Gesundheitsschutz

EU-Parlament beschließt Rx-Versandverbot – aber nur für Tierarzneimittel

Berlin - 28.11.2018, 07:00 Uhr

Das EU-Parlament hat Ende Oktober eine Verordnung beschlossen, nach der der Versand von Rx-Tierarzneimitteln europaweit verboten werden soll. (Foto: Imago)

Das EU-Parlament hat Ende Oktober eine Verordnung beschlossen, nach der der Versand von Rx-Tierarzneimitteln europaweit verboten werden soll. (Foto: Imago)


Bundesrat forderte 2014 strikte Regeln beim Versandhandel

Interessant ist auch die Recherche danach, wo die politische Forderung nach einem strikten Rx-Versandverbot für Tierarzneimittel herkommen könnte. Denn in den ersten Entwürfen der Verordnung aus den Jahren 2014 und 2015 war von einer Einschränkung des Versandhandels keine Spur. Ganz im Gegenteil: Der Versandhandel mit Tierarzneimitteln sollte sogar erleichtert werden. Doch unter anderem war es damals der Bundesrat der Bundesrepublik Deutschland, der eine striktere Regulierung forderte. Damals beschloss der Bundesrat eine Stellungnahme zu der damals noch von der EU-Kommission geplanten EU-Verordnung und schrieb: 


Die Kommission plant zwar verschärfte Maßnahmen auf der Stufe der Zulassung und der Verschreibung von Antibiotika, lockert diese aber gleichzeitig auf der Stufe des Vertriebs, indem sie den Versandhandel öffnet, der kaum überwachbar sein wird. Der Internethandel kann jedoch auf verschiedene Weise zu einer unsachgemäßen Anwendung von Antibiotika beitragen. Die Öffnung des Internethandels für Antibiotika ist nach Auffassung des Bundesrates somit unvereinbar mit den Zielen des Aktionsplans der Kommission und des Verordnungsvorschlags, deren Regelungen zum Umgang mit Antibiotika eine Senkung der Resistenzentwicklung zur Folge haben sollen. Der Bundesrat sieht die Öffnung des Internethandels für Tierarzneimittel, insbesondere für den Fernabsatz von Tierarzneimitteln mit antimikrobiellen Wirkstoffen, mit großer Sorge. Der Bundesrat bittet daher die Bundesregierung, sich nachdrücklich für ein generelles Verbot des Internethandels mit antimikrobiell wirksamen Tierarzneimitteln einzusetzen.“

Beschluss des Bundesrates aus dem Jahr 2015


Nach der Zustimmung des EU-Parlamentes wird die Verordnung nun dem EU-Rat zugestellt. Stimmt der Rat dem Vorhaben zu – was sehr wahrscheinlich ist, weil beide Institutionen sich bereits über Kompromisse abgestimmt haben – soll die Verordnung 2022 in den EU-Ländern in Kraft treten.

Wie ist der Tierarzneimittel-Versand derzeit geregelt?

Beim Versandhandel mit Tierarzneimitteln unterscheidet der deutsche Gesetzgeber seit einigen Jahren zwischen Arzneimitteln für Tiere, die zur Gewinnung von Lebensmitteln dienen, und gewöhnlichen (Haus-)Tieren. Arzneimittel, die zum Beispiel für Hunde oder Katzen zugelassen sind, können über den Versandweg abgegeben werden (OTC und Rx). So wie bei Humanarzneimitteln müssen die versendenden Apotheken aber eine behördliche Erlaubnis haben. Der Versand von apotheken- und verschreibungspflichtigen Arzneimitteln für Lebensmittel liefernde Tiere ist aber verboten: Betroffen sind beispielsweise Medikamente für Rinder, Pferde, Schweine, Schafe, Ziegen sowie Geflügel. Aus dem EU-Ausland dürfen die zuletzt genannten Arzneimittel derzeit nur über den Versand bezogen werden, wenn sie aus Apotheken in den beiden EU-Mitgliedstaaten Vereinigtes Königreich und Tschechien (hier nur Arzneimittel, die nicht verschreibungspflichtig sind) stammen. Wie bei Humanarzneimitteln gilt natürlich die Rezeptpflicht: Die Apotheke darf das Rx-Arzneimittel nur an Tierhalter versenden, wenn ihr eine ärztliche Verordnung vorliegt.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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7 Kommentare

Gefahren im RX Versand

von Ratatosk am 29.11.2018 um 11:08 Uhr

Hier wird die ganze Inkompetenz und die Einflußnahme der Großkonzerne in der EU und in D deutlich !

Schäbiger kann Politik kaum mehr agieren, zumal in D mit Spahn ! Verträge nicht erfüllen und unverhohlen mit Erpressung agieren, weit hat es die CDU gebracht.

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Verlogene Politik(er)

von Superfan am 28.11.2018 um 8:53 Uhr

Es ist schon schizophren: Auf der einen Seite Massentierhaltung und Geiz ist geil, auf der anderen Seite wird der Gesundheitsschutz unserer Nahrung höher aufgehängt als unser eigener..... Ein Schelm, wer Arges denkt ….
Die einzig mögliche saubere Lösung ist: Gebt unseren Politikern mehr Geld und verbietet konsequent Nebeneinkünfte nach dem Vorbild unserer obersten Rechtsprecher..... Und jeder sollte seine "Seilschaften" und andere Verbindungen offenlegen müssen. Wer befangen ist, ist als politischer Entscheidungsträger nicht geeignet!

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AW: Verlogene Politik(er

von Thorsten Dunckel am 28.11.2018 um 10:03 Uhr

So ist es!!! Politiker sind wie Fussballspieler. Das Gehalt des Vereins, respektive die Diäten, sind die Portokasse. Das Geld wird woanders "verdient"
Spahn ist hier ganz weit vorn!!!

Das Tier ist der bessere Mensch

von Christiane Patzelt am 28.11.2018 um 7:53 Uhr

Und wenn Thomas Spahn nicht will, will er nicht! Wir unterliegen hier nicht den normalen Regulatorien, sondern werden uns einem einzelnen Menschenwillen und allem, was seinem Machtgefüge dient, zu unterwerfen haben! Wenn der kleine König Spahn befiehlt, ist es alternativlos! Und je weniger er Parteivorsitz wird, desto mehr lässt er sein Geschick an uns aus—wir werden es erleben!

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AW: Das Tier ist der bessere Mensch

von Heiko Barz am 28.11.2018 um 11:22 Uhr

Ist -Thomas Spahn- ein Versprecher, liebe Christiane Patzelt, oder beziehen Sie sich auf den biblischen „ungläubigen Thomas“? Dann erkenne ich dabei auch eine tragbare Aussage.

AW: Das Tier ist der bessere Mensch

von Christiane Patzel am 28.11.2018 um 11:30 Uhr

@ Heiko Barz
Der arme Herr Spahn ist von der CDU- Moderatorin in der Regionalkonferenz in Böblingen als "Thomas Spahn" angekündigt worden. Ich glaube, da fühlte er sich das erste Mal so wie wir uns schon seit Jahren fühlen...unbeachtet und so unwichtig, dass man sich nicht ein mal den Namen merken mochte...

Versand

von Michael Zeimke am 28.11.2018 um 7:33 Uhr

Der Mensch ist kein wertvolles Schwein!

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