NRW-Gesundheitsminister

Sinneswandel bei Laumann: Zurück zum Rx-Versandverbot

Berlin - 15.02.2019, 13:45 Uhr

NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) rudert zurück und fordert jetzt ein Rx-Versandverbot exklusiv für EU-Versender. (s / Foto: Imago)

NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) rudert zurück und fordert jetzt ein Rx-Versandverbot exklusiv für EU-Versender. (s / Foto: Imago)


Noch Ende November erklärte Nordrhein-Westfalens Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) den Apothekern, dass sie sich in Sachen Rx-Versandverbot keine Hoffnungen mehr machen müssen. Nach einem Treffen mit den Apothekerverbänden und -kammern aus NRW hat er seine Meinung anscheinend geändert. In einer Mitteilung fordert der Minister nun wieder das Verbot und die Gleichpreisigkeit.

Es war eine schwierige Veranstaltung für die anwesenden Apotheker am 26. November 2018 in Berlin: Bei der Vorstellung der Gesundheitsstudie „Zukunft der Apotheken - Trends und Herausforderungen“ durch die RST Steuerberatungsgesellschaft riet Laumann den Apothekern mit sehr deutlichen Worten davon ab, sich weiter für das Rx-Versandverbot zu engagieren. Noch mehr: Der NRW-Gesundheitsminister hinterfragte grundsätzlich die Aussage der Apotheker, dass der Versandhandel als Konkurrenz ernst zu nehmen sei.

Laumann sagte mit Blick auf das im Koalitionsvertrag festgehaltene Rx-Versandverbot: „Sie werden im Bundestag keine Mehrheit dafür finden. Ich glaube nicht, dass wir es hinkriegen.“ Und weiter: Man müsse sich um die Apotheke keine Sorgen machen, selbst ohne das Verbot. „In absehbarer Zeit bestehe keine Gefahr“, schließlich sei der Marktanteil des Versandes gering. Laumann wörtlich zu einem Apotheker: „Das bisschen Versandhandel, was wir gerade haben, darüber sollten wir uns nicht aufregen.“

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Doch ganz offensichtlich hat Laumann seine Einschätzung in der Zwischenzeit geändert. Am gestrigen Donnerstag fand im NRW-Gesundheitsministerium ein Spitzentreffen zwischen Laumann und den Präsidenten der beiden NRW-Kammern Lutz Engelen (Nordrhein) und Gabriele-Regina Overwiening (Westfalen-Lippe) sowie den beiden Verbandschefs Dr. Klaus Michels (Westfalen-Lippe) und Thomas Preis (Nordrhein) statt. Nach Informationen von DAZ.online soll es dabei nicht nur um den Versandhandelskonflikt gegangen sein. Der Politiker sprach mit den Apothekern auch über den Fall Bottrop und seine Folgen und über die PTA-Ausbildung.

Laumann: Ich werde mich für das Verbot einsetzen

Nach dem Treffen gaben die Apothekerkammern und -verbände am heutigen Freitag eine Pressemitteilung heraus, in der Laumann deutliche Worte zum Versandhandel findet und sich für ein Rx-Versandverbot ausspricht. „Ich bin der Auffassung, dass jeder Patient und jede Patientin in Nordrhein-Westfalen sich darauf verlassen können muss, dass verschreibungspflichtige Arzneimittel in allen Apotheken gleich viel kosten“, so Laumann. Die Gleichpreisigkeit bei verschreibungspflichtigen Arzneimitteln sei ein grundlegender sozialrechtlicher Eckpfeiler für den Erhalt der flächendeckenden Arzneimittelversorgung. Und weiter: Nach dem EuGH-Urteil könne dies nur durch ein europarechtlich zulässiges Versandverbot für verschreibungspflichtige Arzneimittel erreicht werden. „Dafür werde ich mich auch weiterhin einsetzen.“

Damit geht Laumann weiter als die ABDA selbst. Als Reaktion auf das Eckpunktepapier zum Apothekenmarkt von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat sich die ABDA-Mitgliederversammlung im Januar von einem Rx-Versandverbot entfernt. Vielmehr fordern die Apotheker nun, ein Boni-Verbot im Sozialrecht zu verankern. Nur wenn die Politik das nicht umsetzen wolle, werde man sich auf das Verbot zurückziehen, hieß es in dem ABDA-Papier.

Laumann gilt als Unterstützer der Apotheke vor Ort

Was hinter Laumanns Sinneswandel steckt, blieb zunächst offen. Dass der NRW-Gesundheitsminister ein Unterstützer der Vor-Ort-Apotheken und ihren Leistungen ist, ist aber schon länger bekannt. Auch im November bei der Studienvorstellung erklärte er abseits vom Versandhandelskonflikt, dass er in der Arzneimittelversorgung keine Alternative zur Apotheke sehe. Es fielen Sätze wie „Ich will die inhabergeführte Präsenzapotheke“, „Es muss ein Bezug zum Inhaber erhalten bleiben“ oder „Wir dürfen unseren Mittelstand nicht aufgeben“.

Laumann sprach auch darüber, dass es bei der Frage der Zukunft des Apothekenmarkts nicht nur um die Apotheker gehe. Vielmehr sei diese eng verknüpft mit der ärztlichen Versorgung auf dem Land. Es gehe aber auch darum, den Mittelstand als solches zu schützen, zu dem Freiberufler und Kaufleute gehören. Der Gesundheitsminister ist auch der Meinung, dass die Apotheke an Bedeutung gewinnen wird.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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1 Kommentar

Vorauseilender ABDAnk?

von G. Wagner am 15.02.2019 um 20:15 Uhr

Zurück in die Zukunft: Ist die letzte Messe doch noch nicht gelesen...?

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