Datenerhebung für Politik und PR

ABDA startet eigenen Apotheken-Zensus

Berlin - 21.09.2018, 10:00 Uhr

Um bei der Politik künftig schlagkräftige Argumente zu haben, startet die ABDA ab dem 1. Oktober eine große Online-Befragung unter allen Apothekeninhabern und -leitern. ( j /Foto: Imago)

Um bei der Politik künftig schlagkräftige Argumente zu haben, startet die ABDA ab dem 1. Oktober eine große Online-Befragung unter allen Apothekeninhabern und -leitern. ( j /Foto: Imago)


Seit Jahren hat die ABDA ein Lobby-Problem: Weder die Politik noch die Kassen wollen sich auf die von der Standesvertretung vorgelegten Zahlen zum Apothekenmarkt verlassen. Auch deswegen hatte das Bundeswirtschaftsministerium das Honorargutachten in Auftrag gegeben. Das will die ABDA nicht auf sich sitzen lassen und kündigte schon vor einiger Zeit neue, große Datenerhebungen an. In Form einer Online-Umfrage unter allen Apotheken soll dieses Datenpanel nun aufgebaut werden. Inhaber und Leiter erhalten sogar eine Aufwandsentschädigung.

Immer wieder hatte es in den vergangenen Jahren rund um das Apothekenhonorar Diskussionen gegeben: Die Apotheker fordern neue Zusatzhonorare und eine dynamische, also regelmäßige und automatische Anpassung, die Krankenkassen beschweren sich darüber, dass keine verlässlichen Daten zur tatsächlichen wirtschaftlichen Lage der Apotheker vorliegen. Das Bundeswirtschaftsministerium hatte im März 2016 daher eine Agentur mit der Erstellung eines Gutachtens beauftragt. In der Leistungsbeschreibung hieß es: „Für alle in der AMPreisV geregelten Preise und Preiszuschläge (Ausnahme: Tierarzneimittel) soll eine Datengrundlage erarbeitet werden, die die Prüfung der Erforderlichkeit einer quantitativen Anpassung der einzelnen Preisregelungen sowie des sachgerechten Ausmaßes einer erforderlichen Anpassung (Anpassungsbetrag) unter Anwendung verschiedener Berechnungswege (Ansätze) ermöglicht.“

Seit Dezember 2017 liegt dieses Gutachten nun vor. Doch sowohl die Datenanalyse als auch die Schlussfolgerungen der Agentur 2HM sind aus Sicht vieler Experten im Apothekenmarkt lücken- und fehlerhaft. So hatten beispielsweise der Diplom-Mathematiker Uwe Hüsgen und DAZ-Experte Thomas Müller-Bohn einige Rechenfehler im Gutachten entdeckt, aufgrund derer die Agentur zu ihren teils heftigen Empfehlungen kam, zu der auch eine drastische Absenkung des Fixhonorars zählt. Aus diesen Gründen kündigte die ABDA schon vor einigen Monaten an, dass man ein eigenes „Datenpanel“ erarbeiten wolle, um sowohl der Politik als auch den Kassen glaubhafte Statistiken über die wirkliche wirtschaftliche Situation der Apotheken vorlegen zu können.

ABDA: Online-Umfrage läuft zwei Monate

Dieses Projekt startet nun. Nach Informationen von DAZ.online sollen alle Apothekeninhaber und -leiter ab dem 1. Oktober dazu motiviert werden, an einer großen Online-Befragung teilzunehmen. In einem Schreiben der ABDA an ihre Mitglieder, das DAZ.online vorliegt, heißt es, dass die Datenerhebung dazu dienen soll, „repräsentative Auswertungen für die politische Arbeit, Vertragsverhandlungen, interne Meinungsbildung und Öffentlichkeitsarbeit“ ermöglichen sollen. Die ABDA will die Apotheker nun über die Mitgliedsorganisationen dazu motivieren, möglichst zahlreich teilzunehmen. Denn: Je mehr Inhaber und Leiter mitmachen, desto besser die Qualität der Datenerhebung.

