Nicht nur Patienten, sondern auch Apotheker haben sowohl bei
den Valsartan-Verunreinigungen als auch in der Lunapharm-Affäre noch viele
offene Fragen. In den vergangenen Tagen ist aus beiden Skandalen auch eine
politische Debatte entstanden: Wegen der Affäre um mutmaßlich gestohlene
Arzneimittel aus Griechenland fordern Apotheker und die AOK Baden-Württemberg
erneut das Ende der Importquote, die Importeure wollen sie
verständlicherweise behalten. Und aus der Valsartan-Krise resultiert erneut
eine Diskussion über die Rabattverträge, die Preispolitik bei Generika und die
Produktionsstandorte der Pharmakonzerne.
Am gestrigen Mittwoch erklärte Sabine Dittmar,
gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, dass sie keinen großen
Reformbedarf sehe. Die Quote und das Preissystem im Arzneimittelbereich wolle
sie beibehalten. Vielmehr sei insbesondere wegen der Lunapharm-Affäre nun aber
eine lückenlose Aufklärung durch die Aufsichtsbehörden nötig, so Dittmar.
DAZ.online hat sich nun bei der Oppositionsfraktion Die Linke umgehört: Dort
ist für alle Arzneimittelthemen die einzige Apothekerin im Bundestag, Sylvia Gabelmann,
zuständig.
DAZ.online: Frau Gabelmann, Sie als Apothekerin wissen ja,
welchen Stellenwert Importarzneimittel und die Quote in den Apotheken haben.
Nun streiten sich die Interessenverbände erneut um die Sinnhaftigkeit der
Quote. Auf welcher Seite stehen Sie?
Gabelmann: Ich erinnere mich noch an die zerschnippelten
Tablettenblister mit spanisch beschrifteter Packung. Eine vertrauensfördernde
Maßnahme in das Risikoprodukt Arzneimittel war das jedenfalls nicht. Die Importquote war schon immer untauglich und ist nun vollends überflüssig. Die
Linke hat sich seit Langem für die Abschaffung der Importquote ausgesprochen.
Sie ist nicht nur ein bürokratisches Monstrum, sie erfüllt nicht einmal ihren
Zweck. Sie ist eingeführt worden, als es noch keine Preisregulation für neue
Arzneimittel gab und um die Originalhersteller bei der Preisgestaltung
wenigstens ein bisschen unter Druck zu setzen. Sie war schon damals ein
trauriges Eingeständnis für das politische Versagen, im Interesse des
solidarisch finanzierten Gesundheitssystems für realistische Arzneimittelpreise
zu sorgen.
DAZ.online: Mit Blick auf die Lunapharm-Affäre und die
Verunreinigungen in Valsartan fordert die ABDA eine große, grundlegende Reform:
Entweder seien schärfere Kontrollen notwendig oder neue Preisregulierungen. Wie
sehen Sie das?
Gabelmann: Qualitätskontrolle und Preisregulation erfüllen
unterschiedliche Zwecke und sollten nicht gegeneinander aufgewogen werden. Die
Linke fordert eine konsequente Preisregulation bei neuen, patentgeschützten
Arzneimitteln und eine vernünftige Preispolitik bei Generika. Die Überwachung
ist unter anderem dafür da, die Qualität der Arzneimittel zu gewährleisten.
Beides ist gleichermaßen notwendig.
0 Kommentare
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.