DAZ.online-Umfrage

Spahn, Schulz-Asche oder ganz anders? Welcher Plan ist der beste?

Stuttgart - 16.04.2019, 17:50 Uhr

Wie kann die flächendeckende Versorgung durch Apotheken gesichert werden? (m / Foto: imago)

Wie kann die flächendeckende Versorgung durch Apotheken gesichert werden? (m / Foto: imago)


Wie könnte eine Reform des Apothekenmarktes aussehen? Jens Spahn hat seine Vorschläge gemacht – nun auch ganz offiziell: Der Referentenentwurf für ein „Apotheken-Stärkungsgesetz“ liegt seit vergangener Woche vor. Die Grünen hingegen sind der Meinung, Spahns Vorschläge kosteten nur Geld, lösten aber keine Probleme. Wir wollen von unseren Lesern wissen, wie sie die Sache sehen.

Die Grünen-Gesundheitspolitikerin Kordula Schulz-Asche hält vom Referentenentwurf des Bundesgesundheitsministers zum Apotheken-Stärkungsgesetz nicht viel. Sie kritisiert insbesondere, dass er Mehrausgaben von jährlich knapp 200 Millionen Euro für die Versichertengemeinschaft vorsieht, diese aber weiter „nur per Gießkannensystem verteilt“ würden. Damit erhielten die ohnehin schon wirtschaftlich stabilen Apotheken den größten Anteil der Ausgaben und den kleinen sei weiterhin nicht geholfen. Das zeige, dass es hier intelligentere Lösungen brauche, als einfach nur wieder das Portemonnaie anderer zu öffnen.

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Diese – zumindest in den eigenen Augen intelligentere – Lösung haben die Grünen auch schon vorgestellt. Die Grünen-Bundestagsfraktion forderin einem Antrag, die Höhe der packungsabhängigen Vergütung an den Umsatz der abgebenden Apotheke zu koppeln. Kleine Apotheken sollen also mehr pro Rx-Packung erhalten als große (Versand-)Apotheken. Weiterhin sollen deutschen Apotheken Rx-Boni in Höhe der Zuzahlung erlaubt und die Regelungen zum Mehrbesitz gelockert werden. 

Auch ABDA-Präsident Friedemann Schmidt hat „erheblichen Korrektur- und Ergänzungsbedarf“ am Spahn’schen Entwurf bekundet, steht ihm aber grundsätzlich positiv gegenüber. Eine offizielle Stellungnahme der ABDA zum Entwurf gibt es aber noch nicht.

Nehmen Sie an unserer Umfrage teil!

Wir wollen von unseren Lesern wissen: Was halten Sie vom Referentenentwurf eines „Gesetzes zur Stärkung der Vor-Ort-Apotheken“? Wo Sie Verbesserungspotenzial sehen, dürfen Sie uns gerne in den Kommentaren mitteilen.


Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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7 Kommentare

PLÄNE

von Dr.Diefenbach am 17.04.2019 um 13:34 Uhr

Was mich umtreibt.Wer spricht von 15000 Apotheken??Man denke immer an U.Schmidts Tendenzen zu einer Handvoll MVZs mit Apotheke,flächendeckend wie sie meinte aufgeteilt,um alles zukunftsfähig zu gestalten!!
Was mich weiter umtreibt:WAS ist dran an der These,dass F.S. uns bald verlassen wird,dh. seine Funktion aufgibt?Da er ja ein beredter und schlauer Geist ist,interessiert es sicher sehr,was nach ihm passiert(aufgrund seiner Vorstellungen) und was er dann macht.Ich frage das,weil manches in der Bewertungsphase plötzlich ganz anders erscheint.....Ein schönes Osterei!!!

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Wenn sich unsere Noch-Kanzlerin weiterhin in der Nase bohrt ...

von Christian Timme am 17.04.2019 um 7:51 Uhr

Gesundheitspolitik scheint weiterhin zum beliebten Spielball der Fraktionen zu gehören. Jeder darf mal „treten“ ... auch daneben, drüber, drunter ... egal?