330.000 Euro für das Datenpanel in 2019 eingeplant

Für die Online-Umfrage wurde eine eigene Internetseite eingerichtet. Sie soll acht Wochen laufen und anschließend analysiert werden. Die Befragung soll etwa 25 Minuten dauern, der Apotheker erhält für die Teilnahme eine Aufwandsentschädigung von 45 Euro. Zu den Inhalten der Umfrage heißt es laut ABDA-Info, dass es drei große Themenbereiche (Charakteristika der Apotheke, flächendecke Versorgung und betriebswirtschaftliche Daten) gibt. In diesen drei Blöcken geht es unter anderem um Themen wie Strukturdaten der Apotheke, ihre Personalstruktur, die Anzahl der Notdienste, eventuelle Rezeptsammelstellen, Versandhandelserlaubnis, den Absatz und Umsatz sowie die Warenwirtschaft.

ABDA: Daten werden absolut vertraulich behandelt

Für den Aufbau der Befragung und die Auswertung arbeitet die ABDA mit dem Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland (ZI) zusammen. Das ZI kennt sich aus mit Datenerhebungen: Regelmäßig misst das Institut die wirtschaftliche Lage tausender Arztpraxen. Die Forschungsergebnisse dienen den Trägern des ZI (KVen und KBV) unter anderem als Verhandlungsgrundlage in den jährlichen Honorar-Verhandlungen mit den Kassen. Was den Datenschutz betrifft, stellt die ABDA in ihrem Schreiben an die Mitglieder klar, dass alle Angaben der Apotheker „streng vertraulich“ behandelt werden. So würden die Daten vom Kooperationspartner „pseudonymisiert und aggregiert, sodass eine Identifizierung der einzelnen Teilnehmer nicht möglich ist“. Auch bei der Auswertung der Daten sei keine Identifikation einzelner Teilnehmer möglich.

Doch die Datenerhebung soll keine Eintagsfliege werden. Laut ABDA sollen die Inhaber und Leiter nun jedes Jahr aufs Neue zur Teilnahme am Apotheken-Zensus motiviert werden. Über die Kosten des neuen Datenpanels, etwa für den Kooperationspartner ZI, liegen DAZ.online keine genauen Daten vor. Aus dem inzwischen beschlossenen Haushaltsentwurf der ABDA für das Jahr 2019 geht jedoch hervor, dass 290.000 Euro aus einer Betriebsmittelrücklage in das Datenpanel fließen sollen. Insgesamt sollen 2019 330.000 Euro in die „Weiterentwicklung des Datenpanels“ fließen.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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3 Kommentare

Empfehlenswert neutrale Stelle einschalten

von Sibyllle von Oppeln-Bronikowski am 23.09.2018 um 14:41 Uhr

In solchen Fällen ist es nützlich, wenn eine neutrale Institution auf gesetzlicher Grundlage die Daten erhebt. So findet zB bei Tarifverhandlungen kein Streit mehr über die Datengrundlagen statt, da die Fakten für alle Seiten vom Statistischen Bundesamt (Destatis) bereitgestellt werden.

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Besser Spät, als nie

von Christoph Stackmann am 21.09.2018 um 14:00 Uhr

Zeit wird‘s.

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Ich bin ja keine Freundin der ABDA

von Christiane Patzelt am 21.09.2018 um 11:43 Uhr

aber wenn wir da nicht gesammelt mitmachen, dann ist uns WIRKLICH nicht mehr zu helfen! Wir haben momentan nur diese eine Vertretung (die ohne Frage strukturell und inhaltlich reformoert gehört), so schnell stampfen wir keine Gegenbewegung aus dem Boden -- und bei der Politik wird die ABDA nunmal unter der Hülle "Apothekervertretung" geführt! Ergo: Mitmachen!!!

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