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Das sind die Reaktionen auf den Apotheker-Protestmarsch

Berlin - 25.03.2019, 17:45 Uhr

Rund 500 Apotheker und Apothekenmitarbeiter zogen am gestrigen Sonntag durchs Berliner Regierungsviertel (hier im Bild: der Reichstag), um gegen den Einfluss großer Konzerne auf die Arzneimittelversorgung zu protestieren. Wie sind die Reaktionen auf die Aktion? (j/Foto: bro/DAZ.online)

Rund 500 Apotheker und Apothekenmitarbeiter zogen am gestrigen Sonntag durchs Berliner Regierungsviertel (hier im Bild: der Reichstag), um gegen den Einfluss großer Konzerne auf die Arzneimittelversorgung zu protestieren. Wie sind die Reaktionen auf die Aktion? (j/Foto: bro/DAZ.online)


Am gestrigen Sonntagnachmittag zogen rund 500 Apotheker und Apothekenmitarbeiter durch Berlin-Mitte, um gegen den Versandhandel und für den Erhalt der Vor-Ort-Apotheken zu protestieren. Die Aktion der drei Nachwuchsapotheker Maria Zoschke, Maximilian Wilke und Dr. Joachim Schrot blieb nicht unbeobachtet: Der Protestmarsch landete im RBB-Fernsehen, auch das Bundesgesundheitsministerium und die ABDA haben inzwischen reagiert. DAZ.online bietet einen Überblick.

Am gestrigen Sonntagnachmittag sind mehrere hundert Apotheker und Apothekenmitarbeiter durch das Regierungsviertel in Berlin-Mitte gezogen, unter anderem um gegen einen zu großen Einfluss großer Wirtschaftskonzerne auf die Arzneimittelversorgung zu protestieren. Die drei Nachwuchsapotheker Maria Zoschke, Dr. Joachim Schrot und Maximilian Wilke hatten den Protestmarsch unter dem Hashtag #rettedeineapotheke in den vergangenen Wochen alleine auf die Beine gestellt. Die Aktion war gut besucht: Zwischen 400 und 500 Teilnehmer sollen sich am Protestmarsch beteiligt haben.

Die drei Apotheker hatten zuvor mehrere Poster und Claims entworfen, die während des Marsches in Richtung Brandenburger Tor präsentiert wurden. „Wir sind hier, wir sind laut, weil man euch die Apo klaut!“ oder „Wir sind da, in der Nacht, wenn die Post noch Pause macht!“ skandierten die Pharmazeuten. Beim Zwischenstopp vor dem Bundesgesundheitsministerium riefen die Organisatoren zu einem gellenden Pfeifkonzert auf. Die Menge rief: „Spahn muss weg!“ – Obwohl diese Forderung sich mit den Aussagen der Initiatoren nicht deckte. Am Protestmarsch beteiligte sich auch die Apothekengewerkschaft Adexa – ihr Vorsitzender Andreas May hielt eine kurze Rede bei der Abschlusskundgebung.


Teilnehmer bedanken sich bei Initiatoren

Die Apotheker und Apothekenmitarbeiter selbst waren begeistert von der Aktion. Auf der Facebook-Seite tauschten sich die Teilnehmer anschließend über den Protestmarsch aus und bedankten sich bei den drei Organisatoren. „Es war großartig! Das müssen wir jetzt in allen Städten und mindestens einmal pro Monat wiederholen!“, schreibt dort eine Teilnehmerin. „Vielen Dank an die Veranstalter! Einfach super organisiert! Toll gesprochen! Alles kurz und knackig auf den Punkt gebracht! Das war erst der Anfang! Wir bleiben dran!!!“, heißt es in einem anderen Kommentar.

Noch am gestrigen Sonntag berichtete dann der Rundfunk Berlin Brandenburg (RBB) in der Abendschau über die Aktion. Die TV-Redakteure befragten mehrere Passanten zu der Apotheker-Initiative – mit durchaus positivem Feedback: Die im TV-Beitrag befragten Passanten zeigten Verständnis für die Sorgen der Pharmazeuten.