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Stärkung täuscht

von Reinhard Rodiger am 16.04.2019 um 23:19 Uhr

Allein die Wortwahl täuscht und die Presse folgt willig. Es ist kein Apothekenstärkungsgesetz. Es gibt keine Honorarerhöhung, sondern eine Fortschreibung defizitärer Auftragstätigkeiten.Ich erwarte zumindest von der Branchenpresse, diesen Zusammenhang nicht weiter zu negieren.Es ist im Kern ein Versandschutzgesetz und als solches muss es bezeichnet werden.
Vor zusätzlichen Tätigkeiten steht die Anerkennung der heutigen.Alles andere sind Nebelkerzen und verdienen lautstark durchsichtig gemacht zu werden.

Wenn Friedemann Schmidt dieses Zusatzarbeitermöglichungsgesetz positiv verortet und es nicht vom Kopf auf die Füsse stellt, zeigt er deutlich die Missachtung von 60%.Das ist ja nicht neu, nur hier besonders transparent.
Es ist weltweit Fakt, dass die Grundtätigkeiten finanziell stranguliert werden.Es ist ein fundamentaler Irrtum, sich mit kleinen Ködern , die Anerkennung versprechen , an der Nase herumführen zu lassen.Unverzichtbar ist solide Basisfinanzierung.Gegen diesen Zukunftsfaktor wird systematisch verstossen.Das darf niemand, schon gar nicht die Führung auch nur ansatzweise positiv finden.

Glaubwürdigkeit entsteht nur durch die Herausführung aus der weitgehend auch selbstinduzierten defizitären Staatsauftragslage.

Wenn die Erpressungspotenz der Krankenkassen und deren Missachtung anständigen kaufmännischen Umgangs politisch nicht angegangen wird, ist doch alles "selbstregulative" in den Wind gesprochen.Ich habe nirgends gehört, dass die Strangulierungsfunktion von Selektivverträgen hinterfragt wird.
Ist doch das KK-Ziel die totale Kontrolle der Versorgung.Apotheken kommen da gar nicht vor. Unwidersprochen.

Es geht nur um Marktdominanz und die Vertreibung nicht konzerngerechter Strukturen.Das vorliegende Gesetz führt zur Stärkung dieser Kräfte.Wie sagte Herr Litsch (AOK_Verband) so treffend: innovativ geht nur mit hohen Marktanteilen.
Niemand scheint zu hinterfragen, was damit gemeint ist.

Doch die eigentliche Munition zur Unterstützung der Vor-Ort-Schwächung liefern ja "wir" selbst.Fehlende Unterfütterung von Forderungen und Vermeidung der Auseinandersetzung mit den wirklichen wirtschaftlichen Gegebenheiten.Wo ist das exemplarisch durchgerechnete Konzept für Zusatztätigkeiten nach erfolgter Sicherstellung nicht defizitärer Grundlagen?

Kurz gesagt, wir werden an der Nase herumgeführt und unsere Führung applaudiert.Bedauerlich ist zu zart.

» Auf diesen Kommentar antworten | 4 Antworten

AW: Stärkung täuscht

von Anita Peter am 17.04.2019 um 6:57 Uhr

Ich habe es schon oft an anderer Stelle geschrieben: Entweder ist unsere Standesvertretung hochgradig naiv, oder williger Gehilfe beim Projekt 15.000.
Die echte "Honorarerhöhung" reicht nicht mal für die Honorarerhöhung 2018. Es ist schlichtweg ein WITZ!

AW: Stärkung täuscht

von Anita Peter am 17.04.2019 um 7:00 Uhr

Sorry es sollte "Tarifrunde 2018" heissen.

AW: Stärkung täuscht

von Karl Friedrich Müller am 17.04.2019 um 13:11 Uhr

Ein wunderbarer Kommentar.

AW: Stärkung täuscht

von Dirk Krüger am 18.04.2019 um 9:49 Uhr

Lieber Kollege Rodiger, perfekte Analyse! Dem ist nichts hinzuzufügen.

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