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Analyse der Vorstände
Frauen an der Kammerspitze: Viel Luft nach oben bei den Apothekern
Frauen sind in Führungspositionen der Krankenkassen und ihrer Verbände und Organisationen der Selbstverwaltung im Gesundheitswesen stark unterrepräsentiert – trotz einem allgemein hohen Frauenanteil im Gesundheitswesen. Die Grünen wollen das ändern und haben deswegen einen Gesetzentwurf eingebracht, der Frauenquoten fordert. Aus diesem Anlass haben wir uns die aktuelle Situation an der Spitze der Apothekerkammern einmal angesehen.
Die Grünen wollen mehr Frauen in Führungspositionen im Gesundheitswesen. Deswegen sprechen sie sich für eine Quote aus und haben einen entsprechenden Gesetzesantrag vorgelegt. Darin fordern sie konkret, dass die Wahlen zu den Verwaltungsräten der Krankenkassen, der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV) und den „Spitzenverbänden der Selbstverwaltungskörperschaften auf Bundesebene“ so reformiert werden, dass der Frauenanteil dem Anteil der Mitglieder entspricht, die Frauen sind. Zu den Krankenkassen legen die Grünen auch Zahlen vor, um zu zeigen, dass es Handlungsbedarf gibt: So seien 70 Prozent aller Beschäftigten in Krankenkassen Frauen, der Frauenanteil bei den Vorständen liege aber zwischen 0 (Innungskrankenkassen) und 21 Prozent (BKKen), heißt es.
Die ABDA wird zwar an keiner Stelle im Antrag genannt, sie ist auch keine Körperschaft. Allerdings ist sie ein Spitzenverband von Körperschaften, den Apothekerkammern. Und auch bei denen spiegelt die Anzahl der Frauen in den Spitzenpositionen nicht den Frauenanteil der Mitglieder wieder: Von den 17 Kammerpräsidenten der Apotheker sind lediglich drei weiblich: Ursula Funke in Hessen, Magdalene Linz in Niedersachsen und Gabriele Regina Overwiening in Westfalen-Lippe. Magdalene Linz hat angekündigt, im kommenden Jahr bei den Wahlen nicht mehr anzutreten. Die Quote könnte also noch schlechter werden. Die Kammergeschäftsstelllen werden übrigens in Niedersachsen, Hamburg, Bremen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg von Frauen geleitet, hier gibt es Geschäftsführerinnen. In Hessen ist dies zwar auch der Fall, der Hauptgeschäftsführer ist jedoch männlich.
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Etwas besser als bei den Präsidenten sieht es bei den Vizepräsidenten aus: Dr. Sonja Mayer in Bayern, Silke Laubscher in Baden-Württemberg, Christine Schoppe im Saarland, Dr. Viola Schneider in Hessen, Petra Kolle und Dr. Dorothee Dartsch in Hamburg und Katrin Wolbring in Brandenburg. Hessen ist somit die einzige Kammer, die sowohl eine Präsidentin als auch eine Vizepräsidentin hat.
Geht man noch eine Ebene weiter, also in die Vorstände der Kammern, sitzen dort immerhin in zehn Kammern mindestens 50 Prozent Frauen (Präsident und Vize mitgerechnet) Spitzenreiter ist Brandenburg mit 64 Prozent Frauenanteil im Vorstand, übrigens auch die einzige Ostkammer mit einer Vizepräsidentin. Die weiteren Kammern, in denen mindestens der halbe Vorstand weiblich ist, sind:
- Bayern (5 von 9 Vorständen Frauen; entspricht 55 Prozent)
- Hessen (4 von 7; 57 Prozent)
- Saarland (3 von 5; 60 Prozent)
- Niedersachsen (4 von 7; 57 Prozent)
- Hamburg (7 von 12; 58 Prozent)
- Schleswig Holstein (4 von 8; 50 Prozent)
- Mecklenburg-Vorpommern (4 von 7; 57 Prozent)
- Sachsen-Anhalt (4 von 7; 57 Prozent)
- Thüringen (4 von 7; 57 Prozent)
Die Schlusslichter Sachsen und Westfalen-Lippe
Die schlechtesten Frauenquoten haben Sachsen und Westfalen-Lippe: Dort sitzen jeweils nur drei Frauen im Vorstand. Bei einem jeweils elfköpfigen Vorstand ergibt das einen Frauenanteil von 27 Prozent. Nur knapp besser ist Baden-Württemberg, wo vier von 13 Vorständen weiblich sind. Das entspricht einem Frauenanteil von 31 Prozent. Danach folgt Bremen. Hier hat die Kammer sechs Vorstände, wovon zwei Frauen sind, also 33 Prozent. Nordrhein hat zwar mit 30 einen großen Vorstand (Präsident, Vize, 14 Beisitzer und 14 stellv. Beisitzer). Mit elf sitzen hier auch absolut die meisten Frauen. Anteilig sind das aber nur 37 Prozent. Berlin und Rheinland-Pfalz kommen auf 43 bzw. 45 Prozent weibliche Vorstände (3 von 7 bzw. 5 von 11).
