Spahn Entfacht Diskussion

Gesund leben-Apotheker wollen impfen

Berlin - 17.10.2018, 15:45 Uhr


                                
                                        


                                        In anderen Ländern sind Impfungen in der Apotheke längst etabliert - in Deutschland startet nun die Diskussion. ( r / Foto: tuiphotoengineer/ stock.adobe.com)

In anderen Ländern sind Impfungen in der Apotheke längst etabliert - in Deutschland startet nun die Diskussion. ( r / Foto: tuiphotoengineer/ stock.adobe.com)


Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat vergangene Woche beim Deutschen Apothekertag in München verschiedene Themen genannt, über die er mit den Apothekern sprechen möchte – unter anderem das Impfen. Während die ABDA von Impfungen in der Apotheke bislang nichts wissen will, zeigen sich die Kooperationsapotheken offen für eine solche Erweiterung des Leistungsangebots. Ausdrückliche Unterstützung für die Idee kommt nun vom Apotheken-Beirat der Gehe-Apothekenkooperation gesund leben.

Sollten in Apotheken Impfungen, etwa gegen Grippe, durchgeführt werden können? In den vergangenen Wochen entstand diese Frage immer wieder – etwa bei einer Diskussionsveranstaltung des Bundesverbands der Arzneimittel-Hersteller. Schließlich scheint dieses Angebot von Pharmazeuten in anderen Ländern eine Erfolgsgeschichte zu sein. Doch die ABDA gibt sich höchst bedeckt und will sich nicht dafür stark machen – nicht zuletzt, weil man den Ärzten nicht zu nahetreten will. Und so hat auch die Politik das Thema bislang nicht konkret auf den Tisch gebracht.

Das ist seit dem Deutschen Apothekertag (DAT) anders. Hier erklärte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU), er könne sich Impfungen in der Apotheke durchaus vorstellen. Das ruft nun die impfwilligen Apotheker auf den Plan. Denn die gibt es abseits ihrer Standesorganisation durchaus. Das zeigte kürzlich nicht nur eine Apokix-Umfrage. Auch der Bundesverband Deutscher Kooperationsapotheken (BVDAK) ging kurz vor dem DAT in die Offensive. In einem Positionspapier forderte er, das heilberufliche Angebot von Apotheken zu erweitern und sprach sich explizit für Impfungen in Apotheken aus – nach entsprechender Weiterbildung, versteht sich. Der Verband erklärte, dem Bundesgesundheitsministerium für Gespräche und ein Pilotprojekt zur Verfügung zu stehen.

Nun haben sich auch die gesund leben-Apotheken mit einer Pressemitteilung zu Wort gemeldet. Die Gehe-Kooperation ist eigenen Angaben zufolge mit 2.100 Mitgliedern die größte Apothekenkooperation Deutschlands. Sie ist zudem Mitglied des BVDAK. Ihr Apotheken-Beirat unterstützt die Forderung nach Impfungen in der Apotheke und sieht die Politik aufgerufen, hierfür die rechtlichen Voraussetzungen zu schaffen.

In andern Ländern funktioniert das auch!

Der gesund leben-Beiratsvorsitzende und Inhaber der SaXonia Apotheke-Internationale Apotheke in Dresden, Christian Flössner, sagte: „Gerade jetzt zur Grippezeit könne die Kompetenz der Apotheker genutzt werden, um die Durchimpfungsrate zu erhöhen”. Der von Teilen der Ärzteschaft vorgebrachten Kritik, dass Impfungen nur durch Ärzte durchgeführt werden könnten und eine Ausführung dieser Leistung durch Nicht-Ärzte eine Verschlechterung der medizinischen Versorgung zur Folge hätte, widerspricht Flössner ausdrücklich: „In vielen Ländern dieser Welt wird seit Jahren in Apotheken geimpft, ohne dass dadurch die medizinische Versorgung der Patienten schlechter geworden ist“. Vielmehr werde der Zugang für Patienten zu Impfungen verbessert. „Gerade das zusätzliche Angebot, sich in der Vor-Ort-Apotheke impfen lassen zu können, wird sich positiv auf die Durchimpfung der Bevölkerung auswirken. Apotheker sollten Mut und pharmazeutisches Selbstvertrauen haben”, meint der Pharmazeut. 

Auch das Argument, die zusätzliche Leistung in der Apotheke könne die Forderung der Ärzte nach einem Dispensierrecht auf den Plan rufen, weist Flössner zurück: „Das Vier-Augen-Prinzip von Arzt und Apotheker bei der Arzneimittelverordnung und -abgabe hat sich in den letzten Jahrhunderten bewährt und steht nicht zur Disposition“.

Impfen in der Apotheke ist derzeit unter anderem in Australien, Dänemark, Frankreich, Großbritannien, Irland, Kanada, Neuseeland, Portugal und der Schweiz üblich.



Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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