Pharmacon Schladming

Schmidt: Es fiel nicht leicht, das Rx-Versandverbot aufzugeben

Schladming - 25.01.2019, 11:15 Uhr

Beim Pharmacon in Schladming diskutierten ABDA-Hauptgeschäftsführer Dr. Sebastian Schmitz, Hessens Kammerpräsidentin Ursula Funke, ABDA-Präsident Friedemann Schmidt, DAV-Chef Fritz Becker, BAK-Präsident Dr. Andreas Kiefer und Mecklenburg-Vorpommerns Kammerpräsident Dr. Dr. Georg Engel über die berufspolitische Zukunft der Apotheker. (j/Foto: DAZ)

Beim Pharmacon in Schladming diskutierten ABDA-Hauptgeschäftsführer Dr. Sebastian Schmitz, Hessens Kammerpräsidentin Ursula Funke, ABDA-Präsident Friedemann Schmidt, DAV-Chef Fritz Becker, BAK-Präsident Dr. Andreas Kiefer und Mecklenburg-Vorpommerns Kammerpräsident Dr. Dr. Georg Engel über die berufspolitische Zukunft der Apotheker. (j/Foto: DAZ)


Am gestrigen Donnerstagabend stellte sich die ABDA-Spitze beim Pharmacon den Fragen der anwesenden Apotheker. Dabei wurde erneut klar: Die von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) geplanten Boni-Regelungen lehnt die ABDA ab, die angebotenen Honorierungskomponenten für Dienstleistungen, Notdienste und Dokumentationen begrüßt man.

Wer nach der hitzigen und von teilweise heftigen Attacken auf die eigene Standesvertretung geprägten politischen Diskussion beim letztjährigen Pharmacon und der Protestaktion einiger Apotheker zur Eröffnung des diesjährigen Kongresses mit einem aufregenden Abend gerechnet hatte, wurde enttäuscht. Der Abend begann mit einem ungefähr halbstündigen Referat über die gesundheitspolitischen Entwicklungen seit dem EuGH-Urteil vom 19. Oktober 2016 und den aktuellen Vorschlägen des Bundesgesundheitsministers und den Gegenvorschlägen der ABDA, vorgetragen von ABDA-Hauptgeschäftsführer Dr. Sebastian Schmitz.

Anschließend beantwortete er zusammen mit ABDA-Präsident Friedemann Schmidt, dem Vorsitzenden des Deutschen Apothekerverbands (DAV) Fritz Becker und dem Präsidenten der Bundesapothekerkammer Dr. Andreas Kiefer die vorher eingereichten Fragen der Kongressteilnehmer. Unter der Moderation der hessischen Kammerpräsidentin Ursula Funke und ihres Kollegen Dr. Dr. Georg Engel von der Apothekerkammer Mecklenburg-Vorpommern konnte das Podium seine Sicht auf die Apotheken-Pläne des Bundesgesundheitsministers und die eigenen Gegenvorschläge erläutern – kritische Nachfragen aus dem gut gefüllten Saal gab es zu diesem Themenkomplex nicht.

Schmidt: Keine Aussicht mehr auf das Rx-Versandverbot

Schmidt legte Wert darauf, dass es keine leichtfertige Entscheidung gewesen sei, die über zwei Jahre aufrechterhaltene Forderung nach einem Rx-Versandverbot aufzugeben. Man sei aber zur Überzeugung gelangt, dass es „seit der Formierung der neuen Bundesregierung keine Aussicht mehr gibt, das Rx-Versandverbot umzusetzen“. Deshalb müsse man sich auf die Diskussion über alternative Lösungen einlassen.

Dabei gehe es aber weiterhin um die Gleichpreisigkeit, betonte der Präsident der Bundesapothekerkammer (BAK), Dr. Andreas Kiefer. Sie sei – übrigens auch im Sinne der Solidargemeinschaft – das „oberste Ziel“. Angesprochen auf das Versandverbot für Tierarzneimittel beklagte ABDA-Hauptgeschäftsführer Schmitz diese „ärgerliche Ungleichbehandlung“ und bekräftigte, dass aus rechtlicher Sicht ein Versandverbot verschreibungspflichtiger Humanarzneimittel ebenso möglich wäre. Auch Schmidt hatte zuvor gesagt, dass die Aufgabe des Rx-Versandverbots eine politische und keine rechtliche Frage gewesen sei.

Schmidt: Keine Hoffnung auf Dynamisierung des Honorars

Auch bei der sonst oft eher emotional geführten Diskussion über die Honorierung der Apotheker blieb das Publikum fast lethargisch. Das änderte sich auch nicht, als Schmidt auf die Frage, was die ABDA für eine Dynamisierung des Apothekenhonorars unternehme, erwiderte, dass er den Apothekern in dieser Frage nur wenig Hoffnung machen könne. Klar wurde in der Diskussion, dass die ABDA eher auf die im Spahn-Paket versprochene Vergütung neuer Dienstleistungen als auf eine signifikante Erhöhung des Fix-Honorars setzt.


