen, um Vorkommnisse wie den Fall Valsartan in Zukunft zu vermeiden. 

Offenbar gibt es bereits weitere Ergebnisse, die im Rahmen der verstärkten Überwachung der Herstellung zutage getreten sind. So fordern EMA und nationale Behörden, dass Hersteller, die bestimmte Reagenzien zur Herstellung des Antidiabetikums Pioglitazon verwenden, als „Vorsichtsmaßnahme“ ihre Produkte und Prozesse überprüfen sollen, um Nitrosamin-Verunreinigungen auszuschließen – insbesondere soll es dabei um NDMA gehen. Der Grund: Geringe Konzentrationen an NDMA seien in einigen Pioglitazon-Chargen des Herstellers Hetero Labs aus Indien gefunden worden. Welche weiteren Hersteller könnten betroffen sein?



Diana Moll, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (dm)
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

GKV als Tod der Qualität

von ratatosk am 30.04.2019 um 11:48 Uhr

Geiz ist geil rächt sich langfristig immer !!

Qualität hat einen Preis

Leider sind unsere GKV und Politik nicht in der Lage billig von günstig zu unterscheiden, sie verstehen es offensichtlich nicht.
Deutsche Kontrollen sind nur noch lächerlich, wenn jemand was findet sind es die USA, Frankreich oder England, sollte man mal bedenken, welche Interessen hier alse geschützt werden sollen.

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