Brandenburger Medikamentenskandal

Lunapharm darf immer noch nicht umpacken

Berlin - 10.12.2018, 13:30 Uhr

Dem in Mahlow ansässigen Pharmahändler Lunapharm sind weiterhin die Hände gebunden. (c / Foto: DAZ.online)

Dem in Mahlow ansässigen Pharmahändler Lunapharm sind weiterhin die Hände gebunden. (c / Foto: DAZ.online)


Das Ruhen der Herstellungserlaubnis für den Brandenburger Händler Lunapharm besteht weiterhin. Angaben zum Zeitraum wollte das Gesundheitsministerium dieses Mal nicht treffen. Der umstrittene Pharmahändler steht im Zentrum der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Potsdam, die derzeit Rechtshilfeersuchen an vier Länder gestellt hat.

Lunapharm bleibt vorerst ausgebremst: Am vergangenen Freitag wurde das Ruhenlassen der Herstellungserlaubnis erneut verlängert. Damit darf der in Mahlow ansässige Händler weiterhin nicht umpacken. Für wie lange der Herstellungsstopp dieses Mal gilt, ist noch nicht bekannt: „Weitere Auskünfte zum Fall können wir zum jetzigen Zeitpunkt nicht geben, um die Durchführung des schwebenden Verfahrens nicht zu gefährden“, erklärte ein Sprecher des Brandenburger Gesundheitsministeriums.

Großhandels- und Herstellungserlaubnis ruhen

Das Ruhen der Herstellungserlaubnis wurde seit dem Bekanntwerden des Medikamentenskandals wiederholt und in unterschiedlichen Zeitintervallen angeordnet. Zuletzt hatte das dem Ministerium unterstellte Landesamt für Arbeitsschutz, Verbraucherschutz und Gesundheit (LAVG) am 7. September 2018 einen Bescheid zum Ruhen der Herstellungserlaubnis für drei Monate an das Unternehmen erlassen. Zuvor hatte das Brandenburger Gesundheitsministerium das Ruhenlassen der Herstellungserlaubnis am 6. August für einen Monat in die Wege geleitet.

Auch das Verkaufen von Arzneimitteln ist Lunapharm derzeit untersagt: Seit dem 6. August ruht die Großhandelserlaubnis bis – zunächst – zum 6. Februar 2019.

Ermittlungen in Potsdam dauern noch an

Lunapharm steht im Zentrum der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Potsdam. Der umstrittene Händler wird verdächtigt, mutmaßlich gestohlene, hochpreisige Krebsarzneimittel in Verkehr gebracht zu haben. Während es zunächst um angebliche Schmuggelware aus Griechenland ging, haben sich die Ermittlungen auf weitere Länder ausgeweitet.

So hat allein die Staatsanwaltschaft Potsdam im Rahmen ihrer Zuständigkeit derzeit nach eigenen Angaben Rechtshilfeersuchen an Ägypten, Griechenland, die Niederlande und Tschechien gestellt. Die Ermittlungen sind komplex und könnten in Potsdam noch einige Monate dauern, teilte ein Sprecher mit.

Gibt es ein internationales Händlernetzwerk?

Das ARD-Magazin Kontraste, das den Skandal im Juli aufdeckte, spricht von einem „internationalen kriminellen Netzwerk“. In einer Sendung im Oktober veröffentlichte Kontraste ein Dokument der europäischen Arzneimittelbehörde (EMA), demzufolge 15 Länder und weitere Zwischenhändler aus Deutschland an mutmaßlich illegalen Handelswegen beteiligt sein könnten.

Multinationale Verflechtungen werden auch von offizieller Seite vermutet. So teilte das Bundesgesundheitsministeriums auf eine kleine Anfrage der AfD-Bundestagsfraktion vor einigen Wochen hin mit, dass die Brandenburger Behörden mit den Behörden in Großbritannien, Lettland, Polen, Italien, Zypern, Niederlande, Frankreich und Griechenland in Kontakt stünden.


Dr. Bettina Jung, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


2 Kommentare

Nichts kommt von nichts

von Pharmix am 11.12.2018 um 21:11 Uhr

Reimporte?: Unnötig, unsozial und erhöhen das Gefahrenpotenzial.
Unnötig: Die Existenz der Reimorteure ruht fast nur auf einer volkswirtschaftlich unsinnigen Reimportpflichabgabequote, die die Apotheken zwingt Reimporte abzugeben, obwohl die staatlich oktruierte Spanne nicht mehr erzielt werden kann und somit die Altintention ins Leere läuft Den Rahm schöpft nahezu alleinig der Reimporteur ab.
Unsozial: Preisdifferenzen ergeben sich im Arzneimittelmarkt durch unterschiedliche Umsatzsteuersätze wie auch der geringeren Kaufkraft der Bevölkerung. Werden diese ärmeren Länder leergekauft, kommt es zu Engpässen, wie in Ost- und Südeuropa zu beobachten ist.
Gefahrenpotenzial: Je mehr Hände ein Arzneimittel bewegen, je mehr Transportmittel benutzt werden ,desto höher ist die Gefahr, dass ein Arzneimittel falsch behandelt wird.

Wer nur einmalig im Leben beispielsweise die Auswirkungen eines falsch gelagerten, aber angewedeten Antiobiotikums leibhaftig erleben oder mit ansehen musste, befürwortet nur noch direkte Lieferwege. Hersteller->Krankenhausapotheke->Patient oder
Hersteller->1 Großhändler-> Öffentiche Apotheke->Patient/Kunde..
Direct delivery? What else!

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Lunapharm

von Gunter Kowalski am 11.12.2018 um 8:34 Uhr

Es ist längst erwiesen, dass nichts in Griechenland gestohlen wurde. Die griechische Aufsicht hat im Juli gemeldet, dass keine Diebstähle in Krankenhäusern oder bei Großhändlern vorliegen. Die Polizei ermittle noch einige wenige Fälle von Überverschreibungen und Falschverschreibungen. Da seit 2013 alle Verschreibungen von teuren Medikamenten genehmigt werden müssen, sind es unbedeutende Fälle. Die Staatsanwaltschaft in Potsdam hat längst einen Bericht nach Griechenland geschickt, der die geringen Ergebnisse aufzeigt. Die internationalen Anfragen sind auch schon abgeschlossen ohne Ergebnis. Was soll auch herauskommen, wenn gar nichts gestohlen worden ist. Ein Netzwerk von ordentlichen Grosshändlern, die Handel getrieben haben?

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.