Umfrage

Den Patienten ist die Arzneimittelqualität wichtiger als der Preis

Stuttgart - 10.09.2018, 14:00 Uhr

Weniger der Preis interessiert Patienten bei Arzneimitteln, vielmehr legen sie Wert auf gute Forschung und die Qualität der Medikamente. (s / Foto: vege / stock.adobe.com)

Weniger der Preis interessiert Patienten bei Arzneimitteln, vielmehr legen sie Wert auf gute Forschung und die Qualität der Medikamente. (s / Foto: vege / stock.adobe.com)


Was ist den Bundesbürgern bei Arzneimitteln wichtig? Der Preis? Interessiert sie der Wirkmechanismus ihres Medikamentes – oder finden sie eher Forschung und Entwicklung bei Arzneimitteln für seltene Erkrankungen oder für häufige Erkrankungen unverzichtbar? UCB hat eine repräsentative Umfrage gestartet. Manche Ergebnisse mögen überraschen.

Welche Aspekte liegen den Deutschen bei Arzneimitteln besonders am Herzen? Das interessierte den forschenden Pharmakonzern UCB. Im April dieses Jahres führte UCB eine repräsentative Online-Umfrage mit 1000 Teilnehmern durch. Sie fand im Rahmen der Marktforschungsstudie „Forschung und Entwicklung in der Pharmaindustrie“ statt. Was kam raus?

Nur bei 20 Prozent hat der Preis die wichtigste Bedeutung

Der Medikamentenpreis hat laut der UCB-Umfrage nur für 20 Prozent der Befragten Priorität. Für 40 Prozent der interviewten Bundesbürger ist hingegen ein hoher Qualitätsstandard in der Forschung und Entwicklung wichtig, das heißt, dass Arzneimittel umfangreich auf Nebenwirkungen und potenzielle Risiken überprüft werden. Allzu überraschend ist dies nicht: Soweit die Umfrageteilnehmer dabei verschreibungspflichtige Arzneimittel im Sinn haben, bezahlen hierfür ohnehin die Krankenkassen. Allerdings sagen auch 22 Prozent, dass nur Medikamente entwickelt werden sollten, die auch bezahlbar sind.  

Forschung und Entwicklung sind wichtiger als Arzneimittelpreis

Diese Forderung lässt sich unter Umständen schwer mit dem Forschungsstandort Deutschland unter einen Hut bringen. Sind Wirkstoff- und Arzneimittelproduktion mittlerweile zu großen Teilen in Ländern wie China oder Indien angesiedelt, will ein Viertel der Bundesbürger das im Bereich der Forschung und Entwicklung von Arzneimitteln nicht. Laut Angaben von UCB legen insbesondere ältere Menschen (ein Drittel der über 60-Jährigen) Wert darauf, dass Pharmakonzerne in Deutschland forschen.

Arzneimittel für seltene Erkrankungen entwickeln

Was vielleicht erstaunen mag: laut der Umfrage ist Arzneimittelforschung bei seltenen Erkrankungen den Bundesbürgern wichtiger als ihr eigenes Portmonnaie. 38 Prozent der Befragten messen der Entwicklung von Orphan Drugs eine wichtige Bedeutung bei, 31 Prozent möchten hingegen, dass vorrangig Medikamente entwickelt werden, die sehr vielen Menschen helfen.

Stiftung Warentest kommt zu ähnlichen Ergebnissen

Dass der Arzneimittelpreis nicht die allerwichtigste Rolle bei Patienten spielt, zu diesem Ergebnis kam bereits eine repräsentative Umfrage im vergangenen Jahr von Stiftung Warentest. Über 15.000 Menschen gaben 2017 ihr Feedback über die Anzahl ihrer täglichen Arzneimittel und was ihnen beim Kauf wichtig ist. Laut Stiftung Warentest fanden damals alle Umfrageteilnehmer die Wirksamkeit ihrer Arzneimittel „sehr wichtig“ oder zumindest „wichtig“.

