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MdB Sylvia Gabelmann (Linke)
„Wir fordern die Abschaffung der Rabattverträge und der Importquote“
Die Valsartan-Verunreinigungen und die Lunapharm-Affäre beschäftigen auch die Bundespolitik. Die SPD-Gesundheitsexpertin Sabine Dittmar hatte am gestrigen Mittwoch eine größere Reform ausgeschlossen und die Aufsichtsbehörden in die Pflicht genommen. DAZ.online hat nun bei der einzigen Apothekerin im Bundestag, Sylvia Gabelmann (Linke), nachgefragt, wie sie als Expertin die Lage einschätzt und was ihre Fraktion unternehmen würde. Es zeigt sich: Die Linke würde sich vor einer größeren Umstellung des Systems nicht scheuen.
Nicht nur Patienten, sondern auch Apotheker haben sowohl bei den Valsartan-Verunreinigungen als auch in der Lunapharm-Affäre noch viele offene Fragen. In den vergangenen Tagen ist aus beiden Skandalen auch eine politische Debatte entstanden: Wegen der Affäre um mutmaßlich gestohlene Arzneimittel aus Griechenland fordern Apotheker und die AOK Baden-Württemberg erneut das Ende der Importquote, die Importeure wollen sie verständlicherweise behalten. Und aus der Valsartan-Krise resultiert erneut eine Diskussion über die Rabattverträge, die Preispolitik bei Generika und die Produktionsstandorte der Pharmakonzerne.
Am gestrigen Mittwoch erklärte Sabine Dittmar, gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, dass sie keinen großen Reformbedarf sehe. Die Quote und das Preissystem im Arzneimittelbereich wolle sie beibehalten. Vielmehr sei insbesondere wegen der Lunapharm-Affäre nun aber eine lückenlose Aufklärung durch die Aufsichtsbehörden nötig, so Dittmar. DAZ.online hat sich nun bei der Oppositionsfraktion Die Linke umgehört: Dort ist für alle Arzneimittelthemen die einzige Apothekerin im Bundestag, Sylvia Gabelmann, zuständig.
DAZ.online: Frau Gabelmann, Sie als Apothekerin wissen ja, welchen Stellenwert Importarzneimittel und die Quote in den Apotheken haben. Nun streiten sich die Interessenverbände erneut um die Sinnhaftigkeit der Quote. Auf welcher Seite stehen Sie?
Gabelmann: Ich erinnere mich noch an die zerschnippelten Tablettenblister mit spanisch beschrifteter Packung. Eine vertrauensfördernde Maßnahme in das Risikoprodukt Arzneimittel war das jedenfalls nicht. Die Importquote war schon immer untauglich und ist nun vollends überflüssig. Die Linke hat sich seit Langem für die Abschaffung der Importquote ausgesprochen. Sie ist nicht nur ein bürokratisches Monstrum, sie erfüllt nicht einmal ihren Zweck. Sie ist eingeführt worden, als es noch keine Preisregulation für neue Arzneimittel gab und um die Originalhersteller bei der Preisgestaltung wenigstens ein bisschen unter Druck zu setzen. Sie war schon damals ein trauriges Eingeständnis für das politische Versagen, im Interesse des solidarisch finanzierten Gesundheitssystems für realistische Arzneimittelpreise zu sorgen.
DAZ.online: Mit Blick auf die Lunapharm-Affäre und die Verunreinigungen in Valsartan fordert die ABDA eine große, grundlegende Reform: Entweder seien schärfere Kontrollen notwendig oder neue Preisregulierungen. Wie sehen Sie das?
Gabelmann: Qualitätskontrolle und Preisregulation erfüllen unterschiedliche Zwecke und sollten nicht gegeneinander aufgewogen werden. Die Linke fordert eine konsequente Preisregulation bei neuen, patentgeschützten Arzneimitteln und eine vernünftige Preispolitik bei Generika. Die Überwachung ist unter anderem dafür da, die Qualität der Arzneimittel zu gewährleisten. Beides ist gleichermaßen notwendig.
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