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Immerhin besser als DAX-Unternehmen.
Insgesamt ergibt sich über alle Kammern hinweg eine Frauenquote in den Vorständen von knapp 46 Prozent (77 von 169). Das ist zwar besser als in den Vorständen der Deutschen Dax-Unternehmen, dort liegt sie bei 12 Prozent (Stand: 1. April 2018). Bei einem Vergleich der jeweils 30 größten börsennotierten Unternehmen in Frankreich, Großbritannien, Polen, Schweden und den USA, rangierte Deutschland laut einer Untersuchung der gemeinnützigen Allbright Stiftung auf dem letzten Rang und ist damit auf einer Stufe wie Indien und die Türkei mit einem Frauen-Anteil von jeweils rund 10 Prozent in der Führungsetage. Einen Frauenanteil von 30 Prozent erreicht keines der 30 DAX-Unternehmen einen Frauenanteil von 30 Prozent im Vorstand. Deutschland ist der Untersuchung zufolge das einzige Land in dem Vergleich, in dem kein einziges Topunternehmen von einer Frau geführt wird.
Frauenanteil in den Spitzengremien vs. Frauenanteil der Mitglieder
Ganz so schlimm ist es bei den Apothekerkammern also nicht. In Anbetracht eines Frauenanteils von 70,5 Prozent (Ende: 2017) bei den Approbierten sind aber auch hier die Frauen unterrepräsentiert. Die Forderung der Grünen, dass der Frauenanteil in den Spitzengremien dem der Mitglieder entsprechen soll, ist definitiv nicht einmal ansatzweise erfüllt. Und auch bei der Dachorganisation, der ABDA, ist Luft nach oben: Im 13-köpfigen geschäftsführenden Vorstand, vielleicht das wichtigste Gremium in der Standesvertretung, sind lediglich zwei Frauen vertreten: Ursula Funke und die Angestellten-Vertreterin Cynthia Milz aus Bayern. Der ABDA-Gesamtvorstand besteht aus 40 Personen. Nur acht davon sind Frauen.
Bei den Verbänden sieht es übrigens nicht viel besser aus: Hier gibt es mit Christiane Lutter (Bremen) und Claudia Berger (Saarland) lediglich zwei weibliche Vorsitzende. Bei den Apothekenleitern steigt der Frauenanteil immerhin. So waren es 2011 noch 46,7 Prozent. 2017 lag der Anteil der Leiterinnen bereits bei 48,4 Prozent. Und der Trend könnte sich fortsetzen: Die Apobank hat die von ihr begleiteten Apothekengründungen im vergangenen Jahr geschlechterspezifisch unter die Lupe genommen und dabei festgestellt, dass 60 Prozent der „Jungunternehmer“ Frauen waren – 2015 waren es noch 55 Prozent.
3 Kommentare
Frauenquote
von Julia Borsch /DAZ.online am 19.10.2018 um 9:42 Uhr
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Frauenquote
von Ratatosk am 19.10.2018 um 9:34 Uhr
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Frauenquote
von Bernd Küsgens am 18.10.2018 um 11:34 Uhr
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