Influenzasaison 2018/19

Wer ist schuld am Grippeimpfstoffmangel? (1)

Stuttgart - 14.12.2018, 07:00 Uhr

Influenzasaison 2018/19: Warum herrscht Grippeimpfstoffmangel? (Foto: vchalup / stock.adobe.com)

Influenzasaison 2018/19: Warum herrscht Grippeimpfstoffmangel? (Foto: vchalup / stock.adobe.com)


Zwei Millionen Impfdosen weniger als im Vorjahr

Natürlich wäre eine solche Boosterung der Grippeimpfaffinität fraglos mehr als wünschenswert. Ist sie nicht sogar das Ziel der seit Jahren initiierten und forcierten Grippeimpfkampagnen? Bis zu einem gewissen Grad scheint diese These für die aktuelle Impfstoffknappheit auch nachvollziehbar. Vielleicht gepaart mit der Tatsache, dass für 2018/19 auch weniger Influenzavakzine produziert wurden als die Jahre zuvor. Denn: In der aktuellen Grippesaison hat das Paul-Ehrlich-Institut verglichen mit dem Vorjahr rund zwei Millionen Impfdosen weniger freigegeben: 15,7 Millionen 2018/19 versus 17,9 Millionen 2017/18. Reichen die Grippeimpfstoffe vielleicht zuletzt nicht, weil die Vakzinhersteller „gespart“ und für die aktuelle Saison weniger produziert haben?

Seqirus fehlt im tetravalenten Impfstoffmarkt 2018/19

Dies dementieren GSK, Mylan und auch Sanofi-Pasteur allerdings. Sie bekräftigen vielmehr das Gegenteil, und zwar dass sie in der aktuellen Saison sogar mehr Impfstoffe produziert haben als im Vorjahr. Was auf den ersten Blick fragwürdig anmutet, denn laut PEI-Zahlen sind es nun mal über zwei Millionen weniger. Wie kann das sein?

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Mylan deckt nach Informationen aus der Branche mit seinem Influvac® Tetra das Gros der bundesweiten Grippeimpfstoffe ab. GSK hat für 2018/19 laut eigenen Angaben 3,8 Millionen Impfdosen für Deutschland produziert, und Sanofi möchte „konkrete Zahlen aus Wettbewerbsgründen“ nicht veröffentlichen, erklärt jedoch: „Die diesjährige Mengenplanung lag mehrfach über der Planung der letzten Saison.“

Afluria und Berigripal fehlen mit 3,8 Millionen Impfdosen

Wie passt das zusammen? Jeder produziert mehr und raus kommt weniger? Das funktioniert tatsächlich – weil ein bislang großer Player im deutschen Grippeimpfstoffmarkt in diesem Jahr schlicht nicht am Start ist: Seqirus mit Afluria® und Berigripal®. Die beiden trivalenten Vakzine waren in der Vorsaison mit 4,8 Millionen Impfdosen noch vertreten. Dieses Jahr war die Produktion für den deutschen Markt bei Seqirus jedoch null – zumindest für Afluria® und Berigripal® (Seqirus ist auch der Hersteller hinter Fluad®, einem adjuvantierten trivalenten Impfstoff, der für Personen ab 65 Jahren zugelassen ist. Dieser war verfügbar, beansprucht aber nur sehr geringe Marktanteile). Dass Afluria® und Berigripal® fehlen würden, wussten selbstverständlich auch die Wettbewerber und haben darauf mit eigener Mehrproduktion reagiert. Offenbar reichte diese nicht, doch Vorwürfe kann man den Grippeimpfstoffproduzenten deswegen noch lange nicht machen.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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3 Kommentare

Impfstoffmangel?

von Susanne Wagner-Schröer am 14.12.2018 um 11:44 Uhr

Die Industrie mußte Impfstoff in die Tonne kippen??? Ich erinnere mich nicht, in den letzten 20 Jahren mal KEINEN Mangel an Impfstoff erlebt zu haben! Da kann es schwer sein, dass Impfstoff in die Tonne gekippt wurde.

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Grippeimpfstoff

von Dr. Gregor Huesmann am 14.12.2018 um 8:49 Uhr

Die Schuld am Mängel trägt eindeutig die Industrie. Ich ärgere mich seit Jahren, dass wir in den Apotheken Impfstoffe vorbestellen sollen. Hat ihr Bäcker sie schon mal gefragt, wie viele Brötchen sie im nächsten Jahr essen wollen? Es ist neunmal das Risiko, aber auch der Gewinn des Herstellers. Und dafür übernehme ich keine Verantwortung. Wir leben Gott sei Dank nicht mehr in einer Planwirtschaft.

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Grippeimpfstoff

von Peter Kaiser am 14.12.2018 um 8:25 Uhr

Trefflicher als Celine Müller von der DAZ kann man es nicht kommentieren!

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