Impfen in der Apotheke

Brandenburger Apotheker und Ärzte im Schulterschluss gegen Spahn

Berlin - 03.12.2018, 11:30 Uhr

Dipl.-Med. Frank-Ullrich Schulz, Präsident der Landesärztekammer Brandenburg und Jens Dobbert, Präsident der Landesapothekerkammer Brandenburg (Quelle: LÄKB und LAK Brandenburg) 

Dipl.-Med. Frank-Ullrich Schulz, Präsident der Landesärztekammer Brandenburg und Jens Dobbert, Präsident der Landesapothekerkammer Brandenburg (Quelle: LÄKB und LAK Brandenburg) 


Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat mit seiner Äußerung, dass er sich impfende Apotheker gut vorstellen könnte, für einen großen Aufreger gesorgt. Teile der Ärzteschaft waren so erzürnt, dass sie das ärztliche Dispensierrecht einforderten. Die Brandenburger Ärzte und Apotheker zeigen nun aber, dass man auf Spahns Vorstoß nicht nur feindlich, sondern auch gemeinsam reagieren kann: Die Kammern beider Berufe sprechen sich in einer Resolution deutlich gegen Impfungen in der Apotheke aus.

Spahn hatte auf dem diesjährigen Apothekertag eine seit Jahren immer mal wieder heiß diskutierte Debatte neu entflammt: die Diskussion um impfende Apotheker. Spahn zählte mit Blick auf sein geplantes Gesetzespaket für den Apothekenmarkt eine Reihe von Themen auf, über die er mit den Apothekern „reden“ möchte. Neben neuen Beratungshonoraren, Präventionsleistungen und einer höheren Vergütung für Nacht- und Notdienste könne er sich auch vorstellen, dass Apotheker impfen – wenn die Apotheker selbst das wollen.

Die Reaktion der Ärzte ließ nicht lange auf sich warten: Nur wenige Tage später verkündete Ulrich Weigeldt, Chef des Deutschen Hausärzteverbandes, dass er sich im Gegenzug sehr gut vorstellen könnte, dass Mediziner gewisse Arzneimittel abgeben. Und auch bei der ABDA ist man von impfenden Apothekern nicht so wirklich überzeugt: Schon vor dem Apothekertag hatte die ABDA betont, dass man das Thema nicht „lobbyieren“ werde, Impfberatungen in der Apotheke könne man sich als Präventionsleistung aber sehr gut vorstellen.

Dass man auf Spahns Vorstoß nicht unbedingt feindlich gesinnt reagieren muss, zeigt nun eine gemeinsame Resolution der Brandenburger Ärzte und Apotheker. Beide Kammerpräsidenten (Jens Dobbert für die LAK und Dr. Frank-Ullrich Schulz für die LÄK) haben sich darin vehement gegen impfende Apotheker ausgesprochen. Wörtlich heißt es in der Resolution:


Die Landesärztekammer Brandenburg  und die Landesapothekerkammer Brandenburg haben das Angebot des Bundesgesundheitsministers Jens Spahn zur Durchführung von Impfungen in der Apotheke  sowie die in der Folge aus Teilen der Ärzteschaft erhobene Forderung des Dispensierrechts für Ärzte mit Besorgnis zur Kenntnis nehmen müssen.

Das Impfen in der Apotheke sowie die Abgabe von Arzneimitteln durch Ärzte liegt weder im Interesse des jeweiligen Berufsstandes noch würde es der Versorgung der Patienten zugutekommen und würde einer nicht erstrebenswerten Aufgabe des Systems der Trennung von ärztlicher Tätigkeit und Abgabe von Arzneimitteln unnötigen Vorschub leisten.

Die Landesärztekammer Brandenburg und die Landesapothekerkammer Brandenburg lehnen daher derartige politische Initiativen, die einen Eingriff in den Kompetenzbereich der ärztlichen sowie apothekerlichen Profession darstellen und den Erhalt dieser Trennung  infrage stellen, entschieden ab.“

Resolution der Landesärzte- und Landesapothekerkammer


Enge Zusammenarbeit in Brandenburg

Apothekerkammer-Präsident Jens Dobbert hatte erst kürzlich auf seiner Kammerversammlung in Potsdam erklärt, was er von den Äußerungen Spahns auf dem DAT hält. Er nannte den Vorstoß des Ministers ein „vergiftetes Angebot“. Und stellte die Frage: „Ist das der Arbeitsstil unseres Gesundheitsministers? Er wirft den Heilberuflern irgendwelche Brocken hin und lehnt sich entspannt zurück, um zu schauen wie sich Apotheker und Ärzte zerfleischen.“ Zum Impfen in der Apotheke sagte der Kammerpräsident: „Auch wenn in einigen europäischen Ländern das Impfen mittlerweile als Dienstleistung in Apotheken angeboten wird. Unsere Profession ist das Arzneimittel und keine Dienstleistungen, in denen wir nicht entsprechend ausgebildet sind.“

In Brandenburg arbeiten Ärzte und Apotheker grundsätzlich außergewöhnlich eng zusammen. Seit einiger Zeit führen beide Kammern beispielsweise gemeinsam Fortbildungen für Ärzte und Apotheker durch, in denen es um die interprofessionelle Zusammenarbeit beider Heilberufe geht.

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Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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1 Kommentar

Ducken eingeimpft?

von Peter Brunsmann am 03.12.2018 um 18:38 Uhr

Warum denn gleich wieder den "Schwanz einziehen" ? Ich erinnere mich noch an eine Zeit, da haben die Ärzte mit Mustern nur so um sich geworfen. War wohl kein Dispensierrecht, jedoch so was in der Richtung. Lieber Herr Dobbert, habe Sie die Kollegen in ihrem Kammerbereich vorher befragt??
Die reflexartige Forderung nach Dispensierrecht kenn wir doch schon seit so 700 Jahren.

Warum nun einen MInister vor den Kopf stoßen??

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