Die Datenlage zu Mineralölen ist nicht eindeutig. Erst jüngst aktualisierte das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) seine Einschätzung zu Mineralölen in Kosmetika und kam zu dem Schluss: „Gesundheitliche Risiken sind nach derzeitigem Kenntnisstand nicht zu erwarten“. Laut BfR ist die dermale Aufnahme von MOSH (mineral oil saturated hydrocarbons) über Kosmetika gering.
MOAH sind aromatische Kohlenwasserstoffe (mineral oil aromatic hydrocarbons): „Grundsätzlich können MOAH über die dermale Route bioverfügbar werden. Vermutlich werden sie anschließend aber im Körper metabolisiert und danach ausgeschieden. Eine Anreicherung von MOAH im Körper konnte nicht nachgewiesen werden.“
So weit so gut – es geht um Dermatika. Doch differenziert das Bundesinstitut die Lippenpflege hiervon genauer: Bei Lippenpflegeprodukten spielt nämlich auch die orale Aufnahme durch Abschlecken der Lippenpflege eine Rolle und „die orale Aufnahme von MOSH über mineralölhaltige Lippenpflegeprodukte kann im Bereich der lebensmittelbedingten MOSH-Aufnahme liegen“, erklärt das BfR hierzu. In Ratten konnten zwar entzündlich bedingte Granulome in der Leber nachgewiesen werden, jedoch sei die „toxikologische Relevanz […] für den Menschen zweifelhaft“, so das BfR.
Nichtsdestotrotz empfiehlt das Bundesinstitut für Risikobewertung, dass Hersteller von Lippenpflegestiften nur solche Mineralöle in Lebensmittelqualität und –reinheit einsetzen, für die „keine gesundheitlichen Effekte durch orale Aufnahme zu erwarten sind“ – was der Fall ist, wenn sich die Hersteller an die Empfehlungen von Cosmetics Europa halten. Denn bestimmte hochaufgereinigte mittel- und hochviskose Mineralöle sowie mikrokristalline Wachse in Lebensmittelreinheit wurden von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) für Verwendungen im Lebensmittelbereich gesundheitlich bewertet und zugelassen.
Für diese Mineralöle und Wachse wurden vom gemeinsamen FAO/WHO-Sachverständigenausschuss für Lebensmittelzusatzstoffe (JECFA) und von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) Werte für akzeptable tägliche Aufnahmemengen (ADI-Werte) abgeleitet. Der Europäische Verband der Kosmetikhersteller Cosmetics Europe hat den Herstellern von Lippenpflegeprodukten empfohlen, nur solche Mineralölfraktionen einzusetzen, für die ADI-Werte gelten.
Nun zeigt jedoch die Erfahrung, dass dies nicht immer der Fall ist. Darauf verweist das BfR und Ökotest greift diese Skepsis auf. „Warum ein Risiko eingehen“, fragen die Verbraucherschützer. Mineralölgemische in Lippenpflege seien schließlich kein Muss.
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