Wohingegen Preis und Darreichungsform der Medikamente bei Patienten – laut Stiftung Warentest – wohl eine eher untergeordnete Rolle spielten, sogar bei OTC. Nur knapp über zehn Prozent der Umfrageteilnehmer bezogen diese Aspekte in die Überlegung zur Arzneimitteleinnahme mit ein. Allerdings gaben 70 Prozent an, dass sie in der Apotheke nach güns­tigeren Alternativen fragen, wenn ihnen ein rezept­freies Mittel zu teuer erscheint.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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6 Kommentare

Den Patienten ist die Arzneimittelqualität wichtiger als der Preis

von Stefan Haydn am 11.09.2018 um 19:21 Uhr

Klingt gut, ist aber nur die halbe Wahrheit. Solange die GKV die Kosten übernimmt mag das zutreffen. Hier möchte man natürlich nur das Beste, egal was es kostet.

Geht es aber an den eigenen Geldbeutel, soll es so wenig kosten wie möglich. Wie sonst ist denn der rasante OTC-Zuwachs im Versandhandel jedes Jahr zu erklären?
Mit dem Einsparen der Zuzahlung auf Verschreibungspflichtiges geht man ja noch einen Schritt weiter.

Selbstbelügen ist wenig zielführend.

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Den Patienten ist die Arzneimittelqualit

von Kritiker am 12.09.2018 um 8:12 Uhr

Lockangebote der Versender für OTC Basics sind IMO für deren Erfolg in hohem Maße verantwortlich. Typische Versandhandelskunden werden zB von Preisen für 50 Ibu 400 mg von unter 3 Euro bzw 50 Ibu Lysin 684 mg von unter 6 Euro angezogen. Und qualitätsbewussten Kunden stößt übel auf, dass sie beim Versender unter 14 Euro für 50 Dolormin Extra gegenüber knapp 22 Euro in der lokalen Apotheke zahlen.

vereinfachtes Upgrade auf Originalpräparat

von Kritiker am 10.09.2018 um 16:17 Uhr

BTW, wünschenswert ist für GKV Patienten vereinfachtes Upgrade vom verordneten Generikum auf Originalpräparat ohne den Umweg Privatrezept.

Mit anderen Worten, die Apotheke sollte die Möglichkeit haben, dem Patienten das Generikum gegen etwaige Zuzahlung oder optional das Originalpräparat gegen Zahlung der Differenz zwischen GKV Anteil und Preis des Originalpräparats auszuhändigen.

Ich weiß, hierfür müssten gesetzliche Regelungen geändert werden und die GKV müsste mitmachen. Also praktisch nicht erfüllbare Utopie.

» Auf diesen Kommentar antworten | 3 Antworten

AW: vereinfachtes Upgrade auf Originalprä

von Christian Becker am 11.09.2018 um 8:40 Uhr

Die Möglichkeit gibt's schon.
Abgabe Wunscharzneimittel.
Kunde zahlt es zunächst selbst, bekommt Kopie vom Rezept, reicht es bei der Kasse ein und bekommt einen Teil erstattet. Kommt auf's Gleiche raus.

AW: vereinfachtes Upgrade auf Originalprä

von Heiko Barz am 11.09.2018 um 12:16 Uhr

Natürlich ist diese Austauschmöglichkeit uns allen bekannt.
Nur die Praxis ist doch sehr überschaubar.
Der Frust der Patienten über die von den KKassen vorgenommenen Bearbeitungskosten und die daraus folgende „Rückzahlung“ ist für mich nachvollziehbar.
Anfänglich wurden auch einzige Transaktionen in dieser Weise durchgeführt, aber mehr als 10 Prozesse dieser Art sind mir in all den Jahren nicht untergekommen.
Bürokratiehysterie!
Der einfache Weg, wie oben beschrieben, wäre eine übersichtliche und logische Transaktion, nur Logik darf es in unserem Land nun einmal nicht geben.
Also weg mit Rabattverträgen ( Valsartan etc ), die gesundheitlich nebulös gehalten werden und seit 2004 nur zu Verunsicherung der Patienten beigetragen haben! Weg mit Importen, Reimporten und Parallelimporten somit hätten griechische -, Italienische - und lunapharm-Exzesse gar nicht stattgefunden.

AW: vereinfachtes Upgrade auf Originalprä

von Kritiker am 12.09.2018 um 8:21 Uhr

@Christian Becker

Diese Alternative war mir als eher theoretische Alternative bekannt.

Das machte in meinem Umfeld ein Büroangestellter 1 mal. Dann zog er wg geringer Erstattung nach langer Wartezeit der Einfachheit halber das Privatrezept vor.

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