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ARD-Kontraste: Lunapharm importierte schon 2013 griechische Arzneimittel
Das ARD-Magazin Kontraste hat in der sogenannten Lunapharm-Affäre nachgelegt. Im Juli hatte das TV-Magazin enthüllt, dass der Brandenburger Händler Lunapharm jahrelang mutmaßlich gestohlene Arzneimittel nach Deutschland importierte. Neuen Erkenntnissen zufolge soll der Händler, dessen Lizenz derzeit ruht, schon 2013 mit einer griechischen Apotheke illegale Geschäfte betrieben haben.
Der Skandal um den Import mutmaßlich gestohlener Arzneimittel aus Griechenland und Italien scheint sich auszuweiten. Denn das ARD-Magazin Kontraste, das schon im Juli Enthüllungen rund um den Brandenburger Arzneimittelhändler Lunapharm veröffentlicht hatte, hat am gestrigen Donnerstagabend weitere Rechercheergebnisse publiziert. Konkret geht es um den Zeitraum, in dem Lunapharm aus dem brandenburgischen Mahlow mutmaßlich gestohlene Arzneimittel aus anderen Ländern importierte.
Bislang ging es in den Ermittlungen der Landesbehörden lediglich um den Zeitraum 2015 bis 2017. Dementsprechend wurden auch die hierzulande belieferten Apotheken informiert: DAZ.online hatte beispielsweise kürzlich über eine Berliner Apothekerin berichtet. Die Pharmazeutin hatte auf ihrer Homepage eine Erklärung für Patienten veröffentlicht, in der es um vier verschiedene Arzneimittel ging, die zwischen 2015 und 2017 abgegeben wurden.
Zuletzt war bekannt geworden, dass zwischen 2015 und 2017
mehr als 4600 Arzneimittelpackungen aus Griechenland nach Deutschland
über Lunapharm importiert wurden. Dazu kommt eine unbekannte Zahl aus Italien.
Wie diese Medikamente nach Deutschland gelangten und ob der Transport
regelkonform ablief, ist jedoch völlig unklar. Kontraste bezieht sich nun auf
die Ermittlungen der griechischen Polizei und „Abhörprotokolle“: Demnach hat
Lunapharm die Arzneimittel schon 2013 aus einer Apotheke in Athen bezogen, die Zahl der betroffenen Patienten könnte deutlich größer sein, als bislang angenommen.
Im TV-Magazin wurden Gesprächsprotokolle zwischen dem Apotheker aus Griechenland, der für den Schmuggel federführend gewesen sein soll, und einem Zwischenhändler gezeigt, in denen es darum geht, zu welchem Preis die Arzneimittel an Lunapharm verkauft werden. Laut Kontraste sitzt der Apotheker inzwischen aber im Gefängnis, die griechische Polizei soll in seiner Apotheke mehrere mutmaßlich gestohlene Arzneimittel gefunden haben.
Europäisches Netzwerk um griechische Apotheke
Den Recherchen zufolge soll sich um die griechische Apotheke, aus der die Arzneimittel geliefert wurden, ein ganzes „europäisches Netzwerk“ gebildet haben. So sollen die mutmaßlich gestohlenen Präparate über weitere Zwischenhändler auch in den Niederlanden und der Schweiz gelandet sein. Eine Spur führe auch zu einer Apotheke in Neapel, so Kontraste. Auch ein weiterer Zwischenhändler in Deutschland sei in Verdacht geraten. In der Schweiz und bei dem deutschen Händler „Rheingold“ sollen weitere Durchsuchungen stattgefunden haben.
Erneut erhebt die Kontraste-Redaktion auch schwere Vorwürfe gegen Brandenburgs Gesundheitsministerin Diana Golze (Linke) und Brandenburgs Arzneimittelaufsicht. Konfrontiert mit der neuen Erkenntnis, dass Lunapharm schon früher verdächtige Ware nach Deutschland eingeführt haben könnte, sagte Golze gegenüber Kontraste lediglich: „Das ist mir nicht bekannt. Mein Kenntnisstand bezieht sich auf den Zeitraum 2015 bis 2017.“ Zitiert wird auch ein anonymer „Informant“ eines anderen Händlers aus Brandenburg, der erklärt, dass die Kontrollen im Land „lasch gehandhabt“ werden. Um welche Arzneimittelimporte es bei diesem „anderen Händler“ gehen soll, bleibt jedoch unklar.
Heftige Kritik an Ministerin Golze und den Behörden
Schließlich wird in dem Beitrag auch nochmals die von Golze einbestellte Taskforce zur Aufklärung des Falles erwähnt. Die Besetzung der Experten-Gruppe war schon mehrfach öffentlich kritisiert worden, auch DAZ.online hat sich die Besetzung genauer angeschaut und hinterfragt. In ARD-Kontraste wird nun kritisiert, dass die tatsächlich in Verkehr gebrachten Arzneimittel nicht mehr untersucht werden können, sondern nur die Rückstellmuster.
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Ist die Taskforce geeignet, den Brandenburger Skandal aufzuklären?
Politisch gesehen könnte sich die Lunapharm-Affäre in der kommenden Woche zuspitzen – denn dann will die Taskforce erste Ergebnisse präsentieren. Zu diesem Anlass hat der Gesundheitsausschuss des Brandenburger Landtags eine weitere Sondersitzung einberufen, die dritte in der diesjährigen Sommerpause wegen Lunapharm.
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