Erste gemeinsame Fortbildung ADKA und AdkÄ

„Ich hätte mir sehr häufig einen Krankenhausapotheker auf Station gewünscht"

Hamburg - 14.11.2018, 07:00 Uhr

Im Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf fand die erste gemeinsame Fortbildungsveranstaltung für Ärzte und Apotheker der AkdÄ und der ADKA statt. (s / Foto: imago)

Im Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf fand die erste gemeinsame Fortbildungsveranstaltung für Ärzte und Apotheker der AkdÄ und der ADKA statt. (s / Foto: imago)


Apotheker schaut aus Sicht der Arzneimittel auf den Patienten

Was mittlerweile im Bereich der Klinischen Pharmazie alles möglich ist und in manchen Krankenhäusern gelebt wird, berichteten Ärzte und Apotheker aus drei großen Kliniken – Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf (UKE), KRH Klinikum Region Hannover und aus den Havellandkliniken. So stellten Dr. Claudia Langebrake, Apothekerin am UKE, und Dr. Christine Wolschke, Fachärztin für Innere Medizin mit dem Schwerpunkt Hämatologie und Internistische Onkologie am UKE, ihre wohl mustergültige Zusammenarbeit bei der Stammzelltransplantation vor. „Eine sehr enge Kooperation zwischen Arzt und Apotheker in diesem sehr speziellen Bereich wie der Stammzelltransplantation ist möglich und wichtig, weil wir von ganz verschiedenen Seiten auf die Pharmakotherapie blicken", erklärte Langebrake. So schaue die Ärztin, was könne der Patient vertragen, was brauche der Patient. „Ich schaue eher aus Sicht der Arzneimittel – was ist es für ein Arzneimittel, wie wird es für diesen Patienten am besten dosiert, wie wird es abgebaut". 

„Wir lernen beide voneinander und lernen schätzen, was der andere eigentlich kann“ 

Auch die Ärztin schätzt die Arbeit der klinischen Apothekerin: „Ich bin sehr froh, dass wir sie haben“, sagt Wolschke. Und weiter: „Ich denke nochmals mehr nach“. „Wir diskutieren viel, wir sind uns nicht immer einig, aber daraus lernen wir alle und ziehen unsere Erfahrung“, erklärt die Ärztin. Sie und die Apothekerin sind sich jedoch darin einig, wie wichtig es ist, beide Seiten zu kennen und zu wissen, wie der jeweils andere arbeitet: Dass der Apotheker weiß, „wie es auf Station läuft“, und der Arzt auch umgekehrt „wie es in der Apotheke läuft“. Ihr gemeinsames Fazit: „Wir lernen beide voneinander und lernen schätzen, was der andere eigentlich kann". 

Bridging und Infusionsmanagement im Klinikum Hannover

Erfolgreich arbeiten auch Apotheker und Ärzte am Klinikum Hannover zusammen. Hier erstellte Krankenhausapotheker Jan Grabenhorst einen Standard-Algorithmus für Antikoagulation und Bridging im perioperativen und intensivmedizinischen Bereich. Auch um ein sauberes Infusionsmanagement kümmert sich der Apotheker. Die Arbeitshilfen hängen mittlerweile auf der Station, doch ist mit dem reinen Erstellen solcher „Hilfsmittel“ längst nicht alle Arbeit getan. Man müsse das Personal sensibilisieren und schulen und beispielsweise Infusionskonzepte in der Einführungsphase für einzelne Patienten konkret und gemeinsam planen.

Ärzte schätzen Arbeit der klinischen Apotheker

Auch der Chefarzt der Klinik für Innere Medizin, Dr. Christian Grotjahn, schätzt die Arbeit des klinischen Pharmazeuten: „Ich habe dadurch Interaktionen gelernt, die mir zuvor nicht geläufig waren“. Beispielhaft nennt er eine erhöhte Krampfanfälligkeit unter Valproinsäure und Meropenem. Auch eine gemeinsame Kurvenvisite macht seiner Ansicht nach Sinn, denn sie zwinge den Arzt mehr, jedes einzelne Medikament nochmals kritisch zu hinterfragen – ob zum Beispiel eine „lebensverlängernde Therapie“ bei einer 91-jährigen Patientin unter Multimedikation tatsächlich Sinn noch mache?



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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