ABDA: Die Aktion ist legitim

DAZ.online hat auch beim Bundesgesundheitsministerium nachgefragt: Was hält das Ministerium von rund 500 Apothekern, die vor den Ministeriumstüren stehen, pfeifen und den Rücktritt des Ministers fordern? Die Antwort eines Pressesprechers: „Die Anliegen der Demonstranten nehmen wir ernst. Wir sind aber überzeugt davon, mit den jüngsten Reformvorschlägen zum Versandhandel die flächendeckende Versorgung mit Apotheken in Deutschland sichern zu können. Und das dürfte auch im Interesse derjenigen sein, die am Sonntag auf die Straße gegangen sind.“

Zur Erklärung: Das BMG hatte in der vergangenen Woche erneuerte Eckpunkte zu einer Apotheken-Reform vorgelegt. Demnach soll ein Rx-Boni-Verbot im SGB V verankert werden, gleichzeitig soll es Kassen verboten werden, mit EU-Versendern Verträge abzuschließen oder Versicherte zu den Konzernen hin zu „lotsen“. Auch im Paket enthalten: Mehrere Anpassungen am Apothekenhonorar, die Pharmazeuten sollen etwa 150 Millionen Euro mehr pro Jahr erhalten.

Wie reagiert eigentlich die ABDA auf die Apotheker-Aktion? Von den „offiziellen“ Standesvertretern ließen sich Dr. Christian Belgardt, Präsident der Apothekerkammer Berlin, und Anke Rüdinger, Vorsitzende des Berliner Apothekervereins auf der Demo blicken.. Auf Nachfrage von DAZ.online erklärte der ABDA-Sprecher, dass man zwar Verständnis für die Apotheker habe, nicht alle Formulierungen entsprächen aber denen der ABDA. Wörtlich erklärte der Sprecher: „Solche Basisaktionen sind absolut legitim. Sie unterstreichen, wie groß der Problemdruck und der Handlungsbedarf im System der Arzneimittelversorgung sind. Nicht jede Forderung und nicht jede Formulierung deckt sich mit der Beschlusslage der ABDA – das liegt aber in der Natur der Sache.“

Wilke: Der Protestmarsch war nicht unsere letzte Aktion!

Es bleibt die Frage, wie die drei Nachwuchsapotheker selbst zufrieden sind mit ihrer Aktion. Gegenüber DAZ.online erklärten sie: Die Demonstration war aus unserer Sicht ein voller Erfolg. Wir finden es ein starkes Zeichen, dass sich innerhalb so kurzer Zeit so viele Kolleginnen und Kollegen versammelt haben, um gemeinsam gegen den politischen Ausverkauf der Apotheken zu demonstrieren. Jeder, der vor Ort war, kann wirklich stolz sein auf sein persönliches Engagement. Nicht zuletzt hat auch die Unterstützung der Adexa zum großen Erfolg beigetragen.“

Auch mit der Teilnehmerzahl sei man „mehr als zufrieden“, heißt es in dem Statement. „Die Euphorie der Teilnehmer auf der Veranstaltung war riesig. Trillerpfeifenkonzerte, Sprechgesänge, Diesen tollen Einsatz hatten wir selber nicht erwartet.“ Dass aus dem Demonstrationszug dann auch immer wieder „Spahn muss weg“-Rufe kamen, unterstützen die drei Apotheker allerdings nicht. Denn: „Rufe wie ‚Spahn muss weg‘ sind nicht unsere Linie. Wir wollen konstruktiven Druck ausüben und nicht polemisieren.“

Zoschke, Wilke und Schrot wollen den Slogan #rettedeineapotheke behalten und nun ausbauen. „Der Protestmarsch war die erste erfolgreiche Aktion, die wir unter dem Motto auf die Beine gestellt haben. Wir haben weitere Dinge geplant. Was genau kann ich aber an dieser Stelle noch nicht verraten. Aber eines steht fest: Wir lassen nicht locker!“, erklärte Wilke.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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