Dr. Benjamin Wessinger (wes)
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


Das könnte Sie auch interessieren

ABDA erklärt sich erneut zur Bühler-Petition

Schmitz: Beschlusslage verbietet Herausgabe der Gutachten

Gesetzesflut, Ringen um Gleichpreisigkeit und die Digitalisierung fordern ABDA heraus

Einigkeit über das Ziel – Streit um den Weg

Bericht des Hauptgeschäftsführers

Die Sicht der ABDA

8 Kommentare

Was gibt es da zu lachen?

von Armin Spychalski am 27.01.2019 um 22:57 Uhr

Die Dame(n) und Herren Standesvertreter müssten so herumlaufen: :(((( . Es gibt nichts zu lachen oder zu beschönigen! Und was machen sie? Hat wohl noch nicht genug auf die Mütze gegeben. Nun ja, manche haben eben längst ausgesorgt.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Suicidal

von Reinhard Rodiger am 25.01.2019 um 19:44 Uhr

Wer diesen Kurs in Richtung undefinerter auf Wirtschaftlichkeit nicht geprüfter Tätigkeiten gut findet verhält sich autosuicidal.
Erosion und Entfernung des Fundaments sind der preis für eine weltweit nirgends eingetretene Hoffnung : Für gute Arbeit auch gutes Geld zu bekommen.Es ist doch an Missachtung nicht zu übertreffen, eventuell bezahlte zusätzliche Arbeit für wenige als
Zukunft zu verkaufen.Als Zukunft definiere ich hier die menschengemässe ,breitflächige Versorgung im polaren Gegensatz zu durch Algorithmen gesteuerten Rendite/Automatisierungsinteressen.Sie wird hier vergeben.

Dagegen müssen sich vornehmlich die wehren, die die Rente der Verursacher bezahlen sollen- wenn es sie noch gibt.

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Suicidal

von pille62 am 28.01.2019 um 9:30 Uhr

....das sehe ich genauso, statt klar ein RX - Verbot anzumahnen, läßt man sich wie seid Jahrzehnten, mit Almosen, wie leicht erhöhte Anpassungen bei der Dokumentation, Notdienstgebühren, wagen Dienstleistungen mit einer Bezahlung in völlig unbekannter Höhe abspeisen.
Vielleicht sollten wir Verdi unsere Leistungen und die Gehälter unserer Mitarbeiter mit Herrn Spahn verhandeln lassen. Verdi waere sicherlich in der Lage klar zu machen, wo unser Wert für die Gesellschaft liegt.
Wir sind und wir bleiben die Spardose im Gesundheitswesen, gleiches gilt auch für unsere erstklassig ausgebildeten Mitarbeiter, die im Prinzip von der Lohnenwicklung abgehängt sind.

Nicht neu ...

von Reinhard Herzog am 25.01.2019 um 13:29 Uhr

Wohlstandssaturiertheit trifft auf Unfähigkeit.

Ein Phänomen aller niedergehenden Hochkulturen und an sehr vielen Stellen unserer Gesellschaft zu beobachten.

Das wird erst noch richtig lustig, wenn die Konjunktur- und Ausgabenparty mal vorbei sind und der Rotstift wieder regiert ...

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Dynamisierung?

von Peter am 25.01.2019 um 13:10 Uhr

Bedeutet das, dass man die 6,87 bis in alle Ewigkeit beibehält? Gut, dann lohnt es sich spätestens in 15 Jahren nicht mehr als Nachwuchs eine Apotheke zu eröffnen/übernehmen, für dann noch 50% vom Wert im Vergleich zur Einführung des Honorars. Ich hätte dann aber gerne in naher Zukunft einen Apothekerberechtigungsausweis für meine Mitarbeiter und mich um überall nur den Preis von irgendwas aus dem Jahre 2004 zu zahlen da ich ja auch noch wie im Jahre 2004 bezahlt werde. Damit hätte ich dann kein Problem, die Differenz zum aktuellen Preis kann dann ja der Staat übernehmen.....

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Vom Tisch geweht

von Dr Schweikert-Wehner am 25.01.2019 um 12:14 Uhr

Das Rx-Versandverbot vom Tisch, die Erhöhung des Arbeitspreise bei Zytos vom Tisch, die Abschaffung der Reimportquote vom Tisch. Ihr werdet Euch noch wundern, was alles bei leichtem Gegenwind von Presse und FDP-Grün alles noch vom Tisch weht. Am Ende bleiben nur neue Verpflichtungen, weniger Ertrag und das Apothekensterben.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Erhöhung?

von Anita Peter am 25.01.2019 um 11:31 Uhr

Bei der ABDA arbeiten eben Profis. Verkaufen neue, unterbezahlte Arbeit als Honorarerhöhung. Da fällt mir nix mehr ein.
Was wir bräuchten wäre ein 500 Mio Topf, mit dem man die ganze kostenlose Beratung finanziert.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Geballte Hoffnungslosigkeit . . . .

von Uwe Hansmann am 25.01.2019 um 11:29 Uhr

oder wie soll man den Inhalt dieses Artikel sonst interpretieren. Man hat also jetzt auch öffentlich aufgegeben.

Es ist tatsächlich schlimmer gekommen!

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.