Geplante Ausbildungsreform

TGL-Vorschlag: ein Jahr praktische Ausbildung für PTA

Stuttgart - 23.08.2018, 11:30 Uhr

Die TGL Nordrhein wünscht sich bezüglich der geplanten Ausbildungsreform, dass die praktische PTA-Ausbildung um ein Jahr verlängert wird. ( r / Foto: Imago)

Die TGL Nordrhein wünscht sich bezüglich der geplanten Ausbildungsreform, dass die praktische PTA-Ausbildung um ein Jahr verlängert wird. ( r / Foto: Imago)


Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) möchte die PTA-Ausbildung grundsätzlich reformieren und in manchen Bereichen neugestalten. Seine Äußerungen rief die Tarifgemeinschaft der Apothekenleiter Nordrhein (TGL Nordrhein) auf den Plan. Sie schickte ihr Konzeptpapier zur Novellierung der PTA-Ausbildung an Spahn. Ein zentrales Element des TGL-Papiers: Die Tarifgemeinschaft schlägt eine Verlängerung der praktischen PTA-Ausbildung auf ein Jahr vor. Spahn liegen inzwischen drei verschiedene Vorschläge zu der Reform aus dem Apothekerlager vor.

In einer seiner letzten wöchentlichen Facebook-Diskussionen hat Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) durchblicken lassen, dass es ihm in dieser Legislaturperiode auch um eine grundsätzliche Reform der PTA-Ausbildung gehe, bei der nicht nur die Frage der Schulfinanzierung, sondern auch Themen wie die Ausbildungsdauer oder das Verhältnis zwischen Arbeitgebern und Schulen aufgegriffen werden könnten. Für ihn ist der PTA-Beruf „ein wichtiger Gesundheitsberuf“, daher sollte man die Ausbildung modernisieren, „auch die Frage der Schulzeit gehört mit dazu“, ließ Spahn verlauten.  

Bei der TGL rannte der Minister mit seinen Äußerungen offene Türen ein. Denn, so heißt es im Papier, über die Notwendigkeit der Anpassung der PTA-Ausbildung an neue Anforderungen könne kein Zweifel bestehen. Schwierig gestalte sich dagegen die Einigung um deren Durchführung. Nach Auffassung der TGL machen zwei Aspekte eine Überarbeitung der bisherigen PTA- Ausbildung unumgänglich: der zunehmende Fachkräftemangel sowie neue fachliche Inhalte.

Fachkräftemangel und Lerninhalte

Wie die TGL ausführt, sei der vorhandene Fachkräftemangel nicht nur dem demographischen Wandel geschuldet. „Die Attraktivität eines Berufs wird neben einem angemessenen Gehalt wesentlich durch Aufstiegschancen und Weiterentwicklungsmöglichkeiten geprägt. Über eine höhere Qualifizierung ergeben sich Perspektiven für eine berufliche Weiterentwicklung, insbesondere, wenn der Abschluss mit der Fachhochschulreife verbunden ist“, heißt es in dem Papier.

Das PTA-Berufsgesetz stammt aus dem Jahr 1968, das Curriculum der PTA-Ausbildung wurde 1997 geändert ­– „eine Anpassung an neue Lerninhalte ist daher zwingend notwendig und kann nicht durch eine bloße Modulation der vorhandenen Struktur bei gleicher Ausbildungsdauer, wie von der ABDA 2013 verabschiedet und noch nicht in Kraft, ersetzt werden“, so das TGL-Papier. Zur weiteren Begründung für eine Änderung nennt das Papier auch die neue Apothekenbetriebsordnung und gesetzlich verankerte Beratungsleistungen, die weiterentwickelt würden und für das Image des Berufstandes von höchster Priorität seien. Hinzu kämen sich ständig verkomplizierende Vertragsgrundlagen, die ein hohes Maß an Kommunikationsfähigkeit erfordern. Dies alles mache eine Verlängerung der Ausbildung unumgänglich, schreibt die TGL. 

Für eine Reformierung der PTA-Ausbildung schlägt die TGL Nordrhein daher vor: „Die PTA-Ausbildung wird in zwei Jahre theoretische Ausbildung und ein Jahr praktische Ausbildung mit begleitendem Unterricht geteilt. Für das Curriculum bedeutet dies, dass einzelne Fächer im 3. Ausbildungsjahr vertieft werden. Dies dient der Entlastung der beiden Theoriejahre und bietet Zeit für neue Inhalte. Gleichzeitig ist die Motivation der Auszubildenden im 3. Ausbildungsjahr höher, wenn sie den direkten Praxisbezug vor Augen haben. Die Notwendigkeit bestimmter Lerninhalte kann besser verstanden und direkt geübt werden. Das schafft eine erhöhte Lernbereitschaft und bietet die Möglichkeit, Theorie und Praxis viel enger miteinander zu verzahnen, was der Nachhaltigkeit des Lernerfolgs zugutekommt.“

Zwei Jahre Theorie, ein Jahr Praxis

Auch zur Ausbildungsvergütung hat sich die TGL Gedanken gemacht: „Sie sollte im 2. Halbjahr des Praktikums deutlich erhöht sein. Für den ausbildenden Apotheker ist diese Form der Begleitung als Entlastung gedacht. Die Auszubildenden haben durch praktikumsbegleitenden Unterricht, der in ‚ihrer‘ PTA-Schule stattfinden sollte, ein vertrautes Umfeld außerhalb des neuen Arbeitsplatzes, in dem sie ihre ersten praktischen Erfahrungen kommunizieren können und in dem ihnen zusätzliche Hilfe zur Verfügung steht. Neben gezieltem Kommunikationstraining können Bereiche wie Gesetzeskunde, Rezepturen, Laborprüfungen, Computerkenntnisse, Interaktionschecks und Kenntnisse zu Arzneimitteln in der Selbstmedikation behandelt werden.“ Nach Ansicht der TGL bietet die Verlängerung des Unterrichts für die Auszubildenden eine Verbesserung ihrer Qualifikation: „Aktuelle, notwendige theoretische Grundlagen gefolgt von konkreter praxisbezogener Schulung sichert die Qualität einer anspruchsvollen modernen Berufsausbildung.“

Ein Ausbildungsnachmittag pro Woche

Für die Tarifgemeinschaft ist es zudem denkbar, einen „Ausbildungsnachmittag“ pro Woche in der PTA-Schule festzulegen. Die Auszubildenden sollten an einem Nachmittag pro Woche drei Stunden Unterricht an der PTA-Schule erhalten: „Wenn ein Wochentag gewählt wird, an dem die beiden Theorie-Jahrgänge keine ‚Langtage‘ haben“, so das TGL-Papier, „stellt sich die Frage der Räumlichkeiten nicht. Ausgehend von drei Unterrichtsstunden pro Woche in einem Ausbildungsjahr ergibt sich eine ungefähre Stundenzahl von 120 im 3. Ausbildungsjahr. Bei der im Moment zugrundeliegenden Vergütung für Lehrkörper (Beispiel Essen) würden sich die Kosten auf ca. 3.000 Euro pro Jahr belaufen.“

Weiterbildung ausbauen

PTA sollten aber nicht nur ausgebildet werden, es sollten den PTAs auch Perspektiven der persönlichen Weiterentwicklung in der Apotheke ermöglicht werden und Weiterbildungsangebote offenstehen. „Gut ausgebildete, motivierte PTAs werden sich weiterbilden wollen“, ist die TGL überzeugt, „von engagierten, kompetenten Mitarbeitern profitieren alle: der/die PTA selbst, der/die Apotheker(in) und nicht zuletzt die Kunden. Die Attraktivität eines Arbeitsplatzes ist nur dann langfristig gegeben, wenn man sich in seinem Berufsumfeld entwickeln kann.“

Mehrere unterschiedliche Vorschläge

Spahn liegen inzwischen mehrere unterschiedliche Vorschläge zur Reform der PTA-Ausbildung vor. Ende Juli hatten die Apothekengewerkschaft Adexa und der PTA-Bundesverband BVpta ein gemeinsames Positionspapier zur Novellierung des PTA-Berufsbildes vorgelegt und an die Mitglieder des Gesundheitsausschusses im Bundestag verschickt. Statt 24 Monaten soll die PTA-Fachschule künftig 30 Monate besucht werden müssen. Die Praktikumszeit soll bei sechs Monaten bleiben. Adexa und dem BVpta geht es darum, die Ausbildungsschwerpunkte nach zeitgemäßen Erfordernissen aufzustocken und die Standards überdies bundesweit anzugleichen.

Mehr zum Thema

Die ABDA hatte ebenfalls früh angekündigt, dass sie sich zuständig fühlt. ABDA-Präsident Friedemann Schmidt hatte erklärt, dass man bezüglich der PTA-Ausbildung in Kontakt mit dem BMG stehe. Gegenüber DAZ.online stellte ein ABDA-Sprecher zuletzt allerdings klar, dass ABDA/BAK damals wie heute für die Beibehaltung der bisherigen Ausbildungsstruktur plädieren, also zwei Jahre Lehrgang und daran anschließend sechs Monate Praktikum